Mainfische an Karfreitag

Aus: Kloa-Krotzeboarjer Läsebuch -1993 von Erich Oestreich-

Karfreitag

„Am Karfreitag gab es Fisch. Später, in den Kriegszeiten, auch schon mal Spinat und Eier oder auch Spinat ohne Eier. Je nach Beziehung zum Nachbarn oder sonst wem. Aber meistens gab es Fisch.

Als ich ein kleiner Junge war, kauften meine Großeltern und auch die „“oannern Leut ausem Gässje“ die Fische direkt bei den Seligenstädter Fischern. Und das nicht nur am Karfreitag. Die Fischer machten ihren Kahn oder Nachen am kleinen Boller fest, genau unterhalb vom „Erbsegässje“.

Die Frauen kamen mit Eimern oder „däife Schissel“ zum Boot und ließen sich die Gefäße mit Fischen und dem passenden Wasser füllen. Noch lebend kamen die Fische in ein mit Wasser gefülltes Holzfass – so war es bei uns – oder sie blieben im Eimer bis zum Schlachttag. Natürlich war es für uns immer eine Mordsgaudi, zu versuchen, die glitschigen Viecher mit der Hand zu fangen. Fische mit der Hand zu fangen, das haben wir dann erst viel später gelernt, „en den Fluußgass!“

Leider weiß ich nicht mehr, welche Fischart damals im Angebot war. Jedenfalls waren  die „Moafisch“ eine wahre Delikatesse.

Wenn dann die „Weiwer ausem Gässje“  ihre Fische in der Pfanne brutzelten, brauchte niemand lange zu raten, was es wohl bei allen gleichzeitig zu essen gab.

Nicht vergessen werden dürfen in dem Zusammenhang auch die „Oangler“ – die Angler am Ufer des Mains, von denen man schon hin und wieder ein paar Rotaugen – „Ruutaache“ oder auch ein paar „Schneider“, die wir auch „Schnitter“ genannt haben, bekommen konnte“.

Natürlich haben auch wir Buben unser Glück mit der Angel versucht. Der Stecken war aus einem Haselnussstrauch herausgeschnitten, die Angelschnur war manchmal sogar eine ganz einfache „Woarschtkordel“, der Schwimmer ein „Goarkstobbe“ und ein Gänsekiel, und der Haken eine über der Gasflamme krummgebogene Stecknadel. Ich kann es ganz kurz machen: Ich habe nicht einen einzigen „Fusch“ mit der Angel gefangen. Nicht einmal einen „Rotzer“.

Soweit die Ausführungen von Erich Oestreich.  Da ich schon immer in der „Erbsegass“ und somit am „Erbsegässje“ lebe, waren auch wir als Buben in der Floßgasse und viele, ja eigentlich alle Anwohner(innen), haben sehr gerne Mainfische gebacken (und wir haben sie sehr gerne gegessen!).

Dieser Beitrag wurde unter Erzählungen/Geschichten/Erfahrungen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.