„Meisterfischern über die Schulter geschaut“ -1985-

In der ersten Auflage von „Meisterfischern über die Schulter geschaut“ (Wolf-Bernd Wiemer-Limpert Verlag Wiesbaden 1985), wird u.a. auch unser „Tackle-Dealer“ vor Ort, Hubert Sprey vorgestellt (Angelcenter Sprey & Wolf, Hainburg).

Was hat denn unser Hubert 1985 angeltechnisch so gemacht?

Also hier der Artikel über ihn in „Meisterfischern über die Schulter geschaut“ von 1985.

 

Hubert Sprey

Dem immer ruhigen und stillen Hubert Sprey sieht man eigentlich gar nicht an, dass er am Wasser förmlich explodieren kann. Er gehört zu den besten deutschen Anglern überhaupt. Wie sportlich fair ein Wettfischer im Umgang mit der Kreatur sein kann, habe ich gesehen, als ich den Kaderfischer beim Training am Wasser beobachten konnte: Nasse Hände für jeden Fisch, der Haken lässt sich dank des angedrückten Widerhakens leicht lösen. Routine und Perfektion prägen das Bild des jungen Angelgerätehändlers aus Seligenstadt. Seine Freundin hat Verständnis dafür, dass er fast 52 Wochen im Jahr am Wasser ist. Dazu kommen noch viele Trainingsstunden. Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, bereitet er sich am Ort des Geschehens eine Woche lang vor. 1979 war er Bezirksjugendmeister, danach mehrfacher Landesverbandsmeister, 1981 Hessenmeister, mit seinen Mannschaftskameraden Deutscher Meister 1982 und fünfter der Vereinsweltmeisterschaften 1983.

Die Kaderausscheidungen 1983 konnte er für sich entscheiden. 1984 war er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz.

Rutenmaterial:

Wie fast alle anderen erfolgreichen Wettfischer hat Hubert Sprey Kopfrutenmaterial von kleinen Ukeleiruten (Längen ab 1,50m) bis zur langen Steckrute (Länge 12,50m). An beringten Ruten verfügt er über englische Matchruten um 4m und Teleskopruten bis 8m Länge.

Schnüre:

Verwendung finden braune Schnüre in den Stärken 0,08 bis 0,16mm.

Vorfächer:

Auch Hubert Sprey benutzt gerne Vorfächer, deren Stärken um 0,02mm geringer als die Hauptschnur sind. Nie knüpft er den Haken direkt an die Hauptschnur. Das Vorfach hat eine Standartlänge von 30 bis 40 cm, wird ausnahmsweise auch schon mal auf 60cm verlängert. Ein Vorfachschrot wird fast nie angeklemmt.

Haken:

Feine französische Haken der Größen 14 bis 20 in roter Färbung haben sich als sehr fängig erwiesen. Für die Angelei auf Brassen werden auch zuweilen langschenkelige, etwas dickerdrähtige Haken (rot) der Größe 16 oder 18 verwendet, die nicht so leicht ausschlitzen.

Posen:

Als Ukeleischwimmer kommen die sehr langgestreckten Eiformen in Betracht. Die Stillwasserposen haben schlanke Torpedoformen. Diese Posenart wird auch in langsameren Fließwasserstrecken benötigt. Im Strom hat sich Hubert Sprey mit der gedrungenen Tropfenform vertraut gemacht.

Besondere Beachtung findet die Verarbeitung des Posenfußes. Er soll immer glatt, das Ende zugespitzt sein. Die Schnurlaufringe dürfen nicht zu hart ausfallen, damit die Angelsehne nicht gequetscht oder sonst beschädigt wird. Vorzüglich eignen sich die weichen, dünnen Silikonringe.

Die Antennen sollen gut sichtbare Bissanzeiger sein und finden deshalb besondere Beachtung. Sie sind leuchtend gelb, orange oder schwarz, der „Spiegel“ weiß, gelb oder hellorange.

Die ganz feinen, gut verarbeiteten Stillwasserschwimmer werden nach wie vor vornehmlich aus ausgesuchten Balsaholzkernstücken produziert.

Bebleiung:

Schrotbleiketten werden neben dem Torpilloblei im stillen und langsam fließenden Wasser montiert. Nur mit gedrungenen Tropfenbleien (Tropfenblei – Gummistückchen als Puffer – kleines Bleischrot über der Vorfachschlaufe) wird im schnelleren Fließwasser geangelt.

Köder/Anfütterungsmaterial

Die Futterbasis besteht aus Zwieback-, Biskuit- und Brötchenpaniermehl. Der Anteil des Zwiebackmehls beträgt meist 50% und mehr.

Um ein Futter richtig zusammensetzen zu können, bedarf es einiger Übung. Wichtig ist, dass man sich mit den Eigenschaften einzelner Futterbestandteile vertraut macht. Einige Beispiele:

________________________________________________________

klebt Futter        trennt Futter                         neutral

________________________________________________________

Biskuit                dunkles Zwiebackmehl        helles Zwiebackmehl

Zucker                Maisschrot                            Brötchenpaniermehl

Nussmehl           Hanfmehl (gegrillt)

Brotpaniermehl

 

Maisschrot und Maismehl nehmen dem Futter sehr viel vom Eigengeruch weg. Es bekommt beim Anfeuchten den typischen Getreide- /Maisgeruch, der andere Düfte überlagert. Viele Angler lassen deshalb das Maismehl oder –schrot fort oder verändern das Aroma durch Zusatz entsprechender Geruchs- und Geschmacksstoffe.

 

Angeltechnik

 

Stillwasser: Hubert Sprey fischt in stehenden Gewässern fast ausnahmslos mit langer Rute und langer Schnur. Der Köder wird beim Brassenangeln so gut wie immer am Gewässergrund angeboten, wobei das Blei auch häufig aufliegt, denn dieser Fisch nimmt das Futter fast ausschließlich vom Boden auf. Rotaugen nehmen den Köder meist lieber eine Handbreit über dem Grund, stehen manchmal noch höher im Mittelwasser.

Langsames Fließwasser: Meist wird verkürzt gefischt. Anfangs verzögern wir leicht oder lassen den Schwimmer einfach treiben. Stellen sich die ersten Brassenbisse ein, dann wird etwas tiefer gestellt. Bei glattem Gewässergrund können wir den Köder auch auf dem Grunde nachschleifen lassen. Diese Methode eignet sich jedoch mehr für das Fischen mit langer Schnur oder der Rollenrute, da nur so der Trieb auch tatsächlich voll genutzt werden kann.

Schnelles Fließwasser: Hauptsächlich wird stark verzögert – bis zum Halten – gefischt. In flacheren Gewässern stehen die Fische oft weit hinter dem Futter. Sie sind dort von Natur aus scheuer. Hier darf auch nicht so fest gefüttert werden. Der Schwimmer wird mehr in natürlichem Trieb belassen und kaum geführt. Bei steigendem Wasser beißen die Fische zuweilen nicht mehr in Grundnähe, sondern eher im Mittelwasser oder sogar in Oberflächennähe. Bessere Erfolge hat dann manchmal der Angler,  der den Köder etwas höher anbietet und die Methode der verzögerten Schwimmerführung anwendet (Pose wird so geführt, dass sie nicht so schnell treibt, wie die Fließgeschwindigkeit des Wassers es vorsehen würde).

 

Der besondere Tipp

 

Durch häufiges Anschlagen kann sich der Schwimmer schon einmal geringfügig auf der Schnur verschieben. Die Folge davon ist, dass die Bisse nachlassen, weil nicht mehr in der richtigen Tiefe gefischt wird. Zur Kontrolle der Tiefeneinstellung kleben wir deshalb ein Stück farbigen Tesafilms in Höhe der Posenspitze auf die Rute (Haken dabei am unteren Rutenende fixieren).

Damit sich der Setzkescher besser strecken kann und somit für die gefangenen Fische geräumiger wird, versehen wir ihn mit Spreizstäben und an seiner äußeren Bodenseite mit einem Gewicht, dass an der Bodenabschlusskappe oder dem Endring angebracht wird.

Einige Hersteller bringen neuerdings Textilschlaufen am Ende des Setzkeschers an, an denen die Befestigung montiert werden soll. Das hat sich in der Praxis wenig bewährt, da die Stoffschlaufen schnell spröde werden und ausreißen. Je schneller das Wasser fließt, desto größer sollte die Maschenweite des Keschers gewählt werden, damit das Wasser besser zirkulieren kann und der Kescher so wenig wie möglich Angriffsfläche für den Strom bietet.

Hakenformen, bei denen sich die Spitze leicht zum Hakenschenkel neigt, erweisen sich als fängiger, wenn man die Spitze etwas verschränkt.

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Berichte seit 1986-Wie fing es an?- veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.