Vorkommen und Standplätze des Karpfens in heimischen Gewässern

Vorkommen und Standplätze des Karpfens in einheimischen Gewässern
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam der Karpfen in zahlreichen größeren Flüssen und Seen vor. Nach Max von dem Borne (um 1880) trat er z.B. in der Elbe „in Böhmen und Sachsen häufiger als weiter unterhalb“ auf. In der Havel war er „sehr sparsam“ vertreten. Das Vorkommen in der Saale wird als „selten vom Altenburgischen abwärts“ beschrieben. Die Unstrut hatte „im unteren Flusslauf selten Karpfen“. Unterschiedliche Vorkommen wies die Oder auf. „Das Oderbruch enthielt in vorzüglicher Menge Karpfen“, dagegen war er „im Kreise Angermünde selten“.
Im Gegensatz dazu treffen wir heute den Karpfen in den verschiedensten Gewässerformen an. Überwiegend ist sein Vorkommen in diesen Gewässern auf gewollten Besatz zurückzuführen. Gar nicht so selten kommt es jedoch auch zu unbeabsichtigtem Besatz. Aus Teichwirtschaften, die in vielen Fällen durch Fließgewässer mit Wasser versorgt werden, entweichen immer wieder einmal Karpfen. Mit ist ein Fall bekannt, wo durch einen Dammbruch der gesamte Bestand an zweisömmrigen Fischen in einen See von etwa 30ha gelangte. Allerdings sind in den Folgejahren dort nie Karpfen gefangen worden. Vermutlich sind alle Fische über den vorhandenen Bachauslauf innerhalb weniger Wochen abgewandert. Mit so einer Abwanderung muss bei Besatzmaßnahmen immer gerechnet werden. Einsömmrige Karpfen entkommen selbst über extrem flache Verbindungsgräben, wobei sie grundsätzlich der Strömung – und sei sie noch zu schwach – folgen. Doch auch größere Karpfen entweichen gern, wenn auch unter günstigeren Umständen. Schließlich kann eine Übertragung von Laich und Brut durch Wasservögel nicht völlig ausgeschlossen werden, wurde aber – im Gegensatz zu anderen Fischarten – bei der Verbreitung des Karpfens bisher nie nachgewiesen.
Einen gewissen Überblick zur Häufigkeit von Karpfenvorkommen in den verschiedenen Gewässerformen kann man durch die Auswertung von Fangmeldungen gewinnen. Allerdings muss in Kauf genommen werden, dass sie z.B. ganz allgemein bei anglerischen Fängen in Flüssen und Seen besteht, unberücksichtigt bleibt.
Auch wenn es teilweise recht schwierig ist, aus der Gewässerbezeichnung den genauen Typ des jeweiligen Gewässers herzuleiten, wodurch sicherlich Zuordnungsfehler entstanden sind, so zeigt sich doch ganz eindeutig die Überlegenheit der stehenden Gewässer. Hervorzuheben ist der Anteil der Baggerseen an den Fangmeldungen. Gerade diese künstlichen Gewässer wurden und werden immer noch in ihrer Bedeutung für den Angelsport unterschätzt, dabei könnten in ihrer Bedeutung für den Angelsport unterschätzt, dabei könnten auch sie durch überlegte Bewirtschaftungsmaßnahmen mehr als bisher zu angelsportlich wertvollen Gewässern entwickelt werden.
Stehende Gewässer
Die Hauptvorkommen liegen in den stehenden Gewässern, da hauptsächlich sie in den letzten Jahrzehnten mit Karpfen besetzt wurden. Es sei jedoch an dieser Stelle nochmals darauf verwiesen, dass der Karpfenbesatz auch in stehenden Gewässern überlegt sein will. Hauptsächlich sollte der Karpfen nur in solche Gewässer gebracht werden, in denen er gute Lebensbedingungen vorfindet, also ausreichend Nahrung und eine günstige Wassertemperatur. Maßgebend sind vor allem Typ und Höhenlage eines Gewässers, on es einen den Bedürfnissen des Karpfens angemessenen Lebensraum darstellt oder nicht.
Flache Gewässer
Gewässerbeschreibung Vorrangig im Flachland findet man Gewässer, die sich durch ein flaches Becken ohne deutliche Scharbildung auszeichnen. Ihre Tiefe beträgt selten mehr als 4m. Je nach Wassertiefe und –trübung können die Unterwasserpflanzen einen großen Teil der Bodenregion, ja sogar den gesamten Gewässergrund besiedeln. Meist sind reiche Bestände an Schwimmblattpflanzen und mehr oder weniger breite Gelegegürtel vorhanden, so dass diese Gewässer zur Verlandung und zur Bildung von Schwingwiesen neigen. In Senken kommt es zur Ablagerung von Schlamm.
Gewässerarten
Zu den flachen Gewässern zählen in erster Linie die flachen Seen, die fischereibiologisch meist zu den Aal – Hecht – Schleie – Seen gehören. Charakteristisch für die ist die Unterteilung der Bodenregion in die pflanzenbewachsene Uferregion und die pflanzenlose Tiefenregion. Ebenso gehören hierher die Weiher, die selten eine Wassertiefe von 2 m überschreiten und deren gesamte Bodenregion deshalb von Pflanzen besiedelt ist. Weiher sind nicht selten Restgewässer eines verlandeten Sees. Auch die Teiche müssen hierzu gerechnet werden, also künstlich angelegte Gewässer mit geregeltem Zu- und Abfluss und meist (zumindest die Fischteiche) vollständig ablaßbar, die hinsichtlich Wassertiefe sowie Tier- und Pflanzenwelt dem Weiher im Allgemeinen gleichen. Auch ein Großteil der Altwasser, bei Gewässerbegradigungen abgeschnittene Flussschleifen, kann hier erfasst werden. Bereits mit gewissen Einschränkungen wären noch die Torfstiche zu nennen, die künstlich durch den Abbau von Torf entstanden sind. Von natürlichen Flachseen und Weihern unterscheiden sich diese durch ihre meist rechteckige Form und durch das Fehlen flach auslaufender Ufer. Sofern sie ein gewisses Alter aufweisen, gleicht ihre Pflanzenbesiedlung der von Naturgewässern, allerdings ist die Pflanzen- und Tierwelt weniger artenreich vertreten.
Temperaturverhältnisse
Durch ihre geringe Tiefe erwärmen sich die flachen Gewässer in verhältnismäßig kurzer Zeit bis zum Grund. Bei Tiefen bis etwa 2 m herrscht annähernd die gleiche Temperatur, bei größeren Tiefen nimmt sie bis zum Grund kontinuierlich ab. Ähnlich schnell verläuft auch die Abkühlung. Beim Wechsel von sonnigen zu trübem, regnerischem Wetter nimmt die Wassertemperatur bis zur Tiefe hin ab. Einen gewissen Einfluß übt die Umgebung des Gewässers aus. Flache Waldseen zeigen einen ausgeglicheneren Temperaturverlauf als Gewässer, die im offenen Gelände liegen.
Herrscht im Hochsommer längere Zeit völlige Windstille, tritt auch in flachen Gewässern eine vorübergehende Temperaturschichtung auf. Es bildet sich eine 0,5 bis 1 m starke warme Oberflächenschicht mit deutlicher Grenze zum „kühleren“ Wasser hin. Da am Gewässerboden durch die Zersetzung organischer Substanzen ein hoher Sauerstoffverbrauch besteht, kann Sauerstoffschwund eintreten, der das Wohlbefinden der Fische empfindlich stört, so dass auch der Karpfen die Nahrungsaufnahme einstellt. Durch Wind oder kräftigen Regen wird die Schichtung schnell beseitigt und der Sauerstoffgehalt des Wassers erhöht, worauf die Fische rasch reagieren. Im Winter bei längerer Eisbedeckung mit lichtundurchlässiger Schneedecke kann ebenfalls Sauerstoffmangel auftreten. Zur Ausstickung der Fischbestände kommt es jedoch in Gewässern, die nicht zusätzlich mit organischen Abwässern belastet sind, höchst selten.
Nahrungsaufkommen
Das Nahrungsaufkommen in flachen Gewässern ist in der Regel gut, vor allem dann, wenn sie in fruchtbares Wiesenland eingebettet sind. Ungünstiger ist es, wenn überwiegend unfruchtbarer Sand und Kies den Gewässergrund bilden. Dann fällt auch die Pflanzenbesiedlung des Gewässers oft recht spärlich aus. Insgesamt gesehen stellen diese Gewässer einen günstigen Lebensraum für den Karpfen dar.
Standplätze der Karpfen
In derartigen Gewässern sind die Karpfen praktisch überall anzutreffen. Besondere Anziehungspunkte bilden die Seerosenbestände sowie Schneisen und Buchten im Pflanzengürtel. Tagsüber stehen die Fische gern unter den Seerosenblättern oder im dichten Kraut. Die größeren Exemplare halten sich mehr im Mittelteil des Gewässers auf, etwa am Rande der pflanzenlosen Tiefenregion. In der flachen Uferregion kommen sie meist nur in der Abenddämmerung und ziehen sich morgens wieder in das tiefere Wasser zurück. Sind die Gewässer sehr flach, suchen die Fische tagsüber häufig Schutz im Bereich der Schwingwiesen oder anderer sicherer Unterstände, wie z.B. an unbegehbaren Uferpartien mit dichtem Pflanzenbewuchs, und ziehen erst in der Dämmerung ins freie Wasser. An stark begangenen Gewässern gehen sie im Extremfall nur nachts auf Nahrungssuche. Wo allerdings Zweige von Uferbäumen das Wasser beschatten, trifft man sie auch tagsüber an.
Seen mittlerer Tiefe
Gewässerbeschreibung
Charakteristisch für zahlreiche Seen des Flachlandes ist eine mehr oder weniger breite, flach auslaufende Uferbank und eine nicht zu steil abfallende Schar. Ihre Tiefe beträgt etwa 6 bis 15 m. Meist sind sie sommertrüb mit einer Sichttiefe von 1 bis 2,5 m. Die Uferregion ist reich an Wasserpflanzen. In ruhigen, windgeschützten Buchten gedeihen Schwimmblattpflanzen. An den Röhrichtgürtel schließen sich Krautbänke an, deren untere Grenze bei etwa 3 m Wassertiefe liegt. Bei größerer Sichttiefe kommen auf der Außenseite der Uferbank oder im oberen Bereich der Schar unterseeische Wiesen vor. An sie schließt sich streckenweise – auf der Schar in durchschnittlich 5 bis 8 m Tiefe gelegen – die Totmuschelzone an. Sie besteht aus den Schalen toter Muscheln und Schnecken, die von den Wasserströmungen bis hierher getragen und abgesetzt wurden. Die übrige Bodenregion ist mit Schlammablagerungen bedeckt.
Gewässerarten
Diese Gewässer sind fischereibiologisch den Aal – Hecht – Zander – Seen zuzuordnen. Bei der Wassererwärmung im Frühjahr bildet sich in ihnen eine Temperatursprungschicht aus, die das wärmere Oberflächenwasser vom kühleren Tiefenwasser trennt. Diese Sprungschicht liegt in nährstoffreichen Seen durchschnittlich in 4 bis 6 m Tiefe. In ihrem Bereich nehmen Temperatur und Sauerstoffgehalt des Wassers sprunghaft ab. Anhaltende Winde bewirken lediglich Strömungen im Wasserbereich oberhalb der Sprungschicht, die dort Temperaturunterschiede ausgleichen und zu einer Durchmischung des Wassers mit Sauerstoff führen. Im Tiefenwasser hingegen nimmt der Sauerstoffgehalt im Verlauf der warmen Jahreszeit allmählich ab, was bis zu völligem Sauerstoffschwund führen kann. Die Uferregion wird dadurch zur eigentlichen produktiven Zone an diesen Seen. Hier ist das Wasser warm, es herrschen gute Sauerstoffverhältnisse und das Aufkommen an Nährtieren ist reichlich, so dass der Karpfen sehr günstige Lebensbedingungen vorfindet. Die Uferregion bildet während der warmen Jahreszeit seinen Lebensraum.
Standplätze
Eindeutig bevorzugt vom Karpfen werden stille, krautbewachsene Buchten mit Seerosenfeldern, vor allem dann, wenn Wassertiefen zwischen 1,5 und 2 m vorherrschen. Vom Sommerbeginn bis zum Herbst scheinen sich die Karpfen hier aufzuhalten. Allerdings stehen sie im Sommer mehr am Rand der Seerosenfelder, im Herbst dagegen mittendrin.
Rohr-, Schilf- und Binsenbestände müssen unterschiedlich bewertet werden. Stellen, an denen der Röhrichtgürtel allzu dicht ist, werden regelrecht gemieden. Das gilt auch für solche Gelege, an deren Außenrand die Seehalde steil in größere Tiefen abfällt. Besondere Anziehungspunkte bilden aufgelockerte Bestände mit Schneisen und Einbuchtungen, wenn dort die Wassertiefen zwischen 1 und 2 m liegen. Geradezu als ideal gilt, wenn solche Rohr- und Binsenbestände an der Spitze von Landzungen liegen, wo obendrein die Schar weniger steil abfällt.
Ganz allgemein können Krautbetten jeglicher Art als beliebte Einstände angesprochen werden, da der Karpfen vor allem hier auf Nahrungssuche geht. Von größeren Karpfen werden bevorzugt Krautbestände aufgesucht, die in 1,5 bis 2,5 m Wassertiefe liegen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Krautgürtel im Außenbereich von Buchten, am Hang von Landzungen und an der Scharkante.
Karpfen, die aktiv auf Nahrungssuche sind, ziehen häufig auf regelrechten Wechseln durch ihr Revier. In Seen liegen diese Karpfenstraßen meist im Außenbereich der Schar und zwar dicht unterhalb der Scharkante. Eine sozusagen „magische“ Tiefe scheint bei 2 bis 2,5 m zu liegen. Wenn Untiefen in der Nähe sind, wie die Spitze einer Landzunge oder flache Bänke und Schwellen, führt der Wechsel mit ziemlicher Sicherheit darüber hinweg.
Windverhältnisse
Obwohl der Temperaturverlauf in diesen Seen ausgeglichener ist, da sich Änderungen der Lufttemperatur aufgrund der größeren Tiefe nicht so empfindlich auswirken können, sollten die Windverhältnisse trotzdem aufmerksam beobachtet werden. Weht bei sommerwarmem Wetter ein warmer Wind, scheinen die Karpfen die Uferseite des Gewässers, auf die der Wind steht, zu bevorzugen, da das warme Wasser hierher gedrückt wird, das sich außerdem durch die sich hier am stärksten auswirkende Wellenbewegung mit Sauerstoff anreichert. Dagegen steigt auf der windgeschützten Seite des Gewässers etwas kühleres Wasser auf. An kühlen, regnerischen Sommertagen können sich die Verhältnisse völlig umkehren. Durch den Wind werden die oberen Wasserschichten zusätzlich abgekühlt, so dass auf der windgeschützten Seite des Sees durch das aufsteigende wärmere Wasser für den Karpfen angenehmere Temperaturen herrschen. Nach einigen Windtagen hat allerdings die gesamte Oberflächenschicht ausgeglichene Temperaturen, so dass dieser Effekt verschwindet. Besonders auffällig reagiert der Karpfen auf den Wind, wenn Wasser- und Lufttemperatur unter 15°C liegen. Dann finden wir ihn bestimmt auf der windgeschützten Seite des Sees.
Baggerseen
Gewässerbeschreibung, Gewässerarten
Als Baggerseen werden künstliche Gewässer bezeichnet, die in Sand-, Kies-, Ton- und Lehmgruben, Steinbrüchen und Braunkohletagebauten entstanden sind. Die Lebensbedingungen in ihnen können extrem unterschiedlich sein, sie sind stark abhängig vom Untergrund, der Ufergestaltung und vom Alter solcher Gewässer. Der Boden ist meist uneben, die Ufer überwiegend steil und gerade, die Tiefe unterschiedlich.
Durch die ehemalige Rohstoffentnahme sind oft kleinere oder größere Bänke und Klippen entstanden, die jetzt Untiefen oder Inseln im Gewässer bilden. Junge Baggerseen sind sehr nährstoffarm, ihre Lebewelt ist entsprechend eintönig. Im Laufe der Jahre jedoch entstehen vor allem in Braunkohletagebauten sowie in Kies- und Sandgruben flache Uferbänke, auf denen sich schmale Gelegegürtel und bescheidene Krautbänke entwickeln können. Es kommt zur Bildung von Bodenschlamm, so dass diese Gewässer nach und nach nehrungsreicher werden. Ältere Sand-, Kies- und Tongruben, alte Ziegeleigewässer und Tagesbaurestgewässer verfügen oft über eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. Sie sind dann rein äußerlich nur noch schwer von natürlichen Gewässern zu unterscheiden. In ihnen kann der Karpfen günstige Lebensbedingungen vorfinden. Allerdings lassen sich aufgrund des Gewässerprofils kaum fischereiliche Hegemaßnahmen durchführen, so dass oft überalterte Karpfen einen Großteil des Nahrungsaufkommens verbrauchen, Fische aus jüngeren Besatzmaßnahmen dagegen schlecht abwachsen. Steinbrüche sind in der Regel nicht für den Karpfenbesatz geeignet.
Standplätze. Entscheidend für das Standortverhalten des Karpfens in solchen Gewässern sind vor allem die Tiefenverhältnisse und der davon abhängige Temperaturverlauf. In flachen Baggerseen sind sie überall dort anzutreffen, wo sich Pflanzen ansiedeln können. Das gilt für die meist schmale Uferbank mit ihrem teilweise spärlichen Röhrichtgürtel ebenso wie für Gewässerteile mit nicht mehr als 3 m Wassertiefe, wo sich auf dem abgelagerten Bodenschlamm Krautbänke ausbildeten. Stehengebliebene Rippen und Kliffe mit ungleichförmiger Oderfläche, über denen das Wasser so flach ist, dass sich Überwasserpflanzen behaupten können, sind beliebte Einstände. Das gilt umso mehr, je weiter diese Stellen vom Ufer entfernt liegen. Der sich mit der Zeit bildende Schlamm setzt sich naturgemäß an den Senken ab. Danebenliegende flache Bänke und Schwellen aus Sand oder Kies bleiben oft pflanzenlos. Mehr als in flachen Seen und Weihern, wie sie bereits beschrieben wurden, und die überwiegend nahrungsreich sind, neigen die Karpfen in Baggerseen dazu, bei der Futtersuche umherzustreifen. Ihre Wechsel scheinen regelmäßig über diese kahlen Untiefen zu verlaufen. Liegen solche Flachstellen ausreichend weit vom Ufer entfernt, finden sich an warmen Sommertagen einige Stunden nach Sonnenuntergang in dem dort wärmeren Wasser mit ziemlicher Sicherheit Karpfen ein. Man darf annehmen, dass sie hier einige Zeit verweilen und eifrig auf Nahrungssuche sind.
Ganz andere Verhältnisse liegen in tiefen Baggerseen vor. Ab etwa 6 m Wassertiefe kommt es in der warmen Jahreszeit zur Ausbildung einer Temperatursprungschicht, wie wir sie auch in natürlichen Seen größerer Tiefe antreffen. Dem Karpfen zusagende Temperaturen herrschen dann nur in der warmen Oberflächenschicht. Nur selten findet man in diesen Gewässern flache Ufer mit ausgeprägter Gelegezone und Krautbänken, die dann allerdings die besten Einstände darstellen. Überwiegend fällt das Ufer steil ab. Lediglich in Sand- und Krautgruben bildet sich auch an diesen Stellen eine schmale Uferbank mit Pflanzenbewuchs. Auch noch so spärliche Pflanzenbestände üben eine große Anziehungskraft auf die Karpfen aus. Ganz allgemein gilt, dass die Karpfen in tiefen Baggerseen bei der Nahrungssuche lange Wege an der Uferhalde zurücklegen. Bei warmem Sommerwetter liegen ihre Wechsel häufig in 1,5 bis 2 m Wassertiefe. Ist das Wetter kühl und windig, werden sie in größerer Tiefe die Schar entlang ziehen, vielleicht in 2,5 bis 3 m Wassertiefe. In Tiefen über 5 m werden wir sie kaum antreffen.
Stauseen
Gewässerbeschreibung, Gewässerarten
Stauseen sind künstlich geschaffene Gewässer, die der Brauch- und Trinkwasserversorgung, der Wasserregulierung und der Energiegewinnung dienen. Sie entstehen durch den Aufstau von Fließgewässern und werden unterschieden in Talsperren mit großer Stauhöhe und Rückhalte- oder Staubecken mit wesentlich geringerer Wassertiefe. In der Regel handelt es sich um nährstoffreiche Gewässer, da fast immer produktive Erdschichten überflutet wurden. Ihr Fischbestand entstammt anfangs dem einmündenden Fließgewässer, häufig ändert sich jedoch in der Folge die Artenzusammensetzung zugunsten der Karpfenfische. Sofern im Sommer ausreichend hohe Wassertemperaturen erreicht werden, bieten Stauseen auch dem Karpfen gute Lebensbedingungen.
Gegenüber den natürlichen Seen können bei Stauseen einige Besonderheiten auftreten. So verhindert ein stark schwankender Wasserstand weitgehend die Ausbildung von Gelegegürteln und Schwimmblattpflanzenzonen. Lediglich Unterwasserpflanzen kommen in den Bereichen vor, die nicht vom Trockenfallen bedroht sind. Dadurch verringert sich die produktive Uferzone beträchtlich, und die Bodenfauna ist weniger ausgeprägt. Das mehr oder weniger reiche Aufkommen von Zooplankton kann diesen Rückgang an Fischnahrung nur teilweise ausgleichen. Wenn sich dazu noch ähnliche Bewirtschaftungsprobleme ergeben wie in Baggerseen werden eingesetzte Jungkarpfen schlecht abwachsen, da ihnen die überalterten Großkarpfen die Nahrung streitig machen.
Standplätze
Das Standortverhalten des Karpfens ist wiederum den jeweiligen Tiefenverhältnissen angepasst. In Rückhaltestaubecken des Flachlandes ist der Karpfen überall anzutreffen. Ihr Wasser erwärmt sich recht schnell bis zum Grund. Bevorzugte Einstände sind alle Pflanzenvorkommen. In den Talsperren des Mittelgebirgsraumes mit ihrer meist großen Wassertiefe bildet sich eine Temperaturschicht, die den Karpfen an die obere Wasserschicht bindet. An steilen Uferpartien verlaufen die Karpfenwechsel in geringer Tiefe an der Schar. Bevorzugte Karpfenreviere bilden flachere Einmündungsgebiete und Buchten, die durch die Überflutung von Seitentälern entstanden sind. Im Einmündungsgebiet ist vor allem das ehemalige Bett des aufgestauten Fließgewässers als beliebter Karpfenstandort anzusehen, da hier ständig Nahrung und sauerstoffreiches Wasser zugeführt werden. Besonders an heißen Sommertagen werden dort Karpfen auf Nahrungssuche sein. Das gilt übrigens auch für die flachen Staubecken.
Fließende Gewässer
Im Vergleich zu den stehenden Gewässern schneiden die Fließgewässer hinsichtlich der Fangmeldungen von Karpfen weitaus schlechter ab. Dass ausgerechnet ein Karpfen von 23, 750 kg, der seit Jahren die DDR-Rekordliste anführt, ändert wenig an dieser Tatsache, mag aber doch als Beweis dafür gelten, dass auch in diesen Gewässern der Karpfen durchaus günstige Lebensbedingungen vorfinden kann. Wie schon angedeutet, speilt sicher die schlechtere Wiederfangrate des Karpfens in Fließgewässern eine nicht zu unterschätzende Rolle, vor allem wenn es darum geht, anhand von Fangmeldungen eine Aussage über Karpfenvorkommen zu treffen. In vielen Fließgewässern findet allerdings der Karpfen gar kein Fortkommen mehr, da es durch wasserbauliche Maßnahmen und Abwassereinleitungen zu einschneidenden Veränderungen seines Lebensraumes gekommen ist.
In der Regel werden Karpfenvorkommen in Fließgewässern aus Fischen bestehen, die zufällig in diese Gewässer geraten sind. Trotzdem lebt er hier häufiger, als dies allgemein angenommen wird. Da außerdem seine Lebensäußerungen in Fließgewässern weniger auffällig sind, das Angeln auf ihn keineswegs weniger so intensiv betrieben wird und sein Fang hier weitaus höhere Anforderungen an unsere Gewässerkenntnisse stellt als in stehenden Gewässern, kann er ein beträchtliches Alter erreichen.
Ströme und Flüsse
Die natürlichen Fließgewässer werden recht willkürlich nach ihrer Breite folgendermaßen eingeteilt:
• Bächlein bis 1 m
• Bach 1 bis 5 m
• Kleinere Fluss 5 bis 25 m
• Großer Fluss 25 bis 100 m
• Strom über 100 m
In ausgebauten Bächen und Bächlein wird sich kein Karpfenbestand halten können. Bekommen unregulierte Bäche ungewollten Besatz durch entwichene Brut oder einsömmrige Karpfen, werden vielleicht einige Fische in Kolken oder Gumpen günstige Standplätze finden. Beim nächsten Hochwasser werden auch sie, sofern sie nicht die Möglichkeit haben, der starken Strömung auszuweichen, stromabwärts abzuwandern.
Mit sicheren Karpfenvorkommen können wir im allgemeinen in kleinen und großen Flüssen und in Strömen rechnen, vor allem natürlich in der Bleiregion, ganz selten in der Barbenregion.
Gewässerbeschreibung
Fischereibiologisch werden die Fließgewässer von der Quelle bis zur Mündung ins Meer in verschiedene Regionen unterteilt, die nach ihren Leitfischen benannt sind. Der Unterlauf der meisten unserer Flüsse und Ströme muss zur Bleiregion gerechnet werden. Ihr charakteristisches Merkmal ist die geringe Strömungsgeschwindigkeit im Vergleich zu den höher gelegenen Regionen. Sie beträgt etwa 0,30 bis 0,10 m/s, wodurch das Wasser nur noch eine mäßige Transportkraft besitzt und der Untergrund demzufolge aus Sand oder Schlamm besteht. Außerdem erwärmt sich das Wasser besser, erreicht Sommertemperaturen von 20°C und mehr, ist oft von Schwebstoffen und Plankton und bei großen Strömen an der Oberfläche meist wärmer und sauerstoffreicher als in der Tiefe. Die Uferzone ist oft reich mit Pflanzen besiedelt. An den Flüssen wachsen Gelegegürtel aus Rohr und Schilf, weniger dagegen an den Strömen. In Buchten, Buhnenfeldern und an anderen geschützten Stellen mit weichem Grund und schlammigem Boden bilden sich Krautbänke und –gürtel aus. Insgesamt zeigen sich Fließgewässer der Bleiregion recht ausgeglichen hinsichtlich Wasserführung und Temperaturverlauf. Nur langanhaltende Niederschläge oder Trockenzeiten beeinflussen ihren Wasserstand, und nur länger anhaltende Schön- oder Schlechtwetterperioden bewirken eine allmähliche Änderung der Wassertemperatur.
In ruhigem Wasser
Beliebte Standplätze des Karpfens sind ruhige, pflanzenbewachsene Buchten, etwa vorhandene Altwässer und Hafenbecken, Gelegegürtel und Krautbänke im Uferbereich (vor allem dort, wo dichtes Ufergebüsch den Zutritt zum Gewässer erschwert), Kolke mit mäßiger Rückströmung und Stillwasserbereiche unmittelbar hinter breiteren Brückenpfeilern und anderen Einbauten. An den Ufern größerer Flüsse und Ströme sind häufig Buhnen in den Flusslauf hinein gebaut. Im Buhnenfeld treten Rücklaufströmungen auf, die in der Stärke von Buhne zu Buhne verschieden sein können, in manchen sogar kaum wahrnehmbar sind. Auch solche Ruhigwasserbezirke werden gern vom Karpfen aufgesucht. Mit Vorliebe wählt er seinen Einstand im tiefen Bereich der Rücklaufströmung am uferseitigen Fuß des Drehberges. Gute Karpfeneinstände befinden sich außerdem im Oberwasser eines Wehres außerhalb der stärkeren Sogwirkung. Dieses Gebiet ist besonders nahrungsreich, da die Strömung immer langsamer wird, so dass eine stärkere Besiedlung mit Bodentieren erfolgt. Hier beziehen die Karpfen allerdings keine festen Standplätze, sondern ziehen umher, mal in Ufernähe, mal in der Mitte des Vorstaus. Da im Staubereich oft weicher, schlammiger Bodengrund vorherrscht, können aufsteigende Schlammwolken und Blasen seine Abwesenheit verraten.
In der Strömung
Es wäre jedoch falsch, den Karpfen nur an diesen verhältnismäßig ruhigen Stellen zu vermuten, die meist in Übereinstimmung stehen mit weichem, schlammigem Grund. Ganz im Gegenteil – wir finden ihn ebenso häufig inmitten der Strömung auf sandigem Untergrund.
Entscheidenden Einfluss auf sein Standortverhalten haben Wasserführung und Wassertemperatur. Bei Hochwasser und niedriger Wassertemperatur sucht er der stärkeren Strömung auszuweichen. Jetzt finden wir ihn verstärkt in den bereits genannten Stillwasserbereichen, also in Buchten, Buhnenfeldern und im Spiegel hinter Einbauten. Fehlen solche schutzbietenden Einstände, stellt er sich an den tiefsten Stellen des Flusses direkt auf Grund, da dort die Strömung am geringsten ist. Tritt der Fluss über die Ufer, verlässt der Karpfen das Flussbett und hält sich im Überschwemmungsgebiet auf. In der schwachen Nebenströmung geht er sogar auf Nahrungssuche und nimmt dabei Wassertiefen von weniger als 0,5 m in Kauf. Fällt das Wasser wieder, kehrt der Karpfen so ziemlich als letzter Fisch in den Fluss zurück. Führt der Fluss dagegen Normalwasser und liegen die Wassertemperaturen über 15°C, zieht der Karpfen häufig zur Nahrungssuche in die Strömung. Besonders schätzt er die natürlichen Vertiefungen im Flussbett, in denen sich die antreibende Nahrung sammelt („Futterschüsseln“). Solche muldenförmigen, oft nur wenige Dezimeter tiefen Löcher im Gewässergrund entstehen durch den Einfluss besonderer Strömungsverhältnisse, wie sie unterhalb von Hindernissen auftreten. Das können Steine, festgesetztes Treibgut, versunkene Baumstämme u.ä. sein. Aufzufinden sind sie durch sorgfältiges Ausloten des Gewässergrundes. Der Aufwand lohnt sich jedoch, denn diese Stellen sucht der Karpfen regelmäßig der Reihe nach auf, ohne jeweils auffällig lange dort zu verweilen. Man muss allerdings bedenken, dass sich das Flussbett z.B. durch hohe Wasserführung verändern kann, dass Hindernisse versetzt oder beseitigt werden, so dass die Vertiefungen verschwinden und an anderer Stelle neu entstehen können. Um sicherzugehen, sollte deshalb vor jedem Angeln erneut ausgelotet werden.
Wehre und Schleusen
Günstige Futterplätze, die vom Karpfen gern aufgesucht werden, liegen unterhalb von Wehren und Schleusen. In dem aufgewirbelten Wasser treiben Nahrungstiere, die sich am Gumpenauslauf absetzen. Wehrgumpen können u.U. mehrere Meter tief sein, während sich das Flussbett unterhalb einer Schleuse nur mäßig vertieft.
Bei in jüngerer Zeit errichteten Wehranlagen wird das Flussbett allerdings meist durch Steinpackungen oder versenkte Flechtmatten geschützt, so dass es in der Hauptstromrichtung nicht zur Gumpenbildung kommt. Beliebte Einstände bilden die Rückströmungen in Ufernähe. Obwohl diese Futterplätze viel leichter auszumachen sind als die oben beschriebenen Vertiefungen, die sich an beliebiger Stelle im Flussbett ausbilden können, werden sie kaum als Karpfenstandplätze angesprochen. Zu sehr werden Karpfen nur mit Krautwuchs und Ruhigwasser in Verbindung gebracht, als dass man sie hier vermuten würde. Tatsächlich halten sich aber an diesen Stellen vor allem recht große Fische auf, die die etwas stärkere Strömung nicht scheuen. Übrigens täuscht die hohe Strömungsgeschwindigkeit, wie sie sich an der Oberfläche zeigt. Zum einen führt die Reibung am Gewässergrund zur Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit, zum anderen übt die unterhalb des Wehrgumpens aufgeschüttete Sandbank einen gewissen Staudruck aus, so dass der Karpfen am Boden annehmbare Verhältnisse vorfindet. Im Mittelwasser oder an der Oberfläche werden wir ihn unterhalb von Wehranlagen nicht antreffen.
Besondere Standplätze
Weitere aussichtsreiche Plätze liegen in Fließgewässern überall dort, wo Nahrung von außen ins Gewässer gelangt. Hierzu gehören Umschlagplätze für Getreide sowie Abwassereinleiter der Nahrungsmittelindustrie. Meist sind jedoch diese Stellen allzu gut bekannt und dementsprechend stark begangen, so dass bessere Karpfen sie nur selten annehmen. Übersehen werden dagegen oft die Einmündungen von Bächen und Gräben, die besonders nach starken Regenfällen reiche Nahrung mit sich führen. Auf dieses Angebot, meist angekündigt durch Wassertrübung, reagiert der Karpfen sehr rasch.
Bevorzugte Wassertiefe
Während sich in stehenden Gewässern mit größerer Wassertiefe der Lebensraum des Karpfens in der warmen Jahreszeit auf die Oberflächenschicht des Wassers beschränkt, gilt diese Begrenzung wegen der besseren Durchmischung des Wassers in der Regel nicht für Fließgewässer. Wassertiefen von 3 bis 4 m gelten hier als normal, Tiefen von 5 bis 6 m durchaus nicht als ungewöhnlich. Bei Niedrigwasser und in der kalten Jahreszeit pflegen die Karpfen die tiefsten Stellen aufzusuchen. Letzteres gilt jedoch nicht, wenn warmes Kühlwasser eines Kraftwerkes in den Fluss eingeleitet wird. Als wärmeliebender Fisch folgt der Karpfen dem Wasserstrom und sucht im Fluss bevorzugt diejenigen Stellen, wo ganzjährig unter dem Einfluss des wärmeren Wassers eine überdurchschnittliche Nährtierentwicklung stattfindet. Allerdings ziehen Karpfen auch in den Kanal, der dem Fluss das warme Wasser zuführt, obwohl dieses als gefiltertes Brauchwasser keinerlei Nahrung enthält.
Kanäle
Gewässerbeschreibung
Kanäle sind künstlich angelegte Wasserläufe, die der Be- und Entwässerung, der Zu- und Abführung von Brauchwasser der Industriebetriebe oder der Schifffahrt dienen.
Bewässerungs- und Brauchwasserkanäle nutzen das natürliche Gefälle zur Wasserführung aus, wodurch die Strömungsrichtung eindeutig festgelegt ist. Als Lebensraum für den Karpfen sind sie kaum von Bedeutung, da sie entweder zu flach sind oder – wie viele Werkkanäle – eine zu hohe Strömungsgeschwindigkeit aufweisen. Ganz andere Verhältnisse herrschen in den Schifffahrtskanälen. In der Regel verbinden sie verschiedene Flusssysteme, beziehen häufig natürliche Seen in die Wasserstraße ein oder verlaufen als Seitenkanal neben nicht schiffbaren Flüssen. Da solche Kanäle nicht immer ein natürliches Gefälle besitzen, sind zum Ausgleich der Höhenunterschiede Schleusen eingebaut. Sie nehmen damit eine gewisse Übergangsstellung ein zu den stehenden Gewässern, denn ihre Strömungsgeschwindigkeit ist überwiegend sehr gering, kann allerdings in Abhängigkeit von den Schleusungen zweitweise etwas stärker werden, wobei als Besonderheit die Strömungsrichtung wechseln kann. Inwieweit derartige Kanäle dem Karpfen günstige Lebensbedingungen bieten können, hängt weitgehend ab von Alter, vom baulichen Zustand und Umfang des Schiffsverkehrs.
Alte Kanäle
Früher wurden Kanäle häufig mit rechteckigem Profil erbaut. Ihre Uferbefestigung erfolgte meist durch Faschinen mit Reisig- oder Flechtmattenpackungen. Bei einer Wassertiefe von 1 bis 2 m und mehr oder weniger schlammigem Grund kam es im Uferbereich zur Besiedlung mit Wasserpflanzen. Streckenweise sind Gelegegürtel und Krautbänke vorhanden, in Verbreitungen gedeihen Schwimmblattpflanzen. Wo es zur Einstellung oder Verminderung des durchgehenden Schiffsverkehrs kam, konnten die Unterwasserpflanzen u.U. die gesamte Kanalsohle besiedeln. Solche Kanäle erinnern oft weitgehend an natürliche Gewässer, sie sind recht nährstoffreich und beherbergen eine reiche Pflanzen- und Tierwelt. Vom Charakter her sind sie durchaus mit flachen Seen und Weihern zu vergleichen. Das Standortverhalten des Karpfens, dem sie häufig einen guten Lebensraum bieten, ist dementsprechend ausgeprägt.
Moderne Kanäle
Heute werden Kanäle vorwiegend im trapezförmigen Profil mit Steinpackungen auf der Böschung gebaut. Ihre Wassertiefe beträgt meist 3 bis 3,5 m. Die Kanalsohle ist eben, sie besteht aus festem Sandboden, der – bewirkt durch den Sog der Schiffsschrauben – nur außerhalb des Hauptweges der Schiffe eine dünne Schlammschicht trägt. Unterwasserpflanzen fehlen zumeist, wodurch das Nahrungsangebot in Schifffahrtskanälen im allgemeinen recht dürftig ausfällt. Obwohl diese Kanäle der Bleiregion der natürlichen Fließgewässer entsprechen, bestehen Unterschiede hinsichtlich der Artenvielfalt und der Bestandsdichte der vorkommenden Fischarten. Bessere Bedingungen herrschen immer im Bereich von Anschlussgewässern, ganz gleich, ob es sich um Seen, Flüsse oder Altwässer handelt. Vor allem in diesen Bereichen kann auch mit einem Karpfenbestand gerechnet werden. Als Standplatz kommt lediglich der Übergang von der Böschung zur Kanalsohle in Frage. Je stärker der Schiffsverkehr, desto dichter liegen die Wechsel am Böschungsfuß, da nur dort einigermaßen ungestörte Verhältnisse bestehen. Da die Böschung häufig eine Neigung von 1:3 haben, liegt dieser Bereich etwa 9 bis 10,5 m vom Ufer entfernt.
Technik und Taktik des Karpfenangelns
Unter den Friedfischen nimmt der Karpfen in der Gunst des Anglers einen besonderen Platz ein, ja, für einige erfahrene Angler gilt er sogar uneingeschränkt als Sportfisch Nummer 1. Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich.
Viele träumen vom Fang großer, ja kapitaler Exemplare, die in zahlreichen Gewässern vorkommen und die, wenn sie sich hin und wieder in voller Größe zeigen, eine außerordentliche Herausforderung darstellen. Vom Gewicht her, das der Karpfen unter günstigen Lebensbedingungen erreiche kann, wird er in unseren Gewässern bisher nur vom Wels übertroffen. Sicherlich üben noch dazu die zahlreichen Fangmeldungen über große und kapitale Karpfen zum Wettbewerb „Fisch des Jahres“ der Zeitschrift „Deutscher Angelsport“ einen besonderen Anreiz aus, gerade auf diesen Fisch anzusitzen. Übersehen wird dabei vielfach die große Breite der Karpfenvorkommen in unseren Gewässern und die im Vergleich zum Bestand an Großkarpfen doch bescheidene Wiederfangrate. Allein die Tatsache, dass sie vorhanden sind und dass sie sich – unter welchen Voraussetzungen auch immer – fangen lassen, genügt vollauf, zahlreiche Angler zum Karpfenanzuhalten. Für andere besteht die Herausforderung vor allem darin, dass man den Karpfen eine besondere „Klugheit“ nachsagt, die es ihm ermöglichen soll, sich den Nachstellungen immer wieder zu entziehen. Sie betrachten die Auseinandersetzung mit ihm als Prüfstein für ihr anglerisches Können. Erlittene Niederlagen bedeuten ihnen wenig, sie sind vielmehr Ansporn für immer neue taktische Überlegungen, um doch zum Erfolg zu kommen. Die Größe der Karpfen ist bei ihnen von zweitrangiger Bedeutung. Nun ist der Karpfen zwar nicht klug im menschlichen Sinne, seine angeborene Scheu im Verein mit ausgeprägten Sinnesleistungen lassen ihn aber von einem gewissen Alter an zu einem nur schwer zu überlistenden Fisch werden. Hat er dennoch einmal den Köder angenommen und konnte gehakt werden, kämpft er mit Kraft, Ausdauer und erstaunlichem Geschick, so dass es ihm häufig genug gelingt, sich wieder zu befreien. Auch das sind Eigenschaften, die ihm für erfahrene Angler zu einem geschätzten Fisch werden lassen. Sicherlich gibt es auch Angler, die in ihm in erster Linie den schmackhaften Speisefisch sehen – für andere ist das von untergeordneter Bedeutung.
Wenn auch die Begeisterung für das Karpfenangeln allgemein groß ist, so sind die Erfolgsquoten der einzelnen Angler dennoch sehr unterschiedlich. Abgesehen davon, dass häufig gerade maßige Karpfen gefangen werden, gelingen durchaus nicht allen Anglern regelmäßige Fänge von mittleren bis großen Karpfen im Verlaufe einer Saison. Fische von 1,5 bis 2,5 kg sind verhältnismäßig leicht an den Haken zu bekommen. Doch selbst sie können in kleinen, stark beangelten Gewässern den Angler bereits vor Probleme stellen. Das gilt umso mehr für Karpfen mit einem Gewicht von 4 bis 5 kg und darüber.
Erfolgreiches Karpfenangeln stellt einige Ansprüche an den Angler. Als wesentliche Vorbedingung für den Erfolg muss er vor allem über eine Eigenschaft verfügen: Geduld. „Nur mal so“ an ein Gewässer zu fahren, weil dort vielleicht am letzten Wochenende Karpfen gefangen wurden, führt zu nichts. Ebenfalls falsch wäre es, sich nur seine Ausdauer oder sein Glück zu verlassen. Das mag bei einigen Fischarten durchaus zu durchschnittlichen Fangerfolgen im Jahresverlauf führen, lässt sich aber keineswegs auf den Karpfen anwenden. Ganz allgemein gehört zum erfolgreichen Angeln auch mehr als nur die richtige Handhabung des Gerätes und die Beherrschung einiger Angelmethoden. Das Entscheidende ist die genaue Kenntnis der Lebensgewohnheiten der Fische und ihres den verschiedenartigen Lebensbedingungen angepassten Standort- und Fressverhaltens, sowie die richtige Beurteilung ihrer Sinnesleistungen. Dieses Wissen bildet zusammen mit der genauen Einschätzung der jeweiligen Gewässerverhältnisse die Grundlage für die Wahl der Angelmethode und das taktische Verhalten des Anglers. Besonders sorgfältig müssen die allgemeingültigen Regeln des Angelns angewandt werden:
1. Der Köder ist so natürlich anzubieten, dass eine Täuschung des Fisches möglich wird.
2. Der Köder ist dort anzubieten, wo der Fisch günstige Lebensbedingungen und Nahrung vorfindet.
3. Der Angler muss sich so verhalten, dass die Scheu des Fisches überwunden wird.
Vor allem die 2. Regel stellt den Angler immer wieder vor Probleme. Zwar ist es gelungen, durch langandauernde Züchtungsarbeit Körperform und Wachstumsleistung des Karpfens zu verändern, er blieb jedoch ein Warmwasserfisch mit einem den klimatischen Bedingungen seiner ursprünglichen Heimat angepassten Organismus. Temperaturschwankungen im Tagesverlauf und damit einhergehende Schwankungen des Sauerstoffgehaltes des Wassers beeinflussen spürbar sein Wohlbefinden. Der Karpfen versucht deshalb den veränderten Lebensbedingungen auszuweichen, indem er Gewässerbereiche aufsucht, wo sich diese Änderungen auf seine Lebensansprüche weniger nachteilig auswirken. Dabei verträgt er Änderungen von niedrigen auf höhere Temperaturen besser als umgekehrt. Diese Tatsache gilt vor allem für seine Aktivphase, d.h., wenn er lebhaft umherschwimmt und Nahrung aufnimmt. Gelingt ihm das Ausweichen nicht oder nur unvollkommen, geht er von der Aktivphase in die Ruhephase über. Auf den ersten Blick scheint hier ein Widerspruch zu bestehen zur zitierten Anpassungsfähigkeit des Karpfens an höhere Temperaturunterschiede und zur Behauptung, dass er sogar bei Wassertemperaturen unter 4 °C noch Nahrung aufnimmt und dann auch geangelt werden kann. Es muss jedoch bedacht werden, dass es sich bei den Temperaturschwankungen im Jahresverlauf um allmähliche Änderungen handelt, denen sich sein Organismus recht gut anpassen kann.
Je älter und erfahrener ein Karpfen, desto mehr Sorgfalt ist bei der Umsetzung der genannten drei Regeln erforderlich. Der Angler muss sich – so übertrieben es auch klingen mag – ständig selbst beobachten, muss sein Verhalten korrigieren und immer wieder gegen seine eigene Bequemlichkeit – sei es hinsichtlich der Wahl des Angelplatzes, der Ausnutzung natürlicher Deckungsmöglichkeiten oder der Zusammenstellung des Gerätes – angehen, wenn er überhaupt eines Aussicht haben will, einen besseren Karpfen zu fangen. Was bei Beachtung all dessen wirklich an den Haken geht, kann nicht beeinflusst werden. Hier und nur hier gehört ein bisschen Glück dazu, ob ein mittelgroßer Karpfen oder ein Traumfisch anbeißt. Doch was soll´s – ein Karpfen von 4 bis 5 kg ist schon ein herrlicher Fisch, den man getrost liebevoll die Flanken streicheln und für das Fangbuch im Foto festhalten sollte. Kapitale Karpfen lassen sich nun mal nicht auf Bestellung fangen. Leben sie noch dazu in sehr nahrungsreichen Gewässern, sind sie nur mit großem Aufwand und viel Geduld zu überlisten.
Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, wichtige Erkenntnisse aus der Biologie und Ökologie des Karpfens und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für ein planmäßiges Vorgehen – sozusagen zum persönlichen Gebrauch – zu einem taktisch-technischen Konzept zusammenzustellen. Man hat dann eine wichtige Anleitung zur Hand auf dem Weg zum erfolgreichen Karpfenangeln unter Standartsituationen, wie man sie in zahlreichen Gewässern vorfindet.
Mit wachsender Erfahrung werden sich hier und da Veränderungen oder Ergänzungen ergeben, die ebenfalls festgehalten oder, besser gesagt, festgeschrieben werden sollten. Nicht immer werden sich die Überlegungen, die man wohl meist zu Hause anstellt, am Wasser bewähren. Hin und wieder führen jedoch geringfügige Änderungen der Methode oder Umstellung am Gerät zum Erfolg. Ich jedenfalls halte es seit längerer Zeit so, zumal ich davon überzeugt bin, dass der Erfolg beim Angeln auf Karpfen hauptsächlich von der Summe gut beobachteter scheinbar unwichtiger Umstände und gut durchgeführter geringfügiger Maßnahmen abhängt.
Den weiteren Ausführungen liegt im wesentlichen mein taktisch-technisches Konzept für den Karpfenfang zugrunde. Sofern besondere örtliche Verhaltensweisen der Karpfen oder besondere Gewässerverhältnisse Abweichungen erfordern, wäre ein dogmatisches Festhalten daran ebenso falsch wie völlig planloses Angeln. Immer und überall gültige Regeln für erfolgreiches angeln gibt es nicht.
Bleibt nur noch festzuhalten, dass erfolgreiches Karpfenangeln durchaus keine Geheimwissenschaft ist und dass weder Wunderköder noch irgendwelche Fischwitterungen im Spiele sind. Alles geht ganz natürlich zu, sofern der Angler bereit ist, den Lebensgewohnheiten des Karpfens die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen. Allein hierin liegt der Schlüssel zum Erfolg. Der englische Karpfenangler Gibbinson (1970) hat diese Erkenntnis besonders treffend ausgedrückt: „Jeder beliebige Angler kann eine Teigkugel an unbeschwertem Gerät in einen Karpfenweiher werfen. Doch ist nicht jeder Angler in der Lage, Stellen zu finden, wo Karpfen stehen oder herumwandern, die rechte Angelzeit zu wählen und auf Ruhe und Deckung zu achten“.
Beißzeiten und Fangaussichten
Immer wieder wird die Frage gestellt, wann mit einer besonderen Beißfreudigkeit des Karpfens zu rechnen sei, und es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, mit Hilfe von Solunartabellen und Beißzeitkalendern eine Antwort zu finden. Allerdings kommt man nach genügend langer Erfahrung beim Karpfenangeln zu der Erkenntnis, dass es feste Regeln und einen nie versagenden Beißkalender nicht gibt und auch gar nicht geben kann. Die verschiedenen Faktoren, die das Allgemeinbefinden der Fische beeinflussen, und vor allem ihr vielfältiges Zusammenspiel lassen sich nicht in Regeln pressen. Es gibt jedoch eine Reihe von Erfahrungswerten, die als allgemeine Richtlinie gelten können.
Beißen oder, besser gesagt, Annehmen des ausgelegten Köders als Vorbedingung für das Setzen des Hakens erfordert erst einmal, dass der Karpfen überhaupt Nahrung aufnimmt. Das tut er – entgegen Aussagen in älteren Berichten über das Karpfenangeln – das ganze Jahr über. Auszuklammern ist lediglich die Zeit unmittelbar vor dem und während des Laichaktes. In diesem Zeitraum fressen die laichbeschwerten Fische nicht, so dass nur die jüngeren Jahrgänge gefangen werden können.
Wassertemperatur
Die Intensität der Nahrungsaufnahme hängt wesentlich ab von der Wassertemperatur und den Sauerstoffverhältnissen. Dabei sind die jahreszeitlich bedingten Änderungen noch verhältnismäßig einfach zu übersehen. Während der warmen Jahreszeit, wenn sich das Wasser auf über 18°C erwärmt hat, ist die Intensität der Nahrungsaufnahme besonders groß. Die besten Fangaussichten bestehen dann in den Gewässerbereichen oder –tiefen, wo Wassertemperaturen von 18 bis 23 °C herrschen. Bleibt es dem Karpfen versagt, solche Bereiche tagsüber aufzusuchen, wie z.B. in gleichmäßig flachen Gewässern, kommt es zwangsläufig zu einer zeitlichen Verschiebung der Fressphase. Er frisst dann, wenn sich eine allgemeine Abkühlung bemerkbar macht, also vorzugsweise in den Abendstunden, den ersten Stunden in der Nacht oder bei aufkommendem Wind.
Der erste Höhepunkt der Saison liegt bereits im Frühjahr, wenn sich das Wasser auf etwa 12°C erwärmt hat – der Karpfen bereitet sich durch eifriges Fressen auf die bevorstehende Laichzeit vor. Dabei erhöht sich die Aussicht, dass der Köder beachtet wird dadurch, da das natürliche Nahrungsangebot durchaus noch nicht reichlich ist. Mit der im Spätherbst einsetzenden Abkühlung des Wassers verringert sich zwar der Nahrungsbedarf des Karpfens ganz erheblich, fressen muss er aber dennoch. An natürlicher Nahrung steht nun weitaus weniger zur Verfügung als in der warmen Jahreszeit, so dass das Köderangebot recht gern angenommen wird. Mit einer gewissen, wenn auch stark verminderten Beißfreudigkeit ist bis zu Temperaturen von 3 °C zu rechnen.

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Was schrieb man vor 27 Jahren über „Boilies“ ?

Was schrieb man vor 27 Jahren über Boilies in deutschen Angelzeitungen, wie z.B. in der „fischwaid“ ?
Boilies … immer wieder …
Mittlerweile ist das fremdklingende Wort „Boilies“ ein fester Begriff im Wortschatz eines jedes Karpfenanglers geworden. Aber einzig und allein auf diese Proteinköder zu vertrauen, wäre vollkommen falsch. Kartoffeln, Mais, Teig und Brot in den verschiedenen Formen sollen durch diesen Köder keinesfalls verdrängt werden. Sie alle haben ihre Fängigkeit unter Beweis gestellt und sollten nach wie vor zu einem Ködersortiment gehören. Der Superköder schlechthin ist ein Boilie keineswegs.
Was aber ist ein Boilie nun genau? Ein Boilie ist ein Karpfenköder, der alle Bestandteile enthält, die ein Fisch zum Leben benötigt, also verschiedene Proteine, außerdem ist er relativ hart. Mittlerweile hält der Markt eine Menge Grundsubstanzen bereit, die in einer Boiliemischung enthalten sein sollten. Sie bestehen hauptsächlich aus Proteinen, die aus der Kuhmilch gewonnen werden.
Mit diesen Grundprodukten lassen sich einige unterschiedliche Mischungen herstellen. Der Fachhändler bietet aber auch Fertigmischungen und Fertigboilies an, was eine Menge Arbeit erspart. Wer jedoch seine Boilies selbst herstellen möchte, benötigt noch einen Geruchsstoff (Flavour). Er dient dazu, die Fische anzulocken und den Köder attraktiver zu machen. Zu guter Letzt ist ein Geschmacksstoff erforderlich, wie Zucker oder Sweetener. Wer möchte, kann seinen Köder auch einfärben, dazu werden aber nur Lebensmittelfarben benutzt, die auch beim Fachhändler zu bekommen sind.
Nun zur Herstellung: Dazu schlägt man sechs rohe Eier in eine Schüssel und rührt diese glatt. Benutzt man Geruchs- und Geschmacksstoffe in flüssiger Form, so kommen diese jetzt zu den Eiern. Sollen die Boilies gefärbt werden, so wird die Farbe unter die Eier gemischt. Unter gleichmäßigem Rühren gibt man solange die Mischung hinzu, bis ein fester Teig entsteht. Mit den Händen wird das Ganze noch einmal gründlich durchgeknetet. Mit Hilfe eines Teigkugelformers wird der Teig zuerst zu Würsten gerollt. Diese werden dann quer zur Form gelegt und unter gleichmäßigem Druck hin und her gerollt. So entstehen gleich große Kugeln.
Anschließend werden die Kugeln etwa ein bis drei Minuten gekocht. Sie steigen dann hoch und können abgeschöpft werden. Jetzt werden die Boilies auf einem Tuch zum Trocknen ausgebreitet. Je länger sie trocknen, umso härter werden sie. Darin liegt auch ihr Vorteil; sie können dadurch nicht von Kleinfischen angeknabbert werden. Jedoch sollte man die Boilies nicht zu hart werden lassen, am besten drei bis sechs Stunden trocknen und anschließend einfrieren.
Ganz wichtig ist das Anfüttern über einen längeren Zeitraum, um den Karpfen an den relativ harten Köder zu gewöhnen.
H. Nowack 1988

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Die Feuerfischer der Meergrundel – anno 1774 –

Die Feuerfischer der Meergrundel – anno 1774 –
Zuerst einmal die gute Nachricht:
Die Meergrundel meidet Süßwasser! 🙂
„Handbuch der Naturgeschichte oder Vorstellung der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes in den Werken der Natur“
– Dritter Band, welcher die Fische enthält –
Die Griechen und Römer bereiteten von der Meergrundel, wenn sie sich in ihrem eigenen Salze aufgelöst hatte, eine Brühe, welche sie GARUM nenneten und an welcher sie den vortrefflichen Geschmack schätzten. Diese Brühe war das Gewürz der anderen Fische; sie beförderte den Appetit und erleichterte die Verdauung. Wir machen keinen Gebrauch mehr von dieser Sulze, welche vielleicht vielen schwachen Mägen zuträglich sein könnte; wir lassen die gesalzenen Meergrundeln auf unsere Tafel bringen, wenn ihnen zuvor der Kopf und die Eingeweide genommen sind, welche leicht verderben. Dieser kleine Fisch, der eines Finger lang und ohne Schuppen ist, schwimmt in Haufen, wie die Sardelle und der Hering. Überall einerlei Ordnung und einerlei Zucht.
Das Licht ziehet die Meergrundel so stark herbei, dass die Fischer Feuer anzünden um sie in ihre Netze zu locken. Die meisten werden an den Küsten von Catalonien und der Provence gefangen und zwar von Monat Dezember bis Julius, da sie sich durch die Straße bei Gibraltar wieder in das mittelländische Meer ziehen.
Wie gesagt, das war 1774, wenn aber „unsere“ Grundeln im Main auch auf Feuer – also Licht reagieren – vielleicht könnte man sie mit einem Lagerfeuerchen am Ufer zum Landgang bewegen? 🙂 🙂
mainkarpfen.de – April 2015 –

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Menschen am Wasser

Menschen am Wasser
Wasser – Urquell des Lebens, geheimnisvoll und unergründlich, ewig wechselnd in Gestalt und Farbe, Segen und Unheil spendend – zieht den Menschen in einer rätselhaften Weise an.
Wir Sportfischer sind diesem Element besonders verhaftet. Verschieden aber wie das Wasser, zu dem es hinzieht als Bach und Fluss, Teich und See, Altwasser oder das große Meer, sind auch die Menschen, denen wir dort begegnen.
DEN Sportfischer als Einheitstyp gibt es nicht!
Für den Beobachter zeigen sich vielmehr zahllose reizvolle Unterscheidungsmerkmale.
Der Könner
Er geht niemals als Schneider nach Hause. Wenigstens erzählt er das bei Versammlungen und im Kameradenkreise… Der Könner hat das ideal zusammengesetzte Angelgerät, den allein richtigen und fängigen Spezialköder, der natürlich nicht verraten wird. Was aber am wichtigsten ist: Der Könner hat eine jahrzehntelange Erfahrung! – Man findet ihn selten an allgemeinen Angelplätzen. Er taucht dort höchstens flüchtig auf, führt ein wortkarges Gespräch und verschwindet dann wieder. Taucht er irgendwann wieder auf, hat er einen kapitalen Fang gemacht, nur der Himmel und St. Peter wissen, wie und wo.
Der Könner ist ein ruhiger, harmonischer und in sich abgerundeter Mensch, der nur widerwillig bei Preis- und Köderfischen aus der Allgemeinheit hervortritt, wenn er den ersten oder zweiten Preis erangelt hat. Das Gerät des Könners ist niemals auffällig oder gar protzig. Es ist solide gebaut und entspricht den Wasser- und Fischverhältnissen der jeweiligen Strecke. Selten ist der Könner ein Meister auf allen Sektoren des Angelsportes. Er hat sich auf eine spezielle Fangart beschränkt. Hier aber ist er absoluter Meister und niemand macht ihm da was vor!

Der Anfänger
Man erkennt ihn leicht an seiner funkelnagelneuen Rolle, seiner mitleidheischenden Hilflosigkeit und seinem guten Willen, alles zu tun, um bald kein Neuling mehr zu sein. Wir unterscheiden den theoretischen und den praktischen Angler. Der Praktiker erkämpft sich sein Wissen am Wasser. Er fängt zwar ganz von vorn an, ist aber von einer unbändigen Leidenschaft beseelt und macht deshalb er einmal viel falsch oder ist an den unmöglichsten Stellen des Gewässers zu finden, wo noch nie ein Fisch gebissen hat. Da der Anfänger aber St. Peters besonderer Liebling ist und der Fischwaid erhalten bleiben soll, macht er an diesen unmöglichsten Stellen auch gute Beute. Er schaut den Könnern manches von ihrer Kunst ab und weiß noch nicht, ob er Raubfischer, Spinnfischer, Tippfischer oder alles mitsammen werden soll.
Der Theoretiker
Er sieht den Angelsport als eine Wissenschaft an, die studiert werden muss, wenn man Erfolg haben will. Er gehört zu den Hauptabnehmern der Angellehrbücher und besitzt sämtliche Kataloge der gängigen Angelgerätefabriken. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass er die Sportfischerprüfung summa cum laude ablegt. Doch geht es ans Fischwasser, so harren hier zunächst bittere Enttäuschungen. Er muss erkennen, dass sich die Fische einfach nicht nach seinem Lehrbuch richten wollen und dass nur eine Synthese zwischen Theorie und Praxis die besten erfolge zeitigt.
Der Glückspilz
Er genießt hohes Ansehen im Verein, wird aber auch insgeheim beneidet, weil er St. Peters ganz besonderer Liebling ist: Das Wetter kann so ungünstig sein, wie es nur mag, er fängt seine Fische. Wenn ein Vereinswettbewerb um 15 Uhr zu Ende ist, fängt er fünf Minuten vorher den Fisch, der für den ersten Platz reicht. Der Glückspilz kann an den Haken hängen, was er will, die Fische fallen drauf rein: Er fängt mit Blinker Karpfen und auf Pfanni-Knödel Hechte, und wenn er selbst mal versehentlich ins Wasser fällt, ist es an einer seichten Stelle, und anschließend zieht er aus der Rocktasche einen Aal, der sich darin verirrte… Das Geheimnis seines Erfolges wird wohl nie ergründet werden. Vielleicht hängt es mit seiner strahlenden Laune, zusammen oder mit der Zuversicht, mit der er am Wasser seine Leine schwingt. Wer aber möchte sich rühmen, Fortuna als treue Begleiterin für immer gepachtet zu haben? Dies möge sich auch der Glückspilz vor Augen halten. Verscherzt er sich nämlich die Gunst der launischen Göttin, so wird aus ihm über Nacht…
Der Pechvogel
Er kommt in jedem Angelsportverein in mehreren Exemplaren vor. Derjenige Sportkamerad ist es, der bei wunderbarem Beißwetter frühmorgens an ein 30 Kilometer entferntes Wasser radelt, dabei einen Platten fährt und kein Flickzeug mithat oder am Wasser feststellt, dass er unterwegs seine Wurmbüchse verloren hat. Im Winter bricht er im Eis ein und holt sich eine schwere Erkältung. Im Sommer machen ihn die Mücken oder der Heuschnupfen fertig. Immer hat er den falschen Köder mit, und wenn ihm schon einmal ein guter Fisch an die Rute geht, so verwirrt sich die Schnur, löst sich ein Knoten oder bliebt der Fisch an einer Wurzel oder einem Ast hängen. Der Pechvogel hat die größten Ausgaben für seinen Sport, das meiste Interesse, den glühendsten Eifer, die größte Ausdauer und den geringsten Erfolg. Er ist jedoch bescheiden und weiterhin guten Willens. Er springt dem Karpfen nach, der sich endlich einmal an seine Angel verirrt, steigt pudelnass und verlegen lächelnd mit leeren Händen aus den Fluten und stellt dann fest, dass sein Nachbar, der Glückspilz, den Fisch am Haken hat. Er lässt sich von einem erzürnten Bauern wegen einer Wiese zusammenschimpfen, die ein anderer zertreten hat. Mit seinem Haken fängt er sich an jenen Körperteilen, die für ihn sehr schwer erreichbar sind.
Der Wanderer
Er kommt nie ohne fahrbaren Untersatz ans Wasser. Es grenzt oft ans Wunderbare, welche Strecken der Wanderer an einem Nachmittag zurücklegt. Er ist der ewig unruhevolle, der faustische Angler, der – einem dunklen Drang gehorchend – immer das Gefühl hat: Wo du nicht bist, da sind die großen Fische! Leider hat diese ewige Wanderei den Nachteil, dass der Unruhevolle auch Unruhe ans Wasser bringt und vor allem dann störend wirkt, wenn noch andere Fischer am Wasser sind. Der Wanderer hat einen sechsten Sinn dafür, wo eben ein Fisch gefangen wurde, und taucht kurz danach dort garantiert auf und stört die Kreise des glücklichen Fängers so lange, bis ihm Kunde von einem anderen guten Fang zugeht.
Die Fänge des Wanderers sind minimal. Er hat ja so wenige Zeit zum Angeln! Seine Tätigkeit an Wasser beschränkt sich im wesentlichen auf Auspacken, Gerätzusammenstellen, Geräteeinpacken und vor allem Autofahren.
Der sesshafte Fischer
Er ist vor allem in der älteren Generation zu finden. Jeder von diesen in sich ruhenden Senioren hat seine Stammstellen. Hier lässt sich der sesshafte Fischer gemütlich nieder, steckt sich erst mal ein Pfeifchen an, begutachtet in aller Ruhe das Wasser und die Fangaussichten und packt dann langsam seine Angelsachen aus. Nie vergisst er seinen Hocker, auf dem er es sich gemütlich macht, wenn sein Köder schwimmt. Wir treffen diesen Anglertyp nur an ruhigen Stellen unseres Gewässers an, und gerne versucht er sein Glück mit Durchlaufblei. Seine Angelköder sind der dicke Tauwurm oder verschiedene Teigsorten. Lieblingsfische sind Karpfen, Schleien, Aale und Brachsen. Nie werden wir den „Hocker“ beim Spinnfischen antreffen. Für ihn ist diese Angelart viel zu anstrengend. Er ist der Sportfischertyp, der uns in der Öffentlichkeit, bei den Leien den Ruf der „Gedulsheroen“ eingebracht hat. Er ist der Fischer, der es länger aushält als die Fische im Wasser. Man kann sich gut vorstellen, dass die Schuppenträger, wenn sie stundenlang das gleiche Gesicht über sich und den gleichen Köder vor sich sehen, die Geduld verlieren und an den Haken gehen. Denn nur so ist es zu erklären, dass es immer wieder die sesshaften Angler, die „Hocker“ sind, welche die wahrhaft kapitalen Fische – urige Waller, mächtige Hechte, riesige Karpfen – aus ihrem nassen Element holen.
Der Laie und der Fischer
Sie treffen dort zusammen, wo Spazierwege am Wasser entlangführen oder wo Brücken unsere Fischwasser kreuzen. Nun liebt es der Petrijünger nicht – im Gegensatz zu den meisten Sportlern anderer Disziplinen -, bei der Ausübung seines Handwerks gestört zu werden. Taucht ein Zuschauer auf, so wird der Fischer einsilbig. Die obligate Laienfrage: „Na, beißen denn die Fische?“ wird von erfahrenen Petrijüngern gern mit „Wenn sie Zähne haben schon!“ beantwortet. Missmutig starrt er auf seine Pose und wünscht dem Zuschauer ins Pfefferland oder noch weiter weg. Da der Laie erfahrungsgemäß diesem frommen Wunsche nicht nachkommt, verzieht sich der Fischer an Stellen, die normalen Menschen unzugänglich sind.
Vom Laien aus betrachtet, bildet der Fischer die Verkörperung der Geduld in Person. Dies bringt er auch meist zum Ausdruck. Es gibt aber auch Zuschauer, die sich wirklich für den Angelsport interessieren und dem armen Rutenmann ein Loch in den Rucksack fragen. Hier muss der Fischer dann wirklich viel Geduld aufbringen. Denn es wäre verkehrt, wenn er ihm den Rücken kehren würde. Unter Umständen steht in dem Laien neben ihm ein zukünftiger Petrijünger, der später ein Angelkamerad fürs Leben werden kann. Menschen am Wasser!
Sportfischer Magazin „fischwaid“ 8/1982

 

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„Tipps und Informationen für Gewässeranlieger“ in Kyrillisch und Türkisch

Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung (GFG)
„Tipps und Informationen für Gewässeranlieger“ in Kyrillisch und Türkisch.
Auszug aus dem Schreiben der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA)
… Bäche und Flüsse sind die Lebensadern in unserer Landschaft, Heimat für eine faszinierende jedoch häufig bedrohte Tier- und Pflanzenwelt. Helfen Sie mit, diese Perlen der Natur für nachfolgende Generationen zu erhalten und zu schützen. Dieses Faltblatt informiert, was unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger für die Bäche und Flüsse tun können – ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Die Erläuterungen stehen nun mehrsprachig insbesondere für verschiedene Migrationsgruppen zur Verfügung.
Damit haben unsere ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger die Möglichkeit sich in ihrer Sprache über ihre Rechte und Pflichten am Gewässer und seiner Ufer zu informieren.
Mainz, im April 2015
Wir haben die o.g. Faltblätter bekommen und werden diese – in erster Linie am Main – verteilen, bzw. sichtbar an den bekannten Angelstellen unserer „fischenden Migrationsgruppen“ anbringen. Evtl. können wir ja damit bewirken, dass sich das Verhalten der „Migrationsgruppen“ in Bezug auf Abfall usw. etwas ändert (?).

Wer Interesse an den o.g. Faltblättern hat, kann diese über www.gfg-fortbildung.de beziehen bzw. herunterladen.
mainkarpfen.de

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Bald es geht los – hoffentlich – …

Bald es geht los –hoffentlich – …
Von mainkarpfen.de
Sobald die Gewässer eine Temperatur von ca. 12 °C erreicht haben, beginnt meist der erste Höhepunkt der Karpfensaison. Nun bereitet sich der Karpfen durch eifriges Fressen auf die bevorstehende Laichzeit vor. Jetzt erhöht sich die Aussicht, dass unsere Köder schneller beachtet werden dadurch, dass das natürliche Nahrungsangebot durchaus noch nicht reichlich ist.
Sobald das Wasser eine Temperatur zwischen 18 und 20 °C hat, gehen die Karpfen ihrem Laichgeschäft nach und dann ist erstmal Schluss mit regelmäßigen Karpfenfängen.
Aktuell hat das Wasser des Maines 10,5 °C und wenn die Temperaturen weiterhin steigen, wird´s also bald in Sachen Karpfen auch im Main richtig losgehen. Wenn…

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„Müller-Milch“ – Probier´s doch einfach mal!“ –

„Müller-Milch“ – Probier´s doch einfach mal!“ –
Von mainkarpfen.de
DIES IST KEINE WERBUNG FÜR EIN BESTIMMTES PRODUKT !!!!
Die meisten werden sie wohl kennen, die „Müller-Milch-PET-Flaschen, die z.Zt. in acht verschiedenen Geschmacksrichtungen in den Regalen der Supermärkte und bei verschiedenen Discountern angeboten werden.
Schoko, Vanille, Erdbeere, Banane, Karamell, Kokos, Nuss und Kirsch-Banane, sind die uns bislang bekannten Sorten, die sich sehr gut als „Zusatzstoffe“ im Anfutter bewähren können. Mindestens 50% der Menge Wasser, die dem Anfutter zugegeben werden soll, durch die o.g. „Müller-Milch“- Sorte eigener Wahl ersetzen und schon bekommt das Futter eine andere Geruchs- und Geschmacksnote.
Zum Einweichen von Partikeln eignet sich die „Müller Milch“ ebenfalls sehr gut. Hier sollte allerdings mindestens 80 % der Milch zur verwendeten Flüssigkeit zugegeben werden, da die Partikel sehr viel vom Geruch und Geschmack dergleichen aufnehmen (das sollen sie ja auch!).
Die 400ml PET-Flaschen können mit dem Schraubdeckel immer wieder verschlossen werden und somit eignen sie sich sehr gut auch zum Transport angebrochener Flaschen zum Wasser (und auch wieder zurück…).

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Karpfenbesatz -Bericht aus dem Jahr 1965 –

Karpfenbesatz –1965 –
Um einen attraktiven Karpfenbestand aufzubauen oder zu erhalten, müssen die mitteleuropäischen Wildgewässer regelmäßig Besatz erhalten. Hauptsächlich werden zweisömmrige Karpfen eingesetzt. Einsömmrige Karpfen sollten nur in Gewässer eingebracht werden, wo ein Fischbestand ohne nennenswerten Hechtbestand oder andere größere Raubfische, außer Aal, vorhanden ist. Nach Möglichkeit wird jede Besatzmaßnahme im Herbst durchgeführt. Die Jungfische finden in Wildgewässern bessere Wintereinstände und günstigere Nahrungsbedingungen vor, so dass sie verlustarmer über den Winter kommen und im nächsten Jahr besser abwachsen.
Durch die große Beliebtheit des Karpfens und begünstigt durch die ausreichende Bereitstellung von Satzfischen kommt es leider immer wieder zu unüberlegten, ja, oftmals in angelsportlicher Hinsicht sogar schädlichen Besatzaktionen. So werden neu entstandene Baggerseen, denen noch jeglicher Bodenschlamm fehlt, mit Karpfen besetzt, die sich wegen der schlechten Ernährungsbedingungen regelrecht „großhungern“ müssen. Fließgewässer oder Seen mit Abfluss werden besetzt, ohne daran zu denken, dass die Jungfische einen starken Hang zur Abwanderung haben. Außerdem ist die Wiederfangrate beim Karpfen in Fließgewässern wesentlich ungünstiger als in stehenden Gewässern. Zu große und zu tiefe Gewässer werden trotz der hier ebenfalls geringen Wiederfangrate besetzt. Bis dahin attraktive Brassengewässer erhalten auch noch Karpfenbesatz, mit dem Erfolg, dass in einigen Jahren große Bleie durch Herausfang fast vollständig verschwunden sind, während kleinwüchsige Brassen zunehmen.
Klarheit muss außerdem darüber bestehen, dass allein durch regelmäßige Besatzmaßnahmen selbst in günstigen Gewässern auf die Dauer kein optimaler Karpfenbestand erhalten werden kann. Überalterte und mit angelsportlichen Methoden kaum noch zu fangende Großkarpfen beanspruchen einen großen Teil des Nahrungsaufkommens, so dass Brachsen und Plötzen, aber auch die nachgesetzten Jungkarpfen ein stark vermindertes Wachstum zeigen. Es gehört zur Hege des Fischbestandes, überständige Karpfen mit fischereilichen Mitteln aus dem Gewässer zu entfernen.
Das das nur teilweise möglich sein wird, verbleiben für den Angler immer noch genügend große Karpfen im Gewässer.
Plomann -1965-

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„Ein bisschen was über den Karpfen“

Ein bisschen was über den Karpfen
Seit wann der Karpfen bei uns heimisch ist, kann man nicht genau sagen. Als das, was wir heute Deutschland nennen, christlich wurde, schwamm er wohl noch nicht in Germaniens Teichen und Flüssen. Der Geheimschreiber des Königs Theoderich scheint sich als erster auf Karpfen bezogen zu haben: Er beklagt sich, dass es auf der fürstlichen Tafel so wenig Delikatessen gäbe, vor allem fehle der Karpfen, der aus der Donau komme.
Das war wirklich die Heimat der europäischen Karpfen. Sie wohnten in den Flussmündungen im Kaspischen und im Schwarzen Meer, und die einen behaupten, schon Karl der Große habe ihn auf seinen Gütern in Teichen gehalten, die anderen meinen, erst der mittelalterlich lateinische Name, der in den Berichten über die Anlage des Deutschen Ordens bei Marienburg auftaucht, habe mit unserem Cyprianus, dem Karpfen, zu tun.
Auf jeden Fall haben sich die Mönche des Mittelalters des Karpfens und der Karpfenzucht aufgenommen. Sie haben entdeckt, dass er ein Allesfresser ist, „das Schwein unter den Fischen“ und ein geborenes Haustier. Die Engländer sagen: ein Wasserschaf, genügsam und geduldig.
Da die Klöster an allen Fastentagen und –wochen Fische brauchten, die sich leicht ziehen ließen und so groß wurden, dass sie viele Mönche satt machten, legten sie Fischteiche an.
Den Mönchen wird auch die Zucht der Spiegelkarpfen zugeschrieben: Die Fastenregel soll einen Fisch vorgeschrieben haben, der nicht über den Teller ragt.
Der Karpfen schmückt sich mit allem, was sich in Glauben und Aberglauben auf die Fische bezieht. In manchen Gegenden der Alpen hat die „Seele“, das unversehrte Grätengestell, als Orakel gedient: wenn man sie an die Stubendecke warf und sie dort im Gebälk klebenblieb, so kam der Silvesterfisch in 100 Jahren als goldenes Rössel wieder!
Der Karpfen ist zudem, wie jeder Fisch, ein uraltes Symbol für Wasser, für Leben und Erneuerung und Fruchtbarkeit. Früher war es Sitte, mit Vorliebe einen Rogner auf den Tisch zu bringen. Das verhieß Reichtum und Potenz, und oft bekam der Hausvater als ersten Happen den Karpfenkaviar mit ein paar Tropfen Zitrone serviert. Aber auch die anderen Gäste am Tisch konnten des Karpfenglücks teilhaftig werden: Wer sich eine Schuppe in die Tasche oder die Geldbörse steckt, der wird bis zum nächsten Jahr den Beutel nie leer finden.
Alexander Dumas, der französische Schriftsteller, behauptete, 200 Jahre alte Karpfen zu kennen, die noch Franz I. in die Teiche von Fontainebleau eingesetzt habe. Rauhes Klima liebt der Karpfen nicht: weder in Schottland noch in Russland hat die Zucht geklappt. Erst vor 100 Jahren sind die Karpfen nach Kalifornien und Australien gekommen und haben dort die Küstengewässer fast verseucht.

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Schaumzuckerwaffeln – „Probier´s doch einfach mal!“

Schaumzuckerwaffeln
– „Probier´s doch einfach mal!“-
Von mainkarpfen.de
Wer kennt sie nicht, die pappigen „Schaumzuckerwaffeln“, die mit weißem und rosa – farbenem Schaumzucker gefüllt sind. Das Zeug klebt wie verrückt und lässt sich auch ganz flach zusammendrücken. Aber als Angelköder sind die Waffeln sehr brauchbar.
Man schneidet sich einfach aus einer Waffel ein Stück in der benötigten Hakengröße ab, zieht dieses mit der Köder- oder Boilienadel auf das Haar am Haken, sichert die Schlaufe des Hakens mit einem Halm oder einem Boiliestopper und schon ist ein guter Oberflächenköder für Karpfen bereit.
Leider ist die Wurfweite ziemlich begrenzt, aber wenn die Karpfen am Schilf oder dicht am Ufer stehen, funktioniert das süße Zeug prima!

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