Auch Grasfische gibt´s bei uns im Main (auch sehr große!)

Von Rainer Appel -mainkarpfen.de-

Auzugsweise aus „Wikipedia“

Der Amur ist eigentlich kein Karpfen, jedoch wird er sehr oft als „Graskarpfen“ bezeichnet.

Bei uns hier im Main gibt es auch „Graser“ und diese Burschen werden auch ziemlich groß!

 

Deshalb mal ein Bericht über Grasfische aus dem Sonderheft der Zeitschrift Blinker „Süßwasser-Fische Angler Lexikon“ aus den 90er Jahren.

 

GRASFISCHE  

Erkennungsmerkmale

„Graskarpfen“: Sein Körper ist kräftig und langgestreckt –spindelförmig, die Rückenflosse setzt etwas vor den Bauchflossen an. Die Augen liegen tief, daher wirkt die Stirn auffällig breit. Das Maul ist groß und halbunterständig, an den Kiemen finden sich ausgeprägte strahlenartige Rillen. Die Rücken- und Schwanzflosse sind dunkel, die anderen Flossen hellgrau, die Schuppen schwarz gesäumt (Netzzeichnung). Beim Öffnen der Leibeshöhle zeigt der Graskarpfen ein dunkles Bauchfell wie unsere heimische Äsche und der Giebel. Vom Döbel unterscheiden ihn seine tiefer liegenden Augen und der wuchtige Schwanzstiel, die größeren Schuppen und der spitzere Kopf

„Silberkarpfen“: Sein Körper ist gedrungen und hoch, auffällig kleine Schuppen, ähnlich denen der Schleie, schützen ihn. Das Maul ist oberständig, die Rückenseite graugrün gefärbt, der Bauch und die Seitenpartien silbrig, die Flossen dunkel, Afterflosse und paarige Flossen schimmern zuweilen golden. Der Bauch bildet vom Hals bis zur Afteröffnung einen scharfen schuppenlosen Kiel.

„Marmorkarpfen“: Er wirkt ebenfalls seitlich zusammengedrückt, die kleinen Schuppen sind wolkig marmoriert. Die Augen liegen in dem übermäßig großen Kopf noch tiefer als beim Silberkarpfen, das Maul ist oberständig. Der kurze Bauchkiel verbindet nur die Bauch- mit der Afterflosse. Von der Bauchflosse nach vorne ist der Unterteil des Körpers abgerundet.

 

Lebensraum

Ursprüngliche Heimat der Grasfische ist das Einzugsgebiet des Amur ist Ostasien, von der früheren UDSSR bis zu den Flüssen der südchinesischen Provinz Kanton. Die Chinesen züchten den weißen Amur schon seit über 2000 Jahren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Grasfische über Russland nach Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und Österreich. Angelvereine in Franken, Niederbayern und der Oberpfalz führten die Asiaten Ender der 60er Jahre in der BRD ein. Inzwischen kommen die Grasfische in vielen deutschen Gewässern vor.

 

 

Standplätze und Lebensweise

Stöhnt alles vor Hitze und sucht den Schatten, dann fühlen sich Grasfische so richtig wohl. Lassen sich die Sonne auf den Buckel brennen, ziehen dort, wo sich das Wasser am schnellsten erwärmt, träge und nahe unter der Oberfläche ihre Runden. Meist finden sich 10 bis 15 Fische zusammen. Schon ein Vogel, der über das Wasser flitzt, kann panische Angst unter ihnen auslösen. Sie stieben auseinander, manchmal auch ohne erkennbaren Grund. Die Grasfische fühlen sich wohl in stehenden wie fließenden Gewässern. Warmes Wasser lieben sie. Treibt der Wind laues Oberflächenwasser in eine Bucht, erwärmt die Morgensonne einen Seeteil am schnellsten: es wird nicht lange dauern, und die Fische finden sich ein. Genauso magnetisch wirken Warmwassereinläufe, besonders im Winter, und die Wasserpflanzen im Sommer. Dass die Grasfische sehr räuberisch sind, wie ihnen nachgesagt wird, ist zu bezweifeln. Gelegentliche Fänge mit Kunstködern rühren wohl eher daher, dass die Fische von außen gehakt werden.

 

Nahrung

„Graskarpfen“: Als Jungfisch, bis er ungefähr 10cm lang ist, ernährt sich der Grasfisch von Larven und Zooplankton. Danach stellt er sich um auf pflanzliche Nahrung, zunächst weiche Unterwasserpflanzen wie Fadenalgen, Netzalgen und Laichkräuter. Mit zunehmender Größe bevorzugt er härtere Pflanzen. Schilf, Rohrkolben, Seggen und Binsen, zermahlen seine scharfen, langen Schlundzähne problemlos.

„Marmor- und Silberkarpfen“: Sie ernähren sich von tierischem Plankton, das sie aus dem Wasser filtern. Die Fische schwimmen mit offenem Maul und lassen das Wasser durch ihre Maulhöhlen strömen. Feine Lamellen zwischen Maulhöhle und Schlund filtern die schwebenden Kleinstlebewesen heraus.

 

Laichzeit und Fortpflanzung  

 

Der „Graskarpfen“ laicht in seiner Heimat bei 21 bis 22 Grad Wassertemperatur, und zwar in stark fließendem Wasser über kiesigem Grund. Die befruchteten Eier quellen stark und schweben mit der Strömung im Wasser (pelagisch). Je Kilo Körpergewicht des Rogners kann man von 50.000 – 150.000 Eiern ausgehen.

Der „Silberkarpfen“ laicht in Europa, wenn das Wasser 23 bis 24 Grad erreicht. Die Geschlechtsreife tritt ein mit sechs bis sieben Jahren, wie auch beim „Marmorkarpfen“, der ab 25 Grad Wassertemperatur laicht. In Deutschland pflanzen sich die Grasfische, soweit bekannt ist, nicht natürlich fort.

 

Wachstum, Alter

Der „Graskarpfen“ wird in seiner chinesischen Heimat bis zu 50kg, der „Silberkarpfen“ bis zu 40kg, der „Marmorkarpfen“ bis zu 70kg schwer. Auch in Deutschland können die Fische ihr Höchstgewicht erreichen, so sind sich Experten sicher. Zumal sie ziemlich schnell wachsen. Im Echternacher See (Luxemburg) beispielsweise, wuchsen Marmorkarpfen innerhalb von drei Jahren von 20g auf 18 Pfund heran. Die ein Jahr älteren Fische wogen bis zu 34 Pfund, ein Marmorkarpfen von weit über 50 Pfund war höchstens 7 Jahre alt. Silberkarpfen sollen ähnlich gut abwachsen, Graskarpfen dagegen wesentlich langsamer. Erst nach drei bis vier Sommern bringen sie es auf 5 Pfund. Kein Wunder, muss der Graskarpfen doch ca. 1 Zentner Pflanzenmasse aufnehmen und verdauen, um sein Gewicht nur um 1 kg zu erhöhen. Welches Alter Grasfische in freier Wildbahn erreichen, ist noch ungeklärt. Man geht von ähnlichen Werten wie beim Karpfen aus, also über 40 Jahre.

 

 

Biologische Besonderheiten

Der Name Graskarpfen ist irreführend, da es sich um keinen Karpfen handelt. Systematisch ist er als Weißfisch zwischen Rotauge und Rotfeder einzuordnen. Damit der Grasfisch gut abwächst und damit dem Karpfen keine Nahrungskonkurrenz macht, muss das Gewässer pflanzenreich sein. Die Besatzmenge sollte dem Pflanzenbestand angepasst werden. Zu viele Grasfische fressen ein Gewässer kahl, und zwar in einem Sommer.

Alle Grasfische benötigen wenig Sauerstoff. Durch Wärmeperioden, oder dickes Eis gehen kaum Fische ein. Generell birgt es aber gewisse Risiken in sich, die Asiaten auszusetzen. Zum einen können sie Parasiten mitbringen, gegen die einheimische Fischarten keine natürliche Widerstandskraft besitzen; zum anderen sind sie anfällig für einheimische Seuchen.

 

Fangzeiten

Optimal fressen die Grasfische nur, wenn das Wasser zwischen 25 und 30 Grad warm ist. Dann nimmt beispielsweise der „Graskarpfen“ bis zu 120% seines Körpergewichtes an Nahrung auf.

Der Hochsommer: er ist die mit Abstand beste Angel(jahres)zeit.  Schönwetterperioden und Flachwasser sind gute Voraussetzungen. Wenn die Mittagssonne vom Himmel brennt, beißen die Grasfische an der Oberfläche; fällt warmer Regen, erwischt man sie am besten im Mittelwasser. Auch die frühen Morgen- und Abendstunden sind vielversprechend, besonders am sonnenbeschienenen Ufer. Kühlt es in der Dämmerung nicht übermäßig ab, beißen die Fische während der ganzen Nacht. Schlechte Fangchancen dagegen im Winter: Bei Wassertemperaturen von unter 13 Grad nimmt der Grasfisch nur noch ein lebensnotwendiges Minimum an Nahrung auf. Wer jetzt fangen will, muss bei Warmwassereinläufen angeln.

 

Fangmethoden, Geräte und Köder

Nur eine Methode lässt es zu, den Graskarpfen selektiv nachzustellen: das Angeln an der Oberfläche, und zwar auf Sicht. Heiße, windstille Tage sind optimal. Man sucht dann die flachen Buchten ab, am besten mit einem Fernglas oder einer Polarisationsbrille. Die Montage richtet sich danach, wie weit die Fische vom Ufer entfernt stehen. Sind es nur einige Meter? Dann angelt man „unbeschwert“, das heißt ohne Blei oder Pose. Als Wurfgewicht dient der Köder, ein Misch- oder Weißbrotstückchen mit etwa 2 cm Kantenlänge, durch dessen Kruste man den 6er Haken führt. Stehen die Fische weiter draußen? Dann brauchen wir eine Beschwerung: Bei Wind und flachem Wasser eine Grundblei-Montage mit langem Vorfach, die das Brotstück zur Oberfläche auftreiben lässt; bei ruhigem Wasser eine kleine, durchsichtige Wasserkugel. Um die Fische nicht zu verscheuchen, überwirft man sie weit und kurbelt den Köder vorsichtig in ihre Nähe. Wer einige Brotstückchen anfüttert, macht die Graskarpfen neugierig und nimmt ihnen den Argwohn gegenüber dem Köder.

Nach dem Anhieb ist robustes Gerät gefragt. Zwar kämpfen die Grasfische nicht so bullenstark wie Karpfen, doch sie werden schwerer, und sie verstehen es, Hindernisse im Wasser auszunutzen. Eine Rute von mindestens 3 Metern, mit kräftiger, über die ganze Länge verteilter Aktion, gewährleistet zweierlei: Ihr Rückgrad reicht aus, um den Fisch im Drill zu ermüden, und ihre Länge lässt es zu, ihn im Drill zu dirigieren. Sind große Grasfische zu erwarten, sollte die Stationärrolle mit 180 Metern 35er Schnur gefüllt sein, für kleinere reicht eine 30er Leine. Ein geräumiger Kescher mit langem Stiel erleichtert die Landung. Neben der Brotkruste versprechen zwei weitere Oberflächenköder Erfolg: einfaches Gras knotet man in möglichst lockere Bündel zusammen und steckt es auf einen stabilen, kurzschenkeligen Haken Größe 4. Die Fische saugen diesen Köder kurz ein, speien ihn aber oft gleich wieder aus. Der Anhieb muss sofort nach dem Biss erfolgen. Das gilt auch beim Angeln mit der Grasfliege. Man bindet sie aus einigen Fäden grüner Wolle und bietet sie mit der Fliegenrute auf Sicht an.

Beim Grund- und Posenangeln fällt es schwer, dem Graskarpfen gezielt nachzustellen, denn alle Köder, die er liebt, mag auch „unser“ Karpfen: Teigkugeln, Kartoffelstückchen, Maden, Käse, Brotflocke, Makkaroni, Boilies usw. Grundsätzlich gilt: Die Köder sollten etwas kleiner ausfallen als beim Karpfenangeln; Haselnussgröße ist das Maximum.

Anfüttern über mehrere Tage steigern die Fangchancen erheblich. Auch während des Angelns empfiehlt es sich, kleinere Mengen nachzufüttern. Die meisten Fische bringt das Grundangeln mit Boilies. Man fädelt die harten Protein-Kugeln per Ködernadel auf das „Haar“, ein 0,08mm dünnes, kurzes Schnurstück, das am Hakenschenkel befestigt wird. Aufgrund eines mindestens 40g schweren Bleies, vor das ein Stopper geschaltet wird, hakt sich der Karpfen beim Biss selbst. Dagegen ist beim Grundangeln mit herkömmlichen Ködern ein schneller Anhieb erforderlich: Die Fische lassen beim geringsten Verdacht wieder los. Daher lohnt der Einsatz von Schwing- und Zitterspitze.

Beim Posenangeln auf Graskarpfen hat sich die Liftmethode bewährt. Die Antennenpose wird dabei auf Übertiefe eingestellt, so dass ein Schrotblei, ungefähr 10 cm vor dem Köder plaziert, auf Grund liegt. Der Fisch hebt es beim Biss an, und die Pose „wächst“ aus dem Wasser.

Lange war in Deutschland umstritten, dass sich auch der Silber- und Marmorkarpfen mit herkömmlichen Ködern fangen lassen. Doch ungarische Angler haben es bewiesen. Sie angeln mit kleinen, unscheinbaren Stachelschweinposen im Mittelwasser, wo die Planktonfresser ihre schwebende Nahrung suchen. Damit die Fische auf den Köder stoßen, füttern die Ungarn mit solcher Ausdauer an, dass ihren Angelplatz ständig eine Futterwolke einnebelt. Und der Duftstoff des Futters, Vanille, zieht die Grasfische magnetisch an. Mit offenem Maul schwimmen sie durch die schwebenden Futterpartikel – und nehmen dabei irgendwann auch den Köder auf. Der muss möglichst klein sein, Popcorn oder Brotflocke sind beliebt in Ungarn. Doch auch beim Grundangeln lassen sich Silber- und Marmorkarpfen fangen: mit „schwebendem“ Köder.

 

Anhieb, Drill und Landung

So schnell die Grasfische den Köder einsaugen, so schnell speien sie ihn auch wieder aus. Sobald die Pose zuckt oder der Bissanzeiger sich bewegt, muss der Anhieb erfolgen. Da der Silber- und der Marmorkarpfen ein sehr zähes Maul haben, sollte man ziemlich hart anschlagen. Die erste Phase des Drills, beim Karpfenangeln die kritischste, ist beim Grasfisch eher harmlos. Im Gegenteil: Man kann ihn sogar direkt nach dem Anhieb überrumpeln, indem man ihn stark forciert und in den Kescher drillt, bevor er merkt, wie ihm geschieht. Gelingt das, spart man Zeit und Nerven, denn schwere Grasfische kämpfen sonst ziemlich hart. Wie der Karpfen streben sie Hindernisse an, Krautbänke und Seerosenfelder dienen ihnen als „Fluchtburgen“.

 

Rekordgrößen

1984 hat der Blinker die Grasfische in seine Hitparade aufgenommen. 1988 ging ein Rekordfisch von 63 Pfund in Österreich an den Haken. Erst im Jahr 1991 wurde er vom Thron gestoßen, und zwar gleich um drei schwerere Fische. Neuer Rekord: Ein Marmorkarpfen von 90 Pfund 200g, gefangen im See des Kraftwerkes Großkrotzenburg auf Erdnuss-Boilies. Drillzeit: 2 ½ Stunden an 27er Schnur. 

 

 

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