Karpfenangeln – Von Wind und Wärme –
Innerhalb ihres Wohngewässers bevorzugen Karpfen häufig die Abschnitte mit wärmerem Wasser. Vor allem in Seen ist das Wasser beileibe nicht überall gleich warm. Die Wärmestrahlen der Sonne dringen allenfalls bis 1 m Wassertiefe ein. Dann sind sie alle absorbiert. Nur so kann Wasser direkt erwärmt werden. Die Wärmeleitfähigkeit von Wasser ist schlecht. An tiefere Wasserschichten kann Wärme daher nicht nennenswert abgegeben werden. Gäbe es keine anderen Einflüsse, schwämme eine etwa meterdicke Warmwasserschicht im Sommer auf den kalten, tieferen Wasserschichten. Dass dem nicht so ist, daran ist der Wind schuld. Bläst er längere Zeit aus einer Richtung, dann schiebt er das warme Oberflächenwasser an das Seeufer, das windangewandt liegt. Das Wasser beginnt zu strömen. Am windseitigen Ufer verdrängt das Warmwasser tiefer gelegenes Kaltwasser. Die Front zwischen Kaltwasser und Warmwasser, die „Sprungschicht“ liegt schief zur Wasseroberfläche.
Selbst bei einem immer wiederkehrenden Wechsel zwischen starker Sonneneinstrahlung und dadurch bedingter Erwärmung und stetigen Winden aus derselben Richtung könnte die Warmwasserschicht durch Tieferverlagerung nur bis zu einer bestimmten Mächtigkeit ansteigen; denn der Wind muss ja um so mehr Arbeit leisten, je dicker die oberflächliche Warmwasserschicht schon geworden ist. Man kann davon ausgehen, dass in tiefen Seen auf die geschilderte Weise allenfalls 8 – 10 m mächtige Wasserschichten erwärmt werden können. Darunter bleibt das Wasser ganzjährig kalt. An der Grenze von Warm- und Kaltwasser gibt es daher im Sommer stets eine Sprungschicht. Unterhalb dieser Schicht braucht man auf Karpfen nicht zu fischen.
In sehr flachen Seen mit weniger als 3-4 m Wassertiefe kommt es nicht zur Ausbildung einer bleibenden Temperaturschichtung. Aber sie kann zeitweise auftreten. Nach mehreren windstillen, warmen Tagen kann aufkommender, stetiger Wind die Warmwasserschicht rasch zum windabgewandten Ufer schieben und dort tagelang festhalten. Am windwärtigen Ufer dringt dann Wasser aus der Tiefe, das um mehrere Grade kälter ist. Hier braucht man nicht auf Karpfen anzusitzen; unter diesen Umständen wird man keine fangen. Im Laufe des Sommers kommt es öfter zu solchen einseitigen Wasserverschiebungen. Weitgehende Durchmischungen von kälterem und wärmerem Oberflächenwasser ist letztlich die Folge.
Von Einfluss ist – vor allem im Frühling, im Spätsommer und Frühherbst – auch der Wärmeverlust durch Abstrahlung in klaren, hellen Nächten. Das Oberflächenwasser strahlt Wärme ab, wird dadurch dichter und sinkt auf den Grund bzw. bis in die Tiefe, in der gleich Warmes anzutreffen ist. In flachen Uferbereichen kann so grundnahes Wasser in sternenklaren Nächten derart stark abkühlen, dass Karpfen sich aus dem Flachwasser in zentralere Seebereiche zurückziehen.
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