Meisterfischern über die Schulter geschaut (1985) – Heinz-Rudolf Baier-

Aus: „Meisterfischern über die Schulter geschaut“ von Wolf-Bernd Wiemer, 1. Auflage 1985 Limpert Verlag Bad Homburg

Nicht nur unser „Tackle-Dealer“ Hubert Sprey wird in dem Buch vorgestellt, nein, u.a. auch Heinz-Rudolf Baier.

Während Hubert seiner Leidenschaft zum Angeln treu geblieben ist, hat sich Heinz mehr seinem Geschäft (Elektrohaus Heinz R. Baier –Klein-Welzheim-) gewidmet. Aber 1985 sah das noch anders aus!

 

Heinz-Rudolf Baier

Dem Vollblutangler Heinz-Rudolf Baier ist der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. Stets freundlich und hilfsbereit hat er auch für weniger erfolgreiche Angelkameraden immer einen guten Rat.

Er ist ein wirklicher Kumpeltyp, der überall gern gesehen und herzlich willkommen ist. Sein angelsportlicher Werdegang ist die logische Konsequenz beharrlicher Arbeit an den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Er wurde mehrmals Bezirksmeister im Still- und Fließwasserfischen, Hessenmeister, Deutscher Meister mit der Mannschaft, Deutscher Vizemeister im Einzelfischen, mit der Mannschafft 5. Der Weltmeisterschaften für Vereinsmannschaften

Rutenmaterial

Neben diversen Rollenruten fischt Heinz-Rudolf Baier mit Stippruten in den Längen von bis zu 12,50m.

Schnüre

Hauptschnüre finden in den Stärken 0,10 bis 0,18mm Verwendung. Vorfachschnüre werden in den Durchmessern von 0,06 bis 0,14 benutzt.

Vorfächer

Die Vorfachlänge beträgt meistens 30 bis 50cm, in extremen Fällen auch schon mal 1m und mehr. Die Stärken liegen im allgemeinen zwischen 0,08 bis 0,12mm, ganz selten bei 0,14mm. Vorfächer von 0,06mm Durchmesser werden nur in absoluten Ausnahmefällen verwendet. Sie entspringen eigentlich schon einer gewissen Hilflosigkeit und werden dann montiert, wenn wirklich nicht mehr läuft.

Haken

Ausnahmslos werden langschenkelige Haken in rot, blau oder braun eingesetzt. Die Größen gehen von 10 bis 22. Mit noch kleineren Haken sollen sich andere herumquälen.

Posen

Posenwahl ist Gefühls- und Erfahrungssache. Man kann da nur schlecht allgemeine Angaben machen, da es auf Gewässertiefe, Fischbesatz, Unterströmung, Angelentfernung vom Ufer aus und viele andere kleine Nebendinge ankommt. Als Faustregel gilt: Für stehende und langsam fließende Gewässer eignen sich schlanke Posen, An schnelleren Fließwassern haben sich birnenförmige und andere kompakte Schwimmertypen bewährt.

Bebleiung

Für stehende Gewässer werden sensible Bebleiungsarten – Kette oder schlanke Tropfenbleie – vorgezogen. Im Fließwasser wird eigentlich fast immer mit dem gedrungenen

Tropfenblei gefischt. Unter das Tropfenblei werden bis zu vier kleinere Bleischrote als Stopper geklemmt, die man bei Bedarf auch nach oben verschieben kann, so dass praktisch ein längeres Vorfach entsteht.

Köder / Anfütterungsmaterial

Als Universalköder unübertroffen ist die Made. Sie wird sowohl als Hakenköder als auch als Lebendfutterzusatz im Anfütterungsmaterial benötigt. Beim Anfüttern ist zu viel des Guten mit Sicherheit nicht das Beste. Die Zusammensetzung eines ordentlichen Futters soll folgendermaßen aussehen:

Zwieback 60%, Anismehl, Biskuitmehl und Maismehl 35%, etwas Geruchsstoff, Zucker 5%. Hinzu kommen noch Lebendköder (Pinkies), und schon stimmt das Futter! Diese Mischung ist durchaus fängig und den Futtermischungen, die man im Handel für Wahnsinnspreise erwerben kann, durchaus ebenbürtig. Schwermacher, z.B. feinen Sand oder Kies, setzt Hein-Rudolf Baier erst bei sehr schnellem Wasser oder beachtlichen Tiefen dem Futter hinzu.

Steht die richtige Mischung bzw. Zusammensetzung erst einmal, dann kann durch die Wasserzugabe viel erreicht werden: wenig Wasser – leichtes Futter; viel Wasser – schweres Futter.

 

Angeltechnik

Angeltechniken gibt es wie Sand am Meer! Die beste ist immer die, die man sich selber angeeignet hat und die man auch beherrscht. Bei den Kaderfischen stellt sich zur Zeit heraus, dass bei schlechtem Beißverhalten die verkürzte Angeltechnik – 11m Rute, 6m Schnur – ganz klare Vorteile hat. Aber: Entweder man beherrscht diese Technik oder wendet sie nicht an. Beim Stillwasserfischen ist meist eine lange Rute mit langer Schnur oder eine Rollenrute von Vorteil.

 

Der besondere Tipp

Es wird immer ohne Wirbel und immer mit Vorfach geangelt. Das Vorfach ist 0,02mm dünner als die Hauptschnur. Die Befestigung der Hauptschnur an der Rutenspitze sollte einfach und zweckmäßig sein; kein Geklappere kein Überhängen von Teilen. Das Befestigen muss einfach und schnell gehen. Der Befestigungsmechanismus soll klein sein, kaum etwas wiegen und die Aktion der Rute nicht beeinträchtigen.

Und noch ein Rat: „Von nichts kommt nichts. Üben, üben und probieren heißt die Devise. Andere sind auch gut, so manche viel besser. Erfahrungen sind für mich wichtig. Man muss bereit sein, diese Erfahrungen zu verarbeiten, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Rückschläge sind auch bei den besten Anglern an der Tagesordnung. Zu schlagen ist fast jeder, aber auch fast jeder kann zuschlagen. Auch, wenn man es geschafft hat und sich als Spitzenangler bezeichnen kann, sollte man es sich zu Kopfe steigen lassen und weiter am Ball bleiben. Der Weg nach oben ist sehr lang und der nach unten womöglich umso kürzer. Und schließlich gehört auch ein Quentchen Glück zum Fischen: man muss einen guten Platz erwischen, die Schnur darf im entscheidenden Augenblick nicht brechen, der Haken muss halten usw. Erwischt man in dieser Hinsicht einmal trotz bester Vorbereitung einen Tag, an dem aber auch gar nichts gelingen will, dann darf man nicht verzagen. Den nächsten guten Angeltag hat Petrus bestimmt schon fest für uns eingeplant“!

 

Radfahrer

„Bei einem Wettfischen saß ich einmal mit Rudi Trumpfheller und Werner Ritter in einem Sektor recht dicht beieinander. Rudi und ich lieferten uns einen erbitterten Kampf um jeden Fisch. Das Angeln dauerte drei Stunden und wie so oft lief nach zwei Stunden überhaupt nichts mehr. Traurig dümpelten die Schwimmer im Wasser und die Ruten ließen ihre Spitzen hängen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Werner Ritter dann einen guten Biss. Er schlug vor Schreck etwas zu hart an, und mit einem fröhlichen Knall riss die Schnur nahe der Rutenspitze. Der Schwimmer tanzte unschlüssig auf dem Wasser herum. Schnell erkannte ich meine gute Gelegenheit und warf mein Geschirr über das nun Herrenlose. Ich hatte sofort Erfolg. Werner bekam seinen Schwimmer zurück, ich bekam die schöne Karausche von einem guten Pfund, die noch am Haken hing, und Rudi Trumpfheller  bekam ein langes Gesicht. Denn mit der Karausche hatte ich ihn nicht nur ganz knapp geschlagen, sondern wurde auch noch Gesamtsieger des Fischens. 1. Preis: ein Fahrrad. Werner und Rudi durften eine Ehrenrunde drehen“.

 

      

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