Ausführungen zur „Bologna-Methode“

„Bologna-Methode“

Bei uns hier am Main nicht mehr oft angewandt: „Die Bologna-Methode“. Hier mal einige Ausführungen zu dieser einfachen, aber effektiven Angelart. Beringte Teleskopruten italienischer Bauweise und spezielle Techniken der Köderführung erweitern das Spektrum der Stippangelei.

Diese Angelmethode stammt aus Norditalien, aus der Region um die Stadt Bologna. Sie hat einem speziellen Rutentyp den Namen Bolognese-Ruten gegeben. Erfolge italienischer Wettfischer machten die Ruten in ganz Europa bekannt. Doch im Grunde handelt es sich um eine Angelei für Jedermann. In Italien ist es die Methode, mit der die Angler heranwachsen, und die populärste: Mit einer leichten 5-Meter-Rute am Fluss entlang wandern und alles fangen, was Flossen hat – von der Forelle oder Äsche im klaren Gebirgsfluss, bis zum Karpfen im großen Strom. Alle möglichen Köder werden verwendet: Kirschen auf Döbel, Würmer oder Käsestücke auf Barben, Mais auf Karpfen, vor allem aber, der Vielseitigkeit der Methode entsprechend, die Made als vielseitigster Friedfischköder.

Schleifendes Blei

Beim Angeln im Fluss wird eine Teleskoprute von ca. 5-m-Länge, mit schneller, aber nachgiebiger Spitzenaktion benutzt, die mit einer Stationärrolle und einer Hauptschnur von 0,14mm bestückt ist. Auf die Schnur kommt eine Pose mit 1,5g Tragkraft, ein umgekehrter Tropfen mit Schwerpunkt oben und lang ausgezogenem Fiberglaskiel. Der ist erstens unzerbrechlich, und zweitens verleiht ein langer Kiel der Pose mehr Stabilität in der Strömung. Wichtiger noch ist die Posenform. Bei der Bologna-Methode schleift immer ein Teil der Bebleiung über den Boden. Eine Pose in umgekehrter Tropfenform mit dem dicken Ende oben schleppt das Blei mit. Eine nach oben schlank auslaufende Pose hingegen würde ständig unter Wasser gezogen.

Das Entscheidende ist nun die Bleimontage. Sie besteht aus einem Tropfenblei von 1 Gramm und insgesamt 12 kleinen Schrotbleien Größe 9 (12 x 0,04 Gramm = 0,48 Gramm). Die Bleie werden zunächst alle am unteren Enden der Hauptschnur angeklemmt, und dann schiebt man sie nach oben an ihren Platz. Zum Schluss schneidet man das Schnurende ab, es könnte beschädigt werden. Die Abstände zwischen den Bleischroten verringern sich von unten nach oben. In unserem Fall: Ein Schrott über der Schlaufe am Ende der Hauptschnur, das nächste 12 Zentimeter weiter oben, dann Abstände von 10 – 8 – 6 – 4 – 2 Zentimetern, die restlichen Schrote jeweils einen Zentimeter auseinander bis zum Tropfenblei. Zwischen dem Tropfenblei und der Schlaufe am Ende der Hauptschnur ergibt sich so ein Abstand von ca. 50 Zentimetern, darunter wird das ebenfalls etwa 50 bis 60 Zentimeter lange Vorfach mit einem halben Blutknoten in die Schlaufe eingebunden. Damit das Tropfenblei die kleinen Bleischrote nicht verschiebt oder abschlägt, wird vor dem Anbringen der Schrote unterhalb des Tropfens ein Stückchen Silikongummi auf die Schnur gezogen. Oder man verwendet von vornherein ein Tropfenblei mit eingesetztem Silikonschlauch.

Angeltiefe und Köderführung

Die  Pose wird nun nach wiederholten Probedurchläufen so eingestellt, dass das Vorfach und die untersten zwei bis drei Bleischrote auf Grund liegen. Treibt die Pose glatt und ungehindert durch, so steht sie zu flach. Wenn die Pose gelegentlich stromab kippt, ohne dass es zu Hänger kommt, ist die richtige Tiefeneinstellung gefunden. Hakt die Angel zu häufig an, Pose flacher stellen. Zur Feinabstimmung kann man zusätzlich die Verteilung der Schrote verändern.

Nächster Schritt ist das Anfüttern. Hier schießt man zuerst mit der Madenschleuder einige Portionen Maden stromaufwärts, sieben bis neun Meter vom Ufer entfernt ein, dann werden einige Futterballen geradeaus vom Angelplatz in gleicher Entfernung eingeworfen. Im weiteren Verlauf des Fischens wird regelmäßig mit kleinen Portionen Futter und Maden nachgefüttert, um die Fische ständig in Aktion zu halten. Das Futter muss nicht punktgenau einfallen und lange auf dem Platz liegen, sondern soll sich am Grund rasch auflösen und eine etwas breitere Futterspur bilden, damit der Köder möglichst lange im angefütterten Bereich treibt. Denn durch den Zug der Schnur kommt die Pose allmählich näher ans Ufer.

Nun sind wir bei der Köderführung, die in Verbindung mit dem Bleischema das Besondere am Bologna-Stil ausmacht. Die Pose treibt an leicht gespannter Schnur kontrolliert voraus. Die untersten zwei bis drei Bleischrote schleifen über den Boden und verzögern dadurch die Drift des Köders. Während des Durchlaufs wird die Pose gelegentlich zurückgehalten. Dann treibt der Köder an der Bebleiung vorbei und ein Stück voraus, bleibt aber ständig am Grund. Jetzt lässt sich auch das spezielle Bleischema erklären: Eine sanfte, harmonische und ruckfreie Köderführung am Grund entlang wird möglich durch die Kette aus kleinen Bleischroten, deren Abstände nach unten zunehmen. Kleine Schrote verursachen zudem weniger Hänger als große.

Angepasst fischen

Nach einer Reihe von Durchläufen zeichnet die Pose für das Auge des Anglers ein Bild vom Untergrund des Gewässers: Unebenheiten, Steine, Mulden, Bodenwellen, vor denen das abtreibende Futter und die Maden liegenbleiben. Der geübte Angler wird mit entsprechender Köderführung reagieren, die Angel an Hindernissen vorbei dirigieren, den Köder an aussichtsreichen Stellen kurz verweilen lassen. Auch die Bebleiung wird während des Fischens den Gegebenheiten angepasst. Hat man den Eindruck, dass Unterströmungen den Köder hochspülen, so muss das Blei stärker nach unten hin konzentriert werden. Bei zu häufiger Grundberührung oder Hängern schiebt man das Tropfenblei nach oben und die Schrote weiter auseinander. Dieser Trick hilft auch, wenn die Bisse vorsichtigere werden und die Fische den Köder mehrfach nach dem ersten Betasten wieder loslassen.

Äußere Umstände beeinflussen ebenfalls das Bleischema. Bei kaltem Wasser im Winter z.B. muss man so fein wie möglich fischen, also auch mit kleinen, in weiten Abständen verteilten Schroten, das Tropfenblei ggf. einen Meter oder mehr über dem Vorfach. Bei klarem Wasser sind die Fische vorsichtiger, also auch hier wenig störendes Blei in Ködernähe verwenden. Vorfachstärke und Hakengröße sind ebenfalls anzupassen. Bei klarem, flachem Wasser stehen die Fische oft weit entfernt, der Köder muss eine lange Strecke treiben, um z.B. einen dicken Döbel zu überlisten. Mit einer langen Bologna-Rute ist das kein Problem; und durch ihre Flexibilität federt die Rute auch den Drill großer Fische am feinen Geschirr optimal ab.

Welche Rutenlänge?

Das bringt uns zurück zu den Ruten. Sie müssen lang sein und leicht, schnell und standfest in der Aktion, aber dennoch sehr elastisch und nachgiebig im Drill. Original Bologna-Ruten werden in den Längen fünf, sechs und sieben Meter gebaut. Die kürzeste und leichteste Rute ist auch die beliebteste, die 6-Meter-Rute ist die vielseitigste. Zwei Faktoren entscheiden über die Rutenlänge, zuerst natürlich die Wassertiefe: Da mit Feststellpose gefischt wird, muss die Rute mindestens so lang sein wie das Wasser tief ist, sonst kann man nicht werfen. Die entscheidende Frage ist jedoch, wie weit vom Ufer entfernt die Pose treiben soll. Je weiter entfernt, desto länger muss die Rute sein, um den Köder möglichst lange kontrolliert in der Futterspur zu führen.

Wind von vorn oder stromab wirkt als Störfaktor. Er drückt einen Bogen in die Schnur und beschleunigt unnatürlich den Durchlauf der Angel. Dass ist es besser, jeweils mit einer etwas längeren Rute zu fischen. Eine schwerere Pose und mehr Bleischrote am Grund stabilisieren die Führung. Eine Pose mit dicker Antenne schleppt das Blei mit, zudem ist sie auch dann noch gut zu beobachten, wenn die Angel mit der weit abtreibt. Spezialposen mit eigenschwerem Kiel aus einer Wolfram-Verbindung treiben auch bei ungünstigen Strömungs- und Windverhältnissen sehr stabil, sie führen sich dadurch ihr Eigengewicht quasi selbst. Da ca. ein Drittel der Posentragkraft durch den Kiel ausgeglichen wird, angelt man unten beim Fisch mit einer vergleichsweise leichten Bleimontage.

Barben, Nasen und Brassen

Beim Angeln in langsamer bis mäßiger Strömung über sauberem kiesigen Untergrund, zum Beispiel auf Barben oder Nasen, fischt man mit einer ähnlichen Montage. Nur wird die Angeltiefe so eingestellt, dass der größte Teil der Schrotbleie über den Boden schleift und für eine langsame, gegenüber der Strömung verzögerte Drift sorgt. Dabei stellt sich die Pose häufiger schräg stromab und zeigt den Bodenkontakt an. Auch bei der Angelei auf große Brassen eröffnet die lange Rollenrute eine zusätzliche Dimension. Mit ihr kann man weit vom Ufer entfernt, außerhalb der Reichweite einer Kopfrute, im tiefen Wasser den Köder verzögert am Grund treiben lassen, z.B. in der Fahrrinne von Kanälen und schiffbaren Flüssen. Die Bleischrote werden zu einer kurzen Kette von nur 5 – 6 cm Länge unter dem Tropfenblei zusammengeschoben, so dass man eine kompakte Bebleiung erhält. Unter günstigen Bedingungen bei langsamer, gleichmäßiger Strömung und ebenem Gewässerboden lässt man nur diese Kette auf dem Grund schleifen, das Tropfenblei treibt darüber. Im Regelfall allerdings liegt das gesamte Blei auf Grund und wird durch den Strömungsdruck auf Pose und Schnur nachgeschleppt. Zum Brassenangeln in tiefen strömenden Gewässern braucht man viel Blei und entsprechend große Posen mit 5 bis 8 Gramm Tragkraft, manchmal auch noch mehr. In stärkerer Strömung und/oder bei kiesigem Untergrund, der die Drift des Bleies bremst, ist es ratsam, die Pose nicht voll auszubleien. Sie würde sonst durch die Strömung unter Wasser gedrückt, anstatt langsam weiterzutreiben und das Blei mitzuschleppen. Bestückt man stattdessen z.B. eine Pose mit 7 Gramm Tragkraft nur mit 6 Gramm Blei, so klappt die Köderführung perfekt. Das „fehlende“ Blei wirkt sich nicht negativ auf die Bisserkennung aus; denn die Pose steigt beim Anbiss zumeist auf, weil der Fisch das Blei anhebt und damit die Schnurspannung zwischen Pose und Blei für einen Moment entlastet.

In der Strömung mit verzögerter Drift

Die Bologna-Methode mit nachschleifendem Köder und Blei ist sehr vielseitig, hat aber wie jede Angelmethode ihre Grenzen. Schnelle und unruhige Strömung oder unebener Grund mit häufigen Hängern schließen ihren Einsatz aus. Unter diesen Voraussetzungen wird mit der langen Rollenrute ähnlich gefischt wie mit einer unberingten Stippe, nämlich in Reichweite der Rutenspitze mit stark verzögertem Durchlauf von Pose und Köder. Die Schrotbleie werden wiederum zu einer kurzen Kette zusammengeschoben und treiben ebenso wie das Tropfenblei knapp über dem Grund, das Vorfach mit Haken und Köder treibt voraus und gelangt zuerst zum Fisch. Für diese Art der Strömungsangelei sind die speziellen Bologna-Posen weniger gut geeignet: ihr dickes Oberteil wird beim Verzögern der Drift ein Stück aus dem Wasser gezogen, die Bisse sind dann schwierig zu erkennen. Besser fischt man mit kompakten tropfenförmigen Posen wie beim Strömungsangeln mit der Kopfrute. Starke Ruten mit viel Rückgrat und einer schnellen Spitzenaktion sind hier gefragt.

Auf Distanz an stehenden Gewässern

Große Friedfische, überwiegend Brassen, werden zumeist in einer Entfernung von etwa 30 Metern gefangen, Posenangeln auf große Distanz, ist eine italienische Spezialität. Zwar geht es dabei südlich der Alpen nicht um Brassen, sondern in erster Linie um Karauschen, doch ist die Methode übertragbar. Die Pose muss so viel Tragkraft aufweisen, wie für die angepeilte Entfernung an Wurfgewicht gebraucht wird. Je nach den Windverhältnissen sind das 3 bis 5 Gramm für 20 Meter, 5 bis 8 Gramm für 30 Meter. 10 Gramm oder mehr für noch größere Entfernungen. Um derartige Gewichte zu bewältigen, benötigt die Rute eine straffe Spitzenaktion und einiges Rückgrat.

Ausloten und Anfüttern

Vor dem Fischen steht das Ausloten. Klar, dass man nicht mit einem dicken Lotblei in 30 Metern Entfernung herumplumst. Die Angeltiefe wird durch wiederholtes Einwerfen der Angel erkundet, beim langsamen Heranholen der Pose zeichnet sich das Bodenprofil des Gewässers ab. Lässt sich dabei eine Kante, Rinne oder Mulde ermitteln, so ist die richtige Stelle zum Fischen gefunden.

Anfüttern ist der nächste Schritt. Die Futterballen werden nicht auf einen Punkt, sondern bewusst etwas gestreut eingeworfen bzw. mit dem Katapult eingeschossen, damit eine mehrere Quadratmeter große Futterstelle entsteht. Die beköderte Angel wird später über diese Futterstelle hinaus geworfen und Stück für Stück über das Futter geführt. Auch am Stillwasser ist das Bolognese-Angeln also eine aktive Methode: Der Köder wartet nicht auf den Fisch, sondern sucht ihn. Er sucht ihn nicht nur auf dem Futterplatz, sondern auch an dessen Rändern, denn oft stehen die großen Fische gerade dort. Stillwasser ist ein irreführender Begriff, nur im Idealfall ist ein Gewässer tatsächlich „still“. Fast immer sind Wind und (Unter-)Strömungen gegeben. Deren Einfluß auf Schnur und Pose sollte schon beim Anfüttern berücksichtigt werden. Zeigt sich bei den ersten Probewürfen mit der unbeköderten Angel (beim „Ausloten“) beispielsweise, dass Seitenwind von links in die Schnur greift, so wird der Futterplatz ein Stück rechts von der Angelstelle angelegt (und umgekehrt). Denn dort ist der Bereich, in den der Wind die Pose hineindrückt, der also automatisch im intensivsten befischt wird. Das gleiche gilt für die Berücksichtigung der Strömungsrichtung.

Die richtige Angeltiefe

Nun den Feinheiten der Angeltechnik. Die variable „Bolognese“-Bebleiung – Tropfen plus Schrotbleikette – bietet wiederum die Möglichkeit, die Präsentation des Köders den äußeren Umständen anzupassen. Im Idealfall wird mit dem 50 bis 60 cm langen Vorfach am Grund und der gesamten Bebleiung über Grund gefischt. Bei Winddrift treibt der Köder in dieser Einstellung zu schnell über den Futterplatz. Also wird das Tropfenblei mit zwei Schroten 20 bis 30 Zentimeter über der restlichen Kette fixiert und die Pose so weit hochgeschoben, dass die Kette aufliegt, während das Tropfenblei über Grund schwebt. Starke Winddrift oder Unterströmung zwingt dazu, alles Blei auf den Grund zu legen. Die Pose wird dann nicht extrem fein austariert, sondern so, dass die ganze Antenne und ggf. auch noch ein Stück von der Spitze des Posenkörpers aus dem Wasser schaut. Die Pose wird ein Stück über Wassertiefe eingestellt und nach dem Absinken des Bleis herangezogen. Die gestraffte Schnur zwischen Pose und Blei liegt dann schräg unter Wasser. Dabei erfordert es ein wenig Übung, den Biss sicher zu erkennen. Manchmal taucht die Antenne kaum einen Zentimeter tiefer, zittert nur ein wenig (Kringel um die Pose werden an er Oberfläche sichtbar) oder kommt ein Stück weiter heraus. Im Zweifelsfall anschlagen!

 

 

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