Waller-Erfolg durch Fangplatz-Studie
Der Waller (Wels) zählt wegen seiner Körpergröße, seiner Kampfkraft und den oft fast unglaublichen Erzählungen über ihn zu den beliebtesten Angelfischen. Doch um beim Wallerfischen erfolgreich zu sein, ist das Wissen über Raubverhalten und Standplatz eine entscheidende Voraussetzung. Wer nur auf Verdacht ohne Vorkenntnisse im Gewässer an irgendeiner Stelle seinen Köder „reinhängt“, hat eine sehr lange Wartezeit vor sich und gibt nach Wochen oder Monaten ohne Biss auf.
Wer sich jedoch vorher mit diesen Fragen beschäftigt und eine Antwort oder starke Vermutung hat, für den ist der Fangerfolg nur eine Zeitfrage. Wie man die richtigen Plätze findet und was für den Wallerfang zu bedenken ist, soll in diesem Bericht erläutert werden. Zunächst sollte man sich mit der Lebensweise des Wallers vertraut machen. Er meidet helles Licht und sucht daher dunkle Stellen auf. Bevorzugt steht er unter einer versunkenen Wurzel oder einem Baum, am unterspülten Ufer, in tiefen Gumpen, im Kehrwasser hinter einem Wehr, einer Buhne oder einem Wehr, in ausgehöhlten Uferbuchten usw. In seinem Versteck liegt er tagsüber fast regungslos und bleibt hier, solange es sein Leben erlaubt; die alten und großen Exemplare sind ihrem Standort treu. Solche vermutlichen Standorte kann man am Uferverlauf und der Strömung erkennen und notfalls ausloten.
Augen und Ohren auf
Einen Beweis, ob am Standplatz auch ein Waller steht, hat man erst, wenn man ihn beim Rauben sehen oder vielleicht hören kann. Glück dabei ist, dass er sich beim Rauben durch lautes Platschen verrät und seine Körpergröße nicht so leicht zu übersehen ist. Der Wels raubt nicht nur in der Tiefe am Grund, sondern auch an der Wasseroberfläche. Dabei schlägt er oft mit seinem wuchtigen Schwanz umher, zieht rasch enge Kreise oder durchbricht bei seiner Raubgier sogar die Wasseroberfläche. Raubt er am Tage, so ist dies gut zu sehen, nachts kann man es hören und so das Raubgebiet ausfindig machen. An dem kreisenden Raubverhalten und der nächtlichen Stunde erkennt man, dass es ein Waller und kein Hecht was (Esox schlägt nicht mit der Schwanzflosse und raubt nachts fast nie).
Am gefundenen Raubrevier merkt man sich noch Witterung, Wasserstand, Temperatur, Wind usw. und besonders die Raubzeit, denn bei gleichen Bedingungen raubt der Waller oft zur gleichen Zeit. Das kann in der Dämmerung oder nachts sein; gelegentlich raubt er am frühen Morgen und sogar an dunstigen Tagen. Die oft beschriebenen schwülen Tage und die Zeit vor dem Gewitter sind keine Legende, sondern noch günstiger für den Fangerfolg.
Nebenbei fischen
Ebenfalls berücksichtigen sollte man, dass beim Wels das Blickfeld sehr klein ist, wie die kleinen Augen bereits andeuten. Seine Beute findet er letztlich mit den Bartfäden und ortet sie erst auf kurze Entfernung. Der Köder sollte also möglichst nah beim Fisch ankommen.
Alles zusammen bedeutet der Wallerfang „etwas“ Zeitaufwand. Doch das ist meist weniger schlimm, denn das Erkunden von Standplatz und Raubverhalten kann mit einem Spaziergang am Fischwasser verbunden werden. Oder man kann in der vorgesehenen Umgebung auf andere Fische angeln. Somit ist die Wartezeit sinnvoll genutzt und nicht langweilig.
Wer zu diesem Zeitaufwand nicht bereit ist, sollte besser das Wallerfischen überhaupt nicht anfangen, es benötigt nun mal Zeit, und so ein uriger Waller ist auch nicht an einem Tag herangewachsen. Wer gute Vorarbeit leistet und abwarten kann, bekommt ihn auch auf den Haken!
Quelle: „fischwaid“ Ausgabe 10 – Oktober 1988 –
Autor: K.-H. Zeller
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