Bedeutung der Rohfaser in der Ernährung der Fische -1948-
Dieser Bericht stammt zwar von 1948 ist aber heute noch immer aktuell, auch im Bezug auf „Boilies“.
Alle pflanzlichen Stoffe, die vom Fisch als Nahrung aufgenommen werden, enthalten eine mehr oder weniger große Menge Rohfaser. Unter diesem Namen fasst man in der Nahrungsmittelchemie die verschiedensten Stoffe zusammen, den Hauptanteil in ihr stellt die Zellulose. Obwohl sie in vielen Fällen nur wenig oder gar nicht verdaut wird, spielt sie in der Ernährung der Fische doch eine große Rolle. Sie hat die Aufgabe eines Füll- oder Streckstoffes, der die Gesamtkonzentration der Nährstoffe herabsetzen soll. Bei hochkonzentrierten Eiweißfuttermitteln, z.B. Fleischmehl oder Fischmehl, die man in der Teichwirtschaft an Forellen verfüttert, ist dies unbedingt notwendig, um den Darm der Fische funktionsfähig zu erhalten. So gibt man z.B. in Forellenzuchten Sägemehl oder „Kartoffelpülpe“ als füllendes Beifutter; dadurch ließen sich die sonst häufigen Darmentzündungen und Leberdegenerationen an Forellen vermindern. Andererseits stellt aber ein zu hoher Gehalt an Rohfaser wiederum eine Belastung des Fisches dar, wodurch die Verdauungstätigkeit stärker beansprucht und die Wirkung der übrigen Nährstoffe herabgesetzt wird. Auch die natürlichen Nährtiere im Gewässer enthalten in ihren Körperbestandteilen einen Ballaststoff, das Chitin, das in gleicher Weise wie die Rohfaser wirkt. Es ist bekannt, dass alle die niederen Tiere, die wir aus unseren Gewässern als Fischnahrung kennen, ein festes, äußeres Skelett besitzen, das aus einem hornartigen festen Stoff, dem Chitin, besteht. Dieses ist vollkommen unverdaulich, lediglich die begleitenden Bestandteile können im Fischdarm gelöst werden und zwar, wie Versuche an Karpfen ergeben haben, zu 12 bis 16 Prozent. Anders ist es mit der Zellulose. Diese wird vom Karpfen unterschiedlich verwertet, so z.B. in der Lupine zu 80 bis 90 Prozent, in der Kartoffel dagegen nur 30 Prozent. Interessant ist es, dass der Fisch eigentlich die Rohfaser gar nicht selbst verdauen kann, denn er besitzt in seinem Darm keinen Wirkstoff, der die Zellulose zu lösen vermag. Vielmehr ist er auf einzellige Lebewesen angewiesen, die als Mitbewohner in seinem Darm leben.