„Der vollkommene Angler“ – Isaak Walton – anno 1653
Der Grundköder
Nehmen Sie, je nach der Größe und Tiefe des Wassers, in dem Sie zu angeln gesonnen sind, eine bis einundeinhalb Metzen von süßem grobkörnigem Gerstenmalz und kochen Sie es in einem Kessel; zwei- oder dreimaliges Aufkochen ist genug. Dann seihen Sie es durch einen Sack in ein Gefäß (dieser Absud hat meinem Pferd oft gut getan) und nehmen Sie den Malz, wenn er beinahe kalt geworden ist, an den Fluss, werfen Sie ihn handvollweise an zwei Stellen, nachdem Sie ihn vorher mit den Händen geballt haben, gegen neun Uhr am Abend, nicht früher, in das Wasser.
Es wird sogleich an den Grund sinken. Sollte der Strom reißend sein, so müssen Sie ihn etwas oberhalb der Stelle, an der Sie zu angeln gedenken, in das Wasser werfen. Zwischen Ihren Händen können Sie den Malz leicht so zusammenpressen, dass das Wasser ihn kaum im Fallen auflösen wird.
Wenn Ihr Grund auf diese Weise mit Köder versehen sind, Ihr Angelgerät in Ordnung ist, dann lassen Sie Ihren Malzbeutel, mit dem Rest Ihres Angelgerätes, die ganze Nacht in der Nähe des Fischgrundes, und kehren Sie am Morgen gegen drei oder vier dahin zurück; aber gehen Sie nicht zu nahe heran, denn die Fische, denen Sie nachstellen, haben eine schlaue Schildwache und sind selbst schlau.
Dann nehmen Sie leise eine Ihrer Angelruten und stecken Sie den Köder an. Nachdem Sie denselben über Ihren Grundköder geworfen haben, ziehen Sie leise und unvermerkt Ihren Köder zu sich, bis das Blei in der Mitte des Grundköders ruht. Dann nehmen Sie Ihre zweite Angel und werfen Sie dieselbe ungefähr drei Fuß oberhalb der ersten; und die dritte in derselben Entfernung unter der ersten aus. Gehen Sie selbst aber von dem Uferende fort, bis Sie nichts als die Spitzen Ihrer drei Schwimmer sehen, die Sie sorgfältig beobachten müssen. Wenn ein Fisch anbeißt, werden Sie Ihren Schwimmer plötzlich untertauchen sehen. Seien Sie aber nichtsdestoweniger nicht zu schnell, bis Sie Ihre Leine fortschießen sehen. Dann schleichen Sie sich zu Ihren Angelruten und lassen so viel Leine als möglich aus. Wenn es ein guter Karpfen oder ein Brassen ist, so werden beide an die andere Seite des Wassers fliehen. Dann ziehen Sie leise an und halten Sie Ihre Angelrute eine Weile angespannt. Ziehen Sie aber beide zusammen, so können Sie sicher sein, Ihre Beute zu verlieren, denn entweder Ihre Leine oder Ihr Haken oder der Halt wird brechen. Nachdem der Haken sitzt, werden Sie eine edle Jagd haben und nur mit Schwierigkeiten Ihren Fang landen. Der Karpfen ist stärker als der Brassen. Es ist noch manches über diese Art zu fischen anzuführen, es ist jedoch viel leichter, dieses durch Übung und Unterhaltung, als auf schriftlichem Weg zu lernen.