-Schwere Grasfische auch im Main-

Grasfische  von Rainer Appel -mainkarpfen.de-

In letzter Zeit hört und liest man sehr viel über sogenannte „Graskarpfen“. DEN Graskarpfen an sich gibt es nicht, aber wir werden diesen Fisch hier weiterhin Graskarpfen nennen. Teilen wir doch einfach mal unter drei Arten auf: „Graskarpfen“, „Silberkarpfen“ und „Marmorkarpfen“. Der Graskarpfen wird auch „Weißer Amur“ genannt, der Silberkarpfen „Silber-Amur“, und den Marmorkarpfen nennt man Tolstolop. Im Allgemeinen spricht der Angler aber einfach vom „Graser“.

Graskarpfen haben einen langgestreckten und kräftigen-spindelförmigen  Körper. Die Rückenflosse steht ein wenig vor den Bauchflossen. Da seine Augen „tief liegen“, wirkt seine Stirn breit. Das Maul ist halbunterständig und verhältnismäßig groß. An den Kiemen des Graskarpfens sind strahlenartige Rillen auffällig. Die Rücken- und Schwanzflosse sind dunkel, die anderen Flossen eher hellgrau und die Schuppen sind schwarz gesäumt.

Silberkarpfen haben einen gedrungenen und hohen Körper und kleine Schuppen, denen der Schleie ähnlich. Sein Maul ist oberständig, der Rücken grau-grünlich, während die Seiten des Silberkarpfens silbrig sind. Seine Flossen sind dunkel, während die Afterflosse manchmal golden schimmert. Der Bauch bildet vom Kopf bis zur Afteröffnung einen schuppenlosen Kiel.

Marmorkarpfen wirken ebenfalls seitlich zusammengedrückt und seine kleinen Schuppen sind „wolkig“ marmoriert. Die Augen befinden sich in dem übermäßig großen Kopf und stehen noch tiefer als beim Silberkarpfen. Sein Maul ist oberständig.

Wo kommen die „Graser“ her?

Die eigentliche Heimat der Grasfische ist der Fluss Amur im Osten Asiens. Die Chinesen züchten den Weißen Amur schon seit mehr als 2.000 Jahren. Ca. Ende der 60er-Jahre wurden Grasfische in Deutschland eingeführt und kommen –wie wir ja wissen- mittlerweile in sehr vielen Gewässern bei uns vor. Und dies mit hohen Stückgewichten!

Wenn es im Sommer so richtig heiß ist, dann fühlen sich die Graser wohl. Sie sonnen sich und man sieht sie dort am ehesten, so die Sonne das Wasser am schnellsten erwärmt, gemütlich nahe unter der Wasseroberfläche ihre Bahnen ziehen. 10 Fische im Scharm sind keine Seltenheit, aber sobald sie irgendetwas störend empfinden, dies kann ein Schatten auf der Wasseroberfläche sein, bricht oft Panik aus und weg sind sie. Die Grasfische fühlen sich in stehenden Gewässern genauso wohl, wie in fleißenden. Hauptsache das Wasser erwärmt sich schnell und ist auch lange Zeit warm. Wird ein Seeteil besonders schnell erwärmt, finden sich hier die Graser schnell ein und genauso verhält es sich bei Warmwassereinleitungen in fließenden Gewässern.

Was fressen Grasfische?

Als Jungfisch ernährt sich der Graskarpfen von Zooplankton und Larven. Dann stellt er seine Nahrung auf weiche Unterwasserpflanzen wie z.B. Fadenalgen um. Je älter er wird, bevorzugt er härtere Pflanzen wie Schilf, oder Binsen, welche er problemlos mit seinen Schlundzähnen zermalmen kann.

Marmor- und Silberkarpfen ernähren sich von tierischem Plankton, das sie aus dem Wasser filtern. Die Fische schwimmen einfach mit offenem Maul und lassen so das Wasser durch ihre Mäuler strömen. Die feinen Lamellen zwischen Maulhöhle und Schlund filtern die schwebenden Kleinstlebewesen dann heraus.

Graskarpfen laichen in ihrer Heimat bei 21 bis 22 °C Wassertemperatur in stark fließenden Gewässern. Pro Kilogramm Körpergewicht des Rogners kann man von 50.000 bis 150.000 Eiern ausgehen.

Der Silberkarpfen laicht in Europa, wenn das Wasser ca. 24 °C erreicht hat. Geschlechtsreif wird der Silberkarpfen mit 6 oder 7 Jahren – der Marmorkarpfen übrigens auch -, dieser laicht bei ca. 25 °C Wassertemperatur ab. Soweit bekannt ist, laichen Grasfische in Deutschland nicht ab. 

Der Graskarpfen wird in seiner chinesischen Heimat bis zu 50 kg, der  Silberkarpfen bis zu 40 kg, der Marmorkarpfen bis zu 70 kg schwer. Experten sind sich einig, dass die Fische auch in Deutschland ihre Höchstgewichte erreichen können, zumal sie sehr schnell wachsen.

Wie alt Grasfische in natürlicher Umgebung (freier Wildbahn) werden, weiß man bislang noch nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass sie –ähnlich wie der Karpfen – über 40 Jahre alt werden können.

Der Name Graskarpfen ist eigentlich irreführend, da es sich um keinen Karpfen handelt. Er ist im Grunde ein Weißfisch, der zwischen Rotauge und Rotfeder einzuordnen ist. Damit der Grasfisch gut abwächst, muss das Gewässer pflanzenreich sein, und der Besatz an Grasfischen muss dem Pflanzenbestand angepasst sein. Zu viele „Graser“ können innerhalb eines Sommers ein komplettes Gewässer kahl fressen. Die Grasfische benötigen wenig Sauerstoff und deshalb gehen durch extreme Wärmeperioden oder lang anhaltendes dickes Eis relativ wenige dieser Fische ein.

Richtigen Hunger entwickeln Grasfische, wenn das Wasser zwischen 25 und 30 °C warm ist. Dann nimmt der Grasfisch bis zu 120 % seines Körpergewichtes an Nahrung auf. Der Hochsommer ist die beste Jahreszeit, den „Graser“ zu überlisten. Wenn mittags die Sonne hoch steht und so richtig einheizt, dann beißen diese Fische gerne an der Oberfläche. Auch nachts, wenn es nicht zu sehr abkühlt, gehen die Grasfische auf Nahrungssuche. Bei Wassertemperaturen unter 13 °C wird nur noch ein Minimum an Nahrung aufgenommen und es sind nur noch vereinzelte Fänge möglich.

Die effektivste Methode die Graskarpfen zu fangen ist das Oberflächenfischen, und hier sind wieder heiße, windstille Tage optimal geeignet. Einfach eine Weißbrotkruste als Wurfgewicht an den Haken, einwerfen und Ruhe bewahren. Sollten wir wegen zu weiter Entfernung zum Fisch eine Beschwerung brauchen, bietet sich eine durchsichtige Wasserkugel an. Auf jeden Fall ist robustes Gerät beim Angeln auf erforderlich. Eine kräftige Rute und eine Stationärrolle mit 0,35er Schnur ist ratsam. Auch der Kescher sollte nicht zu klein dimensioniert sein, da der Graskarpfen erst kurz vorm keschern so richtig Gas gibt. Anfüttern, einige Tage vor dem Ansitz, lohnt sich auf jeden Fall. Unsere Boilies für Karpfen schmecken auch den Grasern und die meisten werden wohl beim Karpfenfischen mit Boilies auf der Grundmontage gefangen.

Bei uns in der gegenüberliegenden Nachbarschaft Großkrotzenburg, wurde im Kraftwerksee ein Marmorkarpfen von 90 Pfund 200 Gramm auf Erdnuss-Boilie gefangen. Gerd H., der Fänger dieses „Monsters“ brauchte 2 ½ Stunden, bis er den Fisch an der 0,27er Schnur im Kescher hatte.     

    

  

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