Spinnangeln -Die Sinne der Fische-

Spinnangeln – Die Sinne der Fische –
Fische erfassen grundsätzlich mit Hilfe verschiedener Sinne ihre Nahrung.
Diese Feststellung muss auch den Ausgangspunkt bilden, wenn man mit künstlichen Ködern, speziell mit der Spinnangel. Ein Spinnangelköder wird vom Fisch sowohl optisch, gleichzeitig aber auch durch die von ihm ausgehenden Druckwellen und Eigengeräusche mechanisch wahrgenommen. Die Frage ist, welche Sinne es dem Fisch am besten ermöglichen, die Täuschung zu erkennen. Die optischen Sinne der Fische sind am schwersten zu täuschen. Die mechanischen Sinne sollen keinesfalls unterschätzt werden, doch gelingt es m.E. eher, einen Fisch zum Anbiss zu bringen, wenn der Köder möglichst nur von den mechanischen Sinnen erfasst wird und der Fisch nicht oder kaum Gelegenheit hat, ihn lange zu beäugen.
Der erste Wurf mit dem Spinnköder sollte zuerst oberhalb des Standortes ein, um ihn am Einstand, also an der Nase des Fisches vorbeizuführen. Der erste Wurf wird also stets so platziert, dass der Spinner direkt unterhalb des Standortes einfällt. Allein schon das platschende Einfallen des Köders teilt sich dem kurz oberhalb lauernden Fisch mit. In vielen Fällen fährt er blitzartig herum und fasst zu. Das Einfallgeräusch des Köders und der Biss fallen zeitlich scheinbar zusammen. Rührt sich nach einem solchen Wurf nichts, wird der Wurf stückchenweise verlängert, immer aber mit dem Ziel, den Köder zuerst in den Bereich des „Ferntastsinns“ zu bringen. Was passiert, wenn man den Fisch überwirft und der Köder von oberhalb auf den Standort zugeführt wird? Der Fisch wartet in der Mehrzahl der Fälle so lange, bis der Köder auf seiner Höhe ist. In der Zwischenzeit wird er schon gründlich beäugt. Nur ganz selten ist zu beobachten, dass der Fisch dem Köder entgegenschießt. Ist der Köder auf Höhe des Fisches, so wird er entweder wirklich genommen oder – und das passiert sehr häufig – der Fisch schert aus, folgt dem Köder, stupst ihn bestenfalls mit der Nase an, hütet sich aber zuzufassen, da er die Täuschung längst erkannt hat. In solchen Fällen nutzt oft nicht einmal ein Köderwechsel.
Die Fähigkeit des Fisches, einen Spinner optisch als billige Täuschung zu erkennen, hängt natürlich andererseits von vielen Faktoren ab. Zum einen sind es die konstruktionsbedingten Eigenheiten des Köders, also seine Form, Farbe, Größe, sowie seine Laufeigenschaften, zum anderen sind es die jeweiligen Licht- und Sichtverhältnisse, die sich dem Fisch bieten. Unter günstigen Licht- und Sichtverhältnissen, also in klaren Flachwasserbereichen erkennen die Fische sehr schnell, dass das Angebot eine Imitation ist. Hier sind folglich hohe Anforderungen an Form, Farbe, Größe und Laufeigenschaften des Köders erforderlich.
Längst ist bewiesen, dass es unter solchen Bedingungen nicht die bunten „Kriegsbemalungen“ der Spinner, Blinker und Wobbler sind, die die Fängigkeit bestimmen. Man muss sich doch fragen, wie Gerätehersteller dazu kommen, grüne, weiße und sonstige schreckfarbene Spinnköder herzustellen, die von der Färbung her in der Natur keine Parallele haben. Dass solche Gebilde unter bestimmten Umständen ihre Existenzberechtigung haben, nämlich als Reizköder zu wirken, ist in diesem Zusammenhang eine andere Frage. Erwiesen ist, dass gelbe, orange und rote Farbgebungen die Fängigkeit von Spinnködern für verschiedene Fischarten, so für die Forelle, den Hecht oder den Barsch erhöhen. Aber wie bereits begründet, wirken diese Färbungen nur dort auf den Fisch, wo ausreichend günstige Lichtverhältnisse vorhanden sind, dort also, wo die in der Augennetzhaut dieser Fische zahlreich vorhandene Zapfen angesprochen werden. In trüben, dunklen Gewässern oder in tiefen, lichtarmen Gewässerbereichen auf die bissfördernde Wirkung einer solchen Farbgebung zu hoffen, ist nahezu aussichtslos, denn hier werden lediglich die für das Dämmerungssehen (Schwarzweißsehen) zuständigen Stäbchen aktiviert. Die einzig sinnvolle Schlussfolgerung erscheint für die Köderwahl darin zu bestehen, Köder mit den richtigen Helligkeitswerten zu wählen.
Unter ungünstigen Sichtverhältnissen, das gilt besonders für das Beangeln größerer Gewässerabschnitte, in denen Fischeinstände nicht oder wenig bekannt sind, kommt der Laufeigenschaft des Spinnköders eine besondere Bedeutung zu. Köder, die während ihrer Führung starke taumelnde, rotierende, schwänzelnde Eigenbewegungen vollführen, erzeugen auch entsprechende Druckwellen, die sich im Wasser nach allen Seiten weithin verteilen. Mit Hilfe des „Ferntastsinns“ orten die Fische den Köder, können sich ihm gezielt nähern und ggf. zufassen.
Es hat sich gezeigt, dass Spinnköder in dunklen und trüben Gewässern wesentlich größer zu wählen sind, als in klaren und hellen. Größere Spinnköder üben –wahrscheinlich- stärkere mechanische Reize auf die Fische aus, die dann erforderlich sind, wenn optische Reize in solchen Gewässern wegen der Trübung und wegen der mangelnden Helligkeit untergehen.

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