Schlafkrankheit bei Koi und Speisekarpfen erstmals in Österreich nachgewiesen -16.06.2015-

Schlafkrankheit bei Koi und Speisekarpfen erstmals in Österreich nachgewiesen – 16.06.2015 –
Von einer besonderen Form der Schlafkrankheit sind Koi- und Speisekarpfen betroffen. Die Erkrankung war lange Zeit nur in Japan bekannt. Seit kurzem wird sie auch in europäischen Ländern nachgewiesen. Eine Infektion mit dem sog. „Carp Edema“ oder „koi sleepy disease Virus (CEV/KSDV macht die Fische erst träge und schläfrig. In bis zu 80 Prozent der Fälle endet die Infektion tödlich. Forschende der Vetmeduni Vienna identifizierten die Krankheit vor kurzem auch in Österreich und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal „Transboundary and Emerging Diseases“.
Die Infektionskrankheit ist erstmals in Japan in den 1970er-Jahren aufgetreten. Infizierte Fische liegen meist reglos am Boden des Beckens und verhalten sich apathisch. Typische Symptome sind außerdem eingefallene Augen, Hautveränderungen und angeschwollene Kiemen. Bei schweren Verläufen wird das Kiemengewebe so stark beeinträchtigt, dass auch die Sauerstoffzufuhr erschwert ist.
SCHLAFKRANKHEIT BREITET SICH IN EUROPA AUS
Die Koi-Krankheit ist in Europa beispielsweise Deutschland, Frankreich, den Niederlanden diagnostiziert worden. In England wurde sie mittlerweile auch bei Speisekarpfen gefunden.
Eva Lewisch und ihre Kolleginnen von der Klinischen Abteilung für Fischmedizin an der Vetmeduni Vienna diagnostizierten die Krankheit nun auch bei Kois und Speisekarpfen in Österreich.
„Wir konnten mit den routinemäßig eingesetzten Untersuchungsmethoden keine Ursache für die schwere Erkrankung finden. Erst gezielte molekularbiologische Untersuchungen zeigten, dass es sich um eine Infektion mit dem Erreger der Koi-Schlafkrankheit, handelte“, so Lewisch.
„Der Erreger stammt höchstwahrscheinlich aus Asien, wo die Krankheit schon länger bekannt ist. Um welchen Erreger es sich tatsächlich handelt, ist noch nicht vollkommen geklärt. Elektronenmikroskopische Aufnahmen deuten jedoch darauf hin, dass es sich bei dem Carp Edema Virus um ein pockenähnliches Virus handeln könnte“, betont Lewisch.
Koi-Schlafkrankheit bereits seit längerem in Österreich
Nach Analyse archivierter Karpfen-DANN stellte sich heraus, dass es die Koi-Schlafkrankheit bereits seit mindestens 2010 in Österreich gibt.
„Jedes Frühjahr beobachten wir außerdem vermehrtes Karpfensterben. Wahrscheinlich dabei spielt auch die Koi-Schlafkrankheit eine Rolle“, meint Lewisch.
Wassertemperatur und Stress ausschlaggebend
Lewisch hält es für möglich, dass die Infektion in den Koi- und Karpfenbeständen weit verbreitet ist. Zu einem Krankheitsausbruch kommt es durch belastende Umweltfaktoren wie beispielsweise kritische Temperaturphasen oder Stress. In Europa leben Karpfen bei 7 bis 15 °C Wassertemperatur. In Japan liegt die herkömmliche Wassertemperatur in den Koi-Teichen hingegen bei 15 bis 25°C. Offensichtlich erkranken Karpfen in Europa bei niedrigeren Temperaturen als Koi in Asien. „Man muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sich das Virus verändert und an die europäischen Bedingungen angepasst hat“, so Lewisch.
Großes internationales Interesse
„Bis vor wenigen Jahren war so gut wie nichts über die Verbreitung der Erkrankung in Europa bekannt. Es gab lediglich vereinzelt Berichte in nationalen Veterinärnachrichten“, sagt Lewisch. Im September dieses Jahres soll es im Rahmen der Konferenz der European Assosiation of Fish Pathologists (EAFP) einen Workshop zum Thema Koi-Schlafkrankheit geben. Dabei diskutieren Expertinnen aus Europa die neusten Entwicklungen und möglichen Maßnahmen zur grenzüberschreitenden Bekämpfung der Krankheit.
Weltweitere Koi-Handel fördert Virus-Einschleppung
„Durch den weltweiten Koi-Handel ist die Verschleppung eine reale Gefahr“, betont Lewisch. „Eingeschleppte Infektionen können eine Bedrohung für die heimischen Speiskarpfenbestände darstellen. Beispielsweise ist die anzeigepflichtige Koi-Herpes Virus Erkrankung (KHV) seit den 1990er-Jahren bekannt und verursacht mittlerweile weltweit immense wirtschaftliche Schäden in Nutzkarpfen-Beständen“.
Quelle: www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Biologisches veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.