Schlafen oder angeln?

Schlafen oder angeln?
Von mainkarpfen.de
„…die Nächte, die ich am Wasser verbracht habe, kann ich an zehn Fingern abzählen. Das liegt nicht etwa daran, dass nachts keine Fische an meine Angel gegangen wären, sondern wohl eher daran, dass ich tagsüber meistens so viele von ihnen fing, dass ich die Nacht lieber in meinem Bett verbrachte…“
Dies schrieb Rudolf Sack in seinem 1977 erschienen Buch „KARPFENFANG“.
Nun stellt sich allerdings die Frage, lassen sich Karpfen tatsächlich nachts besser fangen als am Tage? Das kommt wohl auf das Gewässer und den Angler an. An einem tagsüber belebten Badesee wird, wenn nachts Ruhe vor den Badegästen einkehrt, der Karpfen wohl eher zu fangen sein als am Tage. Wie sieht es aber in Fließgewässern – z.B. hier bei uns am Main -, aus? Außer den Lichtverhältnissen ändert sich wohl nicht viel. Gut, im Sommer fahren außer dem Lastschiffverkehr auch noch Sportboote, aber diese stören eigentlich nur die Angler und kaum die Fische in einem so großen Gewässer.
Allerdings gibt es Angler, naja eigentlich nur EINEN uns bekannten, der seine Karpfenruten samt Köder ausschließlich bei Dunkelheit auswirft und bei Tageslicht seinen Schönheitsschlaf im Zelt hält. Ok, jeder so wie er will, aber was hält ihn davon ab, am Tage seine Fallen zu stellen? ER konnte uns bislang keine „vernünftige“ Antwort darauf geben. Wenn man seine Fangergebnisse sieht, wäre es bestimmt nicht schlecht, wenn er auch tagsüber seine Karpfenköder anbieten würde…
Nach unserer, bzw. meiner Erfahrung, sind die besten Fangzeiten für Karpfen im Main die Zeit zwischen 17:00 und 22:00 Uhr und der frühe morgen zwischen 05:00 und 08:00 Uhr. Diese Angaben beziehen sich allerdings nur auf die warmen Sommermonate.
In unserem kleinen See, in dem nicht gebadet wird und nur ab und zu mal ein Hund schwimmt, ist das allerdings nicht der Fall. Da haben wir schon bei großer Hitze mittags um 14:00 Uhr Karpfen, AALE (!) und auch Waller gefangen. Aber unser See ist sowieso ein „sonderbares Gewässer“ und läuft außerhalb jeglicher anglerischer „Norm“…
Unser Freund, der Nachtangler, schwört jeden Eid, dass die Karpfen am Tage „eher“ kein Interesse an seinen angebotenen Ködern haben. Vielleicht deshalb, weil er tagsüber keine Rute im Wasser hat?
Bei meinen Anfängen als Karpfenangler habe ich sehr oft die Nächte am Wasser „gewacht“. Diese Zeit am Main war keineswegs einsam für mich! So mancher Karpfenfischer, der auch heute noch in der „Szene“ bekannt ist und sein Geld aktuell mit der Angelei verdient, hatte damals viele Nächte im benachbarten Zelt verbracht. Wenn ich heute Fotos von gefangenen Fischen zusammen mit den „Huntern“ sehe, sind die meisten Aufnahmen bei Tage gemacht und mir wurde versichert, dass diese Fische nicht die Nacht „im Sack“ verbrachten.
Sind wir mittlerweile zu alt geworden, um uns die Nächte am Wasser um die Ohren zu schlagen?
Wie bereits geschrieben, es kommt immer auf das befischte Gewässer an. Schon seit 30 Jahren beangele ich in Ostfriesland fast regelmäßig sog. „Tide-Gewässer“ (Leda-Jümme, verschiedene Kanäle) und hier kommt es natürlich auf den aktuellen Wasserstand des Gewässers an. Bei Ebbe ist schlecht Fische fangen… Aber der Main ist „selten“ Ebbe und Flut abhängig, und eine zeitbedingte Lärmbelästigung ist auch nicht gegeben.
Warum also nur nachts im Main angeln?

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.