Schleien – Tipps – 1988 –
Für viele Angler ist die Schleie ein typischer Sommerfisch. Zwar kann man sie im Prinzip zu allen Jahreszeiten fangen – sogar im Winter, wenn die Temperaturen nicht allzu stark absinken -, doch am besten geht sie nach der Laichzeit an den Haken. Die Schleie laicht in den Monaten Mai und Juni, die Zeiten werden vom Wetter im Frühling beeinflusst. Auf den Fang laichreifer Fische sollte man natürlich verzichten und somit am besten nicht vor Juli die Saison beginnen.
Als beste Fangzeit gilt traditionsgemäß der frühe Morgen. Das hat sich vor allem an warmen, sonnigen Tagen, als richtig erwiesen. An diesen Tagen kann man davon ausgehen, dass mit dem ersten Sonnenschein auf dem Wasser kaum noch eine Schleie beißt. Anders ist es an windigen, trüben Tagen. Dann kann es sein, dass die Schleie den ganzen Tag über den Köder nimmt. Gegen Abend, wenn das Gewässer im Schatten liegt, steigen die Fangchancen an sonnigen Tagen wieder. Auch nachts bestehen gute Möglichkeiten.
Schleien kommen in vielen Gewässertypen vor. Sie lieben flache, ruhige Abschnitte. So sind in großen Seen, sofern sie über genügend Flachwasserzonen verfügen, in Flüssen, die nicht zu schnell strömen und ruhige, pflanzenbewachsene Abschnitte aufweisen, in Baggerseen und Teichen zu Hause. Selbst in kleinen, verschlammten Tümpeln, in denen man kaum Fische vermutet, sind sie anzutreffen. In großen Seen ist der Schleienfang allerdings ein Geduldsspiel und der Fang oft eher zufällig. Wer also wirklich Schleien fangen will, sollte etwas kleinere Gewässer vorziehen. Auch dort lassen sich unter Umständen kapitale Schleien erbeuten. Es besteht heute überhaupt die Tendenz, dass die Schleien besser abwachsen als früher. Der Grund dafür ist die vielfach zu beobachtende Überdüngung unserer Kleingewässer. Die Schleie verkraftet solche Bedingungen besser als andere Fische. In nahrungsarmen Gewässern hingegen ist ihr Wachstumszuwachs nur gering.
Große Schleien fängt man in Gewässern mit ausreichendem Hechtbestand. Der Hecht frisst gerne kleine, verkümmerte Schleien, die übrigen wachsen dann desto besser ab. Wo der Hecht fehlt und die Schleie sich stark vermehren kann, bleiben die Schleien oft klein und bilden Kümmerformen. Das Anfüttern hat sich für den Schleienfang sehr bewährt. Früher hat man gerne bestimmte Stellen mit speziellen Rechen entkrautet, um dort Futterplätze anzulegen. Diese Methode ist gewiss erfolgreich, hat aber doch Auswirkungen auf die empfindliche Ökologie der Kleingewässer, sodass man besser darauf verzichten sollte. Als Anfüttermittel ist Brotteig, der sich langsam am Boden auflöst, wohl am besten geeignet. Man kann ihn auch als Köder verwenden und damit gute Erfolge erzielen. Wenn mit Würmern oder Maden geangelt wird, sollte man diese in nicht zu geringer Menge dem Grundfutter beifügen.
Welcher der beste Schleienköder ist, hängt vom Gewässer und der Nahrungskonkurrenz ab. Der Tauwurm ist oft nicht zu schlagen. Wenn das Gewässer aber viele kleine Aale enthält, finden die den Köder meist schneller. Nicht anders geht es mit dem Rotwurm. Die Schleien schätzen ihn zwar, aber Plötzen, Rotfedern und Brassen sind erst recht nicht abgeneigt. Auch Maden nimmt die Schleie gern, aber hier ist die Nahrungskonkurrenz noch größer. Gut ist weicher Dosenmais, aber auch harter Mais ist einen Versuch wert. Wo Schleien zahlreich sind, sind auch Wasserschnecken erfolgreich. Die Schleie nimmt sie ohne weiteres mitsamt dem Gehäuse. Analog zum Karpfenangeln versucht man es auch auf Schleien seit neustem mit Boilies. Die Schleie schreckt vor harten Ködern nicht zurück. Die Boilies müssen allerdings kleiner sein als für Karpfen. Da die Schleie den Geschmack der Boilies nicht kennt, muss man sie durch Anfüttern erst daran gewöhnen. Jedenfalls ist das ein Köder, der bis auf Karpfen die meisten Fische als Konkurrenten so ziemlich ausschaltet.
Die beliebteste Fangmethode ist ohne Zweifel das Posenangeln auf Grund. Nach der klassischen Methode lässt man ca. 30 – 50 cm Schnur auf Grund aufliegen. Der Biss kann bisweilen zaghaft sein. Die Pose wandert über das Wasser und will überhaupt nicht abtauchen. Das liegt daran, dass die Schleie mit dem Köder spielt, ihn einsaugt und wieder ausspuckt. Besonders gilt das für den Tauwurm. Der Zeitpunkt für den Anhieb ist schwer zu bestimmen. Man kann sich leider nicht darauf verlassen, dass der Fisch den Köder letztendlich doch noch nimmt.
Der Engländer Fred Taylor hat die sog. „Liftmethode“ populär gemacht. Man benutzt dazu eine sehr leichte Pose. Sie wird durch ein Schrotkorn, das ungefähr eine Handbreit vom Haken entfernt ist, überbleit, so dass sie unter normalen Umständen absinkt. Man lässt das Blei auf dem Grund aufliegen und strafft die Schnur, so dass die Pose aus dem Wasser auftaucht und schräg steht. Die Rute wird dabei auf zwei Haltern abgelegt. Beißt jetzt eine Schleie, hebt sie das Blei vom Grund, und die Pose steigt aus dem Wasser. Das ist der Zeitpunkt zum Anhieb. Diese Montage ist sehr empfindlich. Sie ist nur dort am Platz, wo keine äußeren Beeinträchtigungen vorliegen. Besonders Wind stört das labile Gleichgewicht. Wo aber alle Voraussetzungen stimmen, kann man sie mit bestem Erfolg anwenden. Dass Grundangeln mit dem Bodenblei ist eine weitere Möglichkeit. Das Blei selbst sollte nicht mehr als 3-5 g Gewicht haben, man kann auch Schrotkörner mit einer Schlaufe an der Schnur als Seitenblei montieren. Um Schnurverwicklungen zu vermeiden, kann man bei Benutzung eines Arsley-Bleis einen sogenannten Abstandshalter montieren, eine kleine Metallröhre, an die ein Wirbel montiert ist. Man zieht die Schnur durch das Röhrchen und hängt das Blei einfach in den Wirbel ein. Wenn mit Maden geangelt wird, kann man an Stelle des Bleies ein Futterkörbchen benutzen. Es wird mit Maden gefüllt, so kann man direkt in Hakennähe anfüttern. Für die Bissanzeige, die bei den vorsichtigen Schleienbissen recht empfindlich sein muss, verwendet man am besten eine Schwingspitze oder einen ähnlich feinfühlig reagierenden Anzeiger (Silberpapier ist selbst bei ziemlicher Dunkelheit noch gut geeignet). In der Nacht muss man auf elektrische Bissanzeiger zurückgreifen, nur sollte man sichergehen, dass diese auch feine Bisse anzeigen. Beim Nachtangeln kann es schwierig sein, den angefütterten Platz genau anzuwerfen. Da hilft folgende Methode: Man knotet in der richtigen Entfernung einen Wollfaden in die Schnur. Im Dunkeln überwirft man dann die Angelstelle und holt die Schnur bis zum Knoten ein. Natürlich funktioniert das nur in Gewässern ohne starken Pflanzenbewuchs. Für das Schleienangeln ist eine Rute vom „Avon-Typ“ am besten geeignet. Solche Ruten sind 3 bis 3,30m lang und haben eine progressive Aktion, die bei starker Belastung bis ins Handteil reicht. Die Testkurve liegt bei 1 ¼ Ib.
Eine frisch gehakte Schleie ist schwer zu bändigen, ihre Kampfkraft ist mit der eines Karpfens vergleichbar. Deshalb darf auch die Schnur nicht zu schwach sein. 0,20 mm sollte die Mindeststärke sein, 0,25 mm ist sicherer. Schleien sind nicht sehr schnurscheu, sie gehen auch auf 0,40-mm-Schnur. Auch die Abriebfestigkeit der Schnur spielt eine Rolle. Man muss damit rechnen, dass die Schnur am Boden entlangschleift und an Pflanzen vorbeigezogen wird, gute Schleiengewässer sind oft verkrautet. Die Hakengröße richtet sich nach dem Köder. Unbedingt sollte man darauf achten, dass die Haken sich nicht leicht aufbiegen lassen.
Ein Bericht von H.-J. Ludwig
Allgemeine Fischerei-Zeitung –fischwaid- Oktober 1988
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