Von Rainer Appel –mainkarpfen.de-
Bunte Boilies, fluoreszierende Kunstköder, gefärbte Maden usw. Macht es überhaupt Sinn grelle (bunte) Köder zu verwenden, oder sind Fische Farbenblind? Wir haben über den Sinn (oder Unsinn) von bunten Köder mal nachgedacht und auch ein wenig recherchiert. Also schauen wir mal, was dabei rauskam.
Bei vielen Arten –hauptsächlich in klaren Gewässern- überwiegen die Fischarten, die hauptsächlich über visuelle Wahrnehmung ihre Nahrung suchen. Also ihre Augen zur Futtersuche benutzen.
Andere Art –wie zum Beispiel der Karpfen- die in Gewässern mit schlechteren Sichtverhältnissen leben, benutzen zur Nahrungssuche den Tast- und ihren Geruchssinn. Die visuelle Wahrnehmung spielt hier eine geringere Rolle.
Aale zum Beispiel, die hauptsächlich Nachtaktiv sind, benutzen zur Futtersuche in erster Linie ihren Geruchssinn.
Der Wels, als eigentlicher Bewohner des Gewässergrundes, nimmt seine Beute in erster Linie über den Tastsinn wahr, was ja an seinen langen Barteln ersichtlich ist.
Wie sieht´s denn nun mit der Wahrnehmung von Farben bei Fischen aus?
Fische sehen in Farbe! Allerdings in einem breiteren Spektrum als Menschen. Ebenso wurde festgestellt, dass Fische kurzsichtig sind und das Unterscheiden von Farben bei Dämmerlicht so ziemlich erlischt. Das Farbsehen ist allerdings bei verschiedenen Fischarten unterschiedlich.
Bei Versuchen durch Prof. Karl v. Frisch (1886 – 1982) wurde festgestellt, dass jede Fischart mehr oder weniger eine bestimmte Farbe bevorzugt.
Gelb = Barsch, Grün = Elritze, Blau = Wels, Rot = Bachforelle
Die Wahl der Farben der einzelnen Fischarten beruht auf dem Farbreiz und nicht auf Helligkeitsreizen. Die meisten Versuche wurden in Aquarien durchgeführt, doch auch in offenen Gewässern war man tätig. 1952 kam ein Biologe in Kalifornien auf die Idee, Forellen rotgefärbtes Futter anzubieten. Die Forellen bevorzugten es gegenüber dem normalen braunen Futter.
Tierexperimentelle Untersuchungen sind notwendig. Es ist nämlich nicht selbstverständlich dass Fische Farben erkennen müssen/können. Es gibt durchaus auch farbenblinde Tiere, die nur hell und dunkel unterscheiden können. Man kann jedoch sagen, dass die Augen der Fische hochentwickelt sind.
Warum gibt´s eigentlich bunte Fische?
Die Farben einiger Fische haben eine sog. „Signalbedeutung“, was z.B. zur Abgrenzung ihres Revieres genutzt wird, andere verwenden ihre Farbmusterungen zur Übertragung verschiedentlichster Informationen. Der Buntbarsch benutzt Querstreifen als Angriffshaltung und Längsstreifen wenn er der Meinung ist, er solle lieber flüchten. Die Jungbarsche bekommen erst Querstreifen, wenn die ein Revier gründen können, und dieses dann verteidigen müssen.
Prof. Karl v. Frisch stellte 1912 fest, dass Fische, die in größeren Tiefen laichen, in denen rote und gelbe Färbungen nicht mehr erkennbar sind, kein „buntes Hochzeitskleid“ mehr tragen, da rote und gelbe Farbtöne dort eh nicht mehr erkennbar sind. Das gilt auch für Fische, die in der Dunkelheit laichen.
In größeren Tiefen spielen Farben keine Rolle mehr. Das langwellige, energiearme Rot verschwindet bei 5m, Orange bei 15m, Gelb bei 30m und Grün bei 300m Tiefe. Allerdings muss es sich hier um sehr klares Wasser handeln. In Binnengewässern werden die Farben in wesentlich geringeren Tiefen in Grautöne aufgelöst. Die meisten Fische in unseren Breiten leben allerdings in Tiefen, in denen Farben noch unterschieden werden können.
Und was haben wir jetzt daraus gelernt?
Heute steht ohne Zweifel fest, dass Fische über ein gutes Farbensehen verfügen und viele sogar besser Farben unterscheiden können, als wir Menschen. Diese Tatsache sollte der Sportangler beachten und bei der Wahl der Köderfarbe berücksichtigen. Es kommt natürlich immer auf das Gewässer und dessen Trübung an, und auch die Wassertiefe in der gefischt wird muss beachtet werden.