Fang- und Angelplätze -1985-

Fang – und Angelplätze
Fangplätze
Woran erkennt man sie? Über den Versuch, auf diese Frage Antwort zu geben, sind ganze Bibliotheken entstanden. Hier werden nur einige Hinweise gegeben, die den Interessierten in die Lage versetzen, sich vor Ort selbst weiterzuhelfen. Fische finden sich in der Regel dort, wo sie sich vor Zugriffen von Feinden schützen können und wo ausreichend Nahrung vorhanden ist. Unterstände und Nahrung spielen also die entscheidende Rolle. Relativ einfach stellen sich die Verhältnisse in Fließgewässern dar, vor allem dann, wenn sie klein und übersichtlich sind. Hier geht es in erster Linie darum, sich auf jene Unterwasserstrukturen zu konzentrieren, welche als Unterstände in Frage kommen, wie Höhlungen unterspülter Ufer, abgesunkene Äste und Bäume oder große Steine. Auch besteht zwischen Wassertiefe und Schutzfunktion ein direkter Zusammenhang. Gumpen, Kolken und den Stellen unterhalb von Wehren sowie „Mühlschüssen“ erwächst von daher ihre fischereiliche Bedeutung. Je großräumiger der Unterstand, desto eher finden sich große Fische.
Wesentliche Bedeutung im Hinblick auf Fangplätze kommt auch Unterwasserpflanzen zu. Besonders in solchen Fließgewässern, deren Untergrund weitgehend ungegliedert ist, stellen Pflanzenpolster und Krautbetten die einzig tauglichen Fischunterstände dar. Die Wasserpflanzen verwirklichen desweiteren in besonders günstiger Weise die Kombination von Schutz und Nahrung, weil sie in der Regel eine große Zahl von Fischnährtieren beherbergen. Hinweise auf Fangplätze gewinnt man im Fließgewässer auch aus der Strömung. Diese führt immer größere Mengen an Nahrung mit sich. In strömungsabgewandten Zonen, im Bereich von Gegenströmungen oder im Umkreis von Wasserwirbeln kommt es zur Nahrungskonzentration, welche die Fische naturgemäß anzieht. In größeren Fließgewässern, Flüssen und Strömen gelten für den Aufenthaltsort der Fische die gleichen Kriterien wie für den kleinen Bach. Nur sind die Verhältnisse hier nicht mehr so leicht überschaubar. Bei ersten Angelversuchen mach man sich hier die Erfahrungen anderer zunutze. Wo stehen die „Spezialisten“ und mit welchem Köder sind sie erfolgreich? Fragen kostet nichts und bringt mit Sicherheit manch wertvolle Anregung.
Als besonders gute Fangplätze gelten: Buhnenfelder, Altwasser und deren Verbindungen zum Hauptfluss, Stellen von Abwassereinleitungen und die Mündungsgebiete von Nebenflüssen. Zusammengefasst: Alle uneinheitlich strukturierten Gewässerbereiche besitzen für Fische magische Anziehungskraft. Entschieden negativ wirken sich demzufolge technische Eingriffe in das Gewässerregime aus. Wasserbauliche Maßnahmen wie Begradigungen, einförmige Ufergestaltung und gleichmäßige Eintiefungen haben die Fische aus ihren angestammten Gebieten vertrieben und die Fischerei vielerorts zum Erliegen gebracht. Verluste von Unterständen und Revieren haben dazu geführt, dass noch verbliebene Fische nicht mehr standorttreu sind – ehemals attraktive Fangplätze sind verlorengegangen.
Auf den ersten Blick gestaltet sich die Suche nach dem Fisch und damit die Wahl von Fangplätzen in stehenden Gewässern schwieriger als in Fließgewässern. Seen sind allein von ihrer Dimension her meist eher unübersichtlich. Bedingt auch durch die größeren Wassertiefen können sie ihre Geheimnisse viel leichter für sich behalten. Nach fischereilicher Erfahrung erweist sich der Bereich im Übergang vom Flachwasser in die Tiefenzone, die sog. Halde oder Schar, als das Gebiet der größten Fischkonzentration. Hier liegen demnach für die Angelfischerei die besten Fangplätze. Ähnlich wie im Fließgewässer bevorzugen die Fische auch im See verschiedenartig gegliederte und strukturierte Bereiche als Aufenthalt. Das Fischen auf sog. Barsch- oder Zanderbergen verspricht von jeher reiche Fänge. Als geradezu klassischer Platz zum Fang von Hechten gilt die Scharkante, dort also, wo der Seeboden beginnt, zur Tiefe abzufallen. Jeder erfahrene Angler ist bemüht, beim Spinnfischen oder Schleppen vom Boot aus den Köder möglichst exakt der Kante entlangzuführen. Leider hat sich innerhalb der letzten Jahre vielerorts ein Wandel vollzogen, so dass sich das Berufen auf die „klassischen“ Fangplätze in Seen oftmals nicht mehr sinnvoll ist. Die mit zunehmenden Freizeitaktivitäten der Menschen einhergehende Gewässerbeunruhigung hat die Fische an vielen Seen aus ihren angestammten Aufenthaltsbereichen vertrieben. In stark frequentierten Gewässern ist den Fischen nichts anderes übriggeblieben, als sich in größere Wassertiefen zurückzuziehen. Die Fischereiausübung gestaltet sich damit nicht nur schwieriger, sondern der ganze Fischfang ist viel weniger kalkulierbar geworden. Plötzlich fängt man Hechte eben nicht mehr entlang der Scharkante, sondern mitten im See, oftmals über der größten Wassertiefe. Umweltbedingtes reagieren der Fische, Änderungen der bisherigen Verhaltensweisen, generell also zunehmend Bewegung, welche in die bisher festgefügte Ordnung kommt, wird die Fischer zwingen, mehr denn je ihre Aufmerksamkeit dem Verhalten der Fische zuzuwenden und vor allem zu lernen, schnell auf veränderte Gegebenheiten mit entsprechender Fangtechnik zu reagieren.
Angelplätze
Von den Fangplätzen nun zu den Angelplätzen. Beide müssen im Sinne erfolgreicher Fischerei in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Was hilft einem der aussichtsreichste Fangplatz, wenn er außerhalb der Reichweite liegt. Die Distanz wird begrenzt durch die Wurfweite, z.B. beim Spinnfischen oder etwa durch die Rutenlänge beim Stippfischen. Der Angelplatz ist also der Standort des Anglers, von dem aus das Fanggerät bedient und an dem der Fisch angelandet wird.
Aus speziellen Tätigkeitsabläufen während des Angelns ergeben sich bestimmte Voraussetzungen, denen Angelplätze genügen müssen:
• Bequemer und sicherer Standplatz
• Ausreichende Bewegungsfreiheit
• Gute Deckung
• Sicheres Landen der Beute
Niemand angelt gern in unbequemer Stellung, abgesehen davon sollte man seine Konzentration dem Fischfang zuwenden können und nicht dauernd an der Verbesserung des Standplatzes arbeiten müssen. Ursache für Verluste an Material und Fischen ist oftmals ein räumlich zu beengter Angelplatz. An solchen Stellen ist die Bewegungsfreiheit des Anglers beim Werfen oder Drill so stark eingeschränkt, dass er sich nicht so verhalten kann, wie es die Umstände erfordern. Ständig läuft er darüber hinaus Gefahr, mit dem Fanggerät an Ästen, Sträuchern oder sonstigen Hindernissen hängenzubleiben. Dass eine solche Fischerei nur wenig Spaß macht, versteht sich von selbst. Aktionsradius und Bewegungsfreiheit müssen zur benötigten Deckung nicht im Wiederspruch stehen, obwohl dies auf den ersten Blick so scheinen könnte. Hier beginnt die Kunst, verschiedenartige Ansprüche so aufeinander abzustimmen, dass allem Genüge getan ist. Die Silhouette des Anglers darf sich niemals gegen den freien Himmel abzeichnen. Es ist daher auf ausreichende Hintergrunddeckung zu achten, z.B. durch Bäume, Sträucher oder die Uferböschung selbst. Wenn die Fangplätze in Ufernähe liegen, ist strikte Sichtdeckung zum Wasser hin geboten – man fischt dann sozusagen von einem Versteck aus. Besonders ärgerlich sind Fischverluste kurz vor oder beim Landen selbst. Angelplätze sind deshalb vielfach unter dem besonderen Anspruch auszuwählen, bei der Fischlandung den entscheidenden Schritt in Richtung Fisch ohne größere Schwierigkeiten tun zu können.

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