Angeln unter Hochspannungsleitungen

Wie ja auch auf unserem Video schon gesagt, beschäftigen wir uns (ab und zu) damit, ob Hochspannungsleitungen, welche Strom führen, irgendeine Auswirkung auf  das Beißverhalten der Fische im Gewässer unter den Leitungen haben. Auf der von uns befischten Mainstrecke wird der Fluss mehrmals von Starkstromleitungen überquert, also ideale Voraussetzungen für solche „Tests“.

Wie wir ja alle wissen, gibt es die „Elektrofischerei“, also hat Strom eine Wirkung auf Fische (wie auf jeden von uns…).  Wie kam es eigentlich zu der Idee, Fische mit Strom zu fangen?

Hier gibt es einen Artikel vom „SPIEGEL“ , Ausgabe 50 von 1954.

Angeln mit Strom

Dr. Egon Halsband, ein Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Fischerei, tauchte zwei Elektroden in ein Aquarium, in dem ein Karpfen mittlerer Größe gemächlich umherschwamm. Dann schaltete Halsband in drei aufeinander folgenden Phasen den Strom ein. Heftig zuckend schwamm der Fisch aus der rechten Ecke des Aquariums auf die elektrisch positiv geladene Elektrode zu. Plötzlich legte er sich regungslos zur Seite: Die Narkose durch elektrischen Strom war eingetreten.

Dr. Halsband notierte Spannung und Anzahl der je Sekunde ins Aquarium geschickten Strom-Impulse, die ausgereicht hatten, den Karpfen anzulocken und zu betäuben.

Auf diese Weise sind in den letzten Monaten (1953/54) im Elektro-Labor der Bundesforschungsanstalt in Hamburg fast alle Fischarten durchgetestet worden, die in Binnengewässern vorkommen. Der Sportfischerei in der Bundesrepublik wurde der Elektro-Fischfang mit Impulsströmen erschlossen.

Schon vor Jahren hatten die Forscher erkannt, dass sich Fische durch elektrischen Strom beeinflussen und fangen lassen. Sie hatten beobachtet, dass man Fische in einem bestimmten Umkreis anlocken kann, wenn man zwei Elektroden mit einer Gleichstromquelle verbindet, den positiv elektrisch geladenen Stab (Anode) in das Wasser taucht, den negativ elektrisch geladenen dagegen erdet.

Kurz bevor die Fische die Anode erreichen, werden sie bewegungsunfähig und drehen sich in die Rückenlage. Wird der Strom abgeschaltet, schwimmen sie nach einiger Zeit unbeschädigt wieder davon.

Auch mit Wechselstrom wurden ähnliche Versuche angestellt. Dabei schwammen die Fische jedoch nicht auf eine der beiden Elektroden zu, sondern verharrten in der Mitte zwischen beiden Polen. Gleichwohl wurden sie bewegungsunfähig und ließen sich mühelos mit einem Kescher aus dem Wasser holen.

Physiologen fanden bald heraus, dass trotz der äußerlich gleichen Reaktion bei Wechselstrom- und Gleichstrombetäubung zwei grundverschiedene Vorgänge in den Fischkörpern ablaufen. Bei den Gleichstromversuchen konnte nachgewiesen werden, dass im Rückenmark ein Erregungsstoff entsteht, der die Narkose bewirkt. Die Physiologen operierten diesen Stoff heraus und spritzten ihn anderen Fischen ein, die darauf ebenfalls in Narkose fielen. Nach dem Abschalten des Stroms wird der Erregungsstoff langsam wieder abgebaut, der Fisch kommt allmählich wieder zur Besinnung und kann weiterschwimmen.

Bei der Wechselstrombetäubung suchten die Wissenschaftler diesen Stoff vergeblich. Weil der Wechselstrom durch eine rasche Folge motorischer Reize in den Fischen Muskelkrämpfe auslöst und sie steif wie ein Brett werden lässt, bezeichnete der Elektrobiologe Dr. Ferdinand Scheminzky die Wechselstrombetäubung  als die eigentliche elektrische Narkose. Wie nach der Gleichstrombehandlung schwimmen auch bei Wechselstrom die Fische nach kurzer Zeit wieder davon, ohne Schaden erlitten zu haben.

 

Soweit mal ein kurzer Einblick auf die Entstehung der Elektrofischerei. Was nutzt uns das? Eigentlich nix, außer das bewiesen wurde, dass Strom einen Einfluss auf die Fische hat. Gut, aber wir wollen ja wissen ob sich Hochspannungsleitungen auf die Fische in einem großen Gewässer, wie den Main auswirken. Also hat sich unser Hauseigener Elektrotechniker (der auch als Kamera- und manchmal als „Keschermann“ eingesetzt wird), mal daran gemacht, einen Nachweis über vorhandene Spannung unterhalb der Leitungen zu messen. Hat geklappt, aber er ist noch bei der Auswertung.

Was wir aber jetzt schon wissen ist, dass die Stärke und die Verteilung der elektrischen und magnetischen Felder im Umfeld einer Hochspannungsfreileitung von einigen Faktoren abhängig ist.

Spannung

Stromstärke

Form des Mastes und Anordnung der Leiterseile (die wenigsten, bzw. keiner der Masten stehen allerdings im Wasser…)

Anzahl der Leiterseile

Durchhang der Leiterseile

Hierfür gibt es eine Beispieltabelle der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, (Elektrische Feldstärke und magnetische Flussdichte) und wer Lust kann sie sich ja mal anschauen.

Die Technische Universität Berlin schreibt:

Zu einer tatsächlichen Beeinträchtigung der Fischfauna durch magnetische Felder gibt es noch keine eindeutigen Nachweise. Wie Studien an Aalen (Gelbaalen) als Vertreter für katadrome Wanderfischarten zeigen, ist es wahrscheinlich, dass diese Art magnetische Faktoren zur Richtungsbestimmung nutzt“.

Also gibt es einen Einfluss von Strom bzw. Magnetismus auf Fische, o.k., hat der Mond aber angeblich auch…

Also sind wir fast so weit wie vorher, und das heißt für uns an verschiedenen Stellen, mit dem gleichen Köder, den gleichen Bedingungen und zur gleichen Zeit angeln.

Sobald wir mehr wissen, stets hier auf mainkarpfen.de

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.