Laichausschlag bei Cypriniden

Laichausschlag bei Cypriniden

Während der Frühjahrsmonate machen sich viele Angler Gedanken über den Gesundheitszustand der Fische. Die sonst „schlüpfrig“ glatten Fischkörper von Plötzen, Brassen, Hasel und andere Weißfische sind teilweise von deutlich sichtbaren Knötchen auch Schuppen und Flossen übersät.

Wie sind nun diese Hautveränderungen einzuordnen? Obwohl bei den Fischen, anders als bei landlebenden Wirbeltieren, eine allgemeine Verhornung der obersten Zelllagen der Oberhaut nicht stattfindet, kommen doch, wie dieses Beispiel zeigt, gerade bei Cypriniden lokale Verhornungen recht häufig vor. In allen Fällen handelt es sich hierbei um den meistens nur bei den Männchen auftretenden sogenannten Laichausschlag. Bei einigen Arten wie der Elritze und der Nase ist er aber auch bei den Weibchen zu finden. Der Laichausschlag –oft auch als Perlorgane bezeichnet – wird je nach Fischart durch kleinere oder größere Erhebungen auf der Haut gebildet. Durch ihn wird bereits einige Zeit vorher das Herannahen der Laichzeit angezeigt. Die ersten Spuren dieser Veränderungen sind bereits einen bis anderthalb Monate vor dem Laichen fühlbar und erfahren dann in den nächsten Wochen eine allmähliche Verstärkung. Sie erstrecken sich meist auf die Oberseite des Kopfes, die Kiemendeckel und hauptsächlich auf die obere Hälfte des Rumpfes bis zum Schwanz hin. Aber auch die Flossen fühlen sich bei einigen Arten durch auf den Flossenstrahlen aufsitzende Perlorgane zuweilen recht rauh an. Wenn auf den Schuppen nur je ein Perlorgan ausgebildet wird, erscheinen diese wie in Längsreihen angeordnet. Meist sind jedoch zahlreiche kleinere Perlorgane parallel dem hinteren Rand der Schuppe und auf den Flossenstrahlen angeordnet. Der Laichausschlag besteht aus weißlichen Knötchen, die sich an der betreffenden Stelle kegelförmig über die Oberfläche der Epidermis erheben.

Während bei manchen Weißfischarten die Perlorgane eine beträchtliche Größe erreichen, bleiben sie bei vielen anderen relativ klein und sind eher als rauhe Körperoberfläche fühlbar als deutlich sichtbar. Der erstmalig reif werdende Fisch bringt sie nur unvollkommen und in wenigen Reihen zur Ausbildung. Mit zunehmendem Alter wird der Laichausschlag immer stärker. Alte, vollreife Männchen fühlen sich daher besonders rauh an. Nach der Laichzeit werden die Perlorgane wieder abgestoßen. Über ihre biologische Bedeutung wurden schon die verschiedensten Ansichten geäußert. Da sie nur zur Laichzeit auftreten, müssen sie auch zweifellos mit dem Laichgeschehen in Verbindung gebracht werden. Um sexuelle Reizorgane oder Träger von Sinnesorganen für Gefühlsreize, wie verschiedene Autoren noch um die Jahrhundertwende annahmen, handelt es sich hierbei aber keineswegs. Wahrscheinlich stellen sie lediglich eine Art Kontaktorgan dar. So schwimmen die meisten Weißfischarten bis zum Ausstoßen der Geschlechtsprodukte im Liebesspiel oft paarweise oder in Gruppen umher. Der Laichausschlag rauht die Körperseiten der Partner auf und ermöglicht damit ein Aneinanderschmiegen der sonst glatten und schlüpfrigen Fischleiber.

Im Zusammenhang mit der Laichzeit und dem Laichausschlag lassen sich bei manchen Cypriniden noch andere Hauterscheinungen finden, die im Gegensatz zu dem völlig normalen Laichausschlag doch mehr oder weniger pathologischen Charakter haben. So müssen wir uns stets darüber im Klaren sein, dass die Laichzeit, eventuell vorausgegangene Laichwanderungen etc., eine enorme Belastung und extremen Stress für die Fische darstellen. Ein enger Zusammenhang zwischen dem Auftreten bestimmter Hautkrankheiten und der Anfälligkeit der Fische zu dieser Zeit ist also auf jeden Fall gegeben. Vor allem die sog. Fleckenseuche, das ist eine Erkrankung, mit fleckenartigem rundem oder länglichem roten Entzündungsherd. Desweiteren können gelegentlich auch Fischverpilzungen oder kleinere, meist rötliche, durch Viren verursachte Bläschen und Geschwülste gefunden werden. Hiervon sind vor allem solche Fischarten (meist die Weibchen) betroffen, die ihre Eier in einem Schub ablegen und deshalb einem enormen Laichstress unterliegen, wie z.B. der Hasel. Obwohl solche Erscheinungen nach dem Fang der Fische beim Angler berechtigterweise die Vermutung einer Erkrankung hervorrufen können, besteht kein Grund zur Beunruhigung, da diese Hautveränderungen natürliche Ursachen haben. Wenn in der Nachlaichperiode die Wassertemperaturen ansteigen und die Fische wieder intensiv Nahrung aufnehmen, verschwinden sie meistens recht schnell wieder. Nur bei ungünstigen Lebensbedingungen in der Nachlaichperiode (niedrige Wassertemperatur, Nahrungsmangel, Abwassereinflüsse) heilen sie langsamer ab.         

 

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