Unerwünschter Zuwanderer im Main: „Der Große Höckerflokrebs“

Der Große Höckerflohkrebs, ein neuer Bewohner des Mains

Von Rainer Appel -mainkarpfen.de-

Nachdem wir uns halbwegs mit der Grundel, welche ja auch im Main Einzug hielt, halbwegs abgefunden haben, dürfen wir uns auf einen neuen Bewohner des Mains einstellen.

Am 1.September 2012 traf ich zwei Mitarbeiter des Wasserwirtschaftamtes Aschaffenburg an der Schleuse Krotzenburg, welche gerade eine Probe der Kleinlebewesen im Main untersuchte. Und von hier kam auch die Mitteilung über das immense Vorkommen des „Großen Höckerflohkrebses“.

 

Der Große Höckerflohkrebs ist ein bis zu 30mm langer räuberischer Flohkrebs. Er erhielt seinen deutschen Namen erst, nachdem er als Neozoon in fast alle deutschen Gewässersysteme eingewandert war.   

Die ursprüngliche Heimat des Großen Höckerflohkrebses sind der Schwarzmeerraum Russlands und der Balkanhalbinsel. Nachdem 1992 der Main-Donau-Kanal eröffnet wurde, stand der „Eroberung des Rheinsystems“ durch den Höckerflohkrebses nichts mehr im Wege.

1992 fand man den Höckerflohkrebs zum erstenmal in der deutschen Donau, 1993 im Main-Donau-Kanal, 1994 im Main und 1995 im Rhein. Ca. 2002 hat er über den Rhein dann den Bodensee erreicht. 2007 hatte er bereits den Hochrhein erobert, 1998 wurde er in der Weser, im Mittellandkanal, Elbe-Seitenkanal, in der Elbe und im Elbe-Havel-Kanal nachgewiesen, in vielen Kanalabschnitten dabei bereits dominant auftretend.

Lebensraum

Große Vertreter dieser Art findet man oft unter Steinen oder in Ritzen, wo sie sich mit ihren abgespreizten Brustbeinen verkeilen. Er ist häufig in Kolonien der Wandermuschel bzw. Dreikantmuschel. Kleinere Tiere dieser Art besiedeln auch den oberflächennahen Algenfilz von Steinen und Spundwänden.

Lebensweise

Der Große Höckerflohkrebs ist ein Allesfresser. Er ernährt sich räuberisch als Fressfeind der hier heimischen Flohkrebse. Seine rasche Ausbreitung ist auf seine große Aggressivität im Biotop zurückzuführen, die bereits zu einer Verminderung der Artenvielfalt und zu lokalem Aussterben bestimmter Spezies geführt hat. Neben der räuberisch erbeuteten Nahrung kann der Große Höckerflohkrebs auch von abgestorbenen Pflanzenresten leben.

Fortpflanzung

Das Weibchen trägt dass stets größer Männchen schon vor der Eiablage auf dem Rücken mit sich herum. Das Weibchen legt die Eier in einen Brutraum an der vorderen Bauchseite ab. Nach der Befruchtung durch das Männchen verbleiben die Eier bis zum Ausschlüpfen der fertigen Jungkrebse in diesem Brutraum.

Was bedeutet das aber für uns Angler?

Es bedeutet, dass sich unsere Fische z.T. von dem Großen Höckerflohkrebs ernähren und deshalb nicht auf unsere Hakenköder reagieren wie wir es uns wünschen. Schlicht und einfach gesagt, die Fische sind fast satt!

Aber es gibt noch eine andere Seite, nämlich die, dass der Große Höckerflohkrebs durch die räuberische Lebensweise stark zur Minderung der Artenvielfalt und damit auch zur Dezimierung des Fischbestandes beiträgt. Übrigens hat der Große Höckerflohkrebs auch den Beinamen „Killer Shrimp“, welchen er seinem großen Appetit zu verdanken hat. Zu seinen Hauptnahrungsmitteln zählen Kleinsttierarten und Fischbrut, die am Boden von Seen und Flüssen zu finden sind.

Der Große Höckerflohkrebs bildet eine hohe Bestandsdichte mit mehreren hundert bis tausend Tieren pro Quadratmeter !

 

Allerdings stellt der Große Höckerflohkrebs auch einen sehr, sehr guten Rotaugenköder dar und in getrocknetem und dann zerkleinertem Zustand auch einen äußerst fängigen Zusatz für Boilies !

Schließlich sind unsere Fische diese Nahrung schon von Kindesbeinen,(also von Jungfischflossen) an gewohnt und werden den Großen Höckerflohkrebs ohne Argwohn als Köder nehmen.

Wir werden auf jeden Fall über die Ergebnisse eines „Ködertests“ berichten! Allerdings müssen die Höckerflohkrebse zuvor von den Steinen „gepflückt“ werden und das ist nicht so einfach…Vielleicht machen wir darüber ein kleines Videochen und einige Bilder.

 

Und die Idee zu diesem neuen Köder verkaufe ich dann für einige Millionen an die Köderindustrie 😉    

   

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