Weiß- oder „Friedfische“

Weiß- oder „Friedfische“
Die Cypriniden sind mit Ausnahme weniger Arten wie Döbel und Rapfen (Schied) nicht-räuberische Fische, die sich hauptsächlich von Wasserkleinlebewesen und Pflanzen ernähren, wobei aber gelegentliche Übergriffe auf Fischbrut nicht auszuschließen sind.
Die Friedfische werden von Laien meist nicht nach Arten unterschieden und recht verallgemeinernd als „Weißfische“ oder nach dem nächsten Flusslauf „Mainfische“ usw. bezeichnet, obwohl meist mehrere Weißfischarten zusammen den größten Besatzanteil an einem Gewässer haben (reine Forellenstrecken ausgenommen).
Der junge Sportfischer wird sich seine ersten Sporen beim Fang von Weißfischen verdienen, und selbst der erfahrene Angler widmet sich ihnen mit Vergnügen.
Die verschiedenen Arten
Der Karpfen – Cyprinus Carpio – lebt in Teichen, Seen und Flüssen und erreicht Gewichte bis zu 20 kg (Stand 1978!) und darüber. Er ernährt sich von roten Zuckmückenlarven, Kleinkrebsen und anderen Wasserinsekten, sowie Plankton und Wasserpflanzen, auch Schnecken und Würmern. Kapitale Exemplare fressen auch Fischbrut und kleiner Fischchen sowie Fischlaich. Der Karpfen wird mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif, was bei uns in etwa einer Länge von 30 cm entspricht. Der Rogner legt zur Laichzeit – Mai bis Juli – bei über 18 Grad Wassertemperatur ca. 200.000 bis 700.000 Eier an seichten Gewässerstellen auf Pflanzen ab. Die Brut schlüpft nach 3 bis 8 Tagen und heftet sich an Wasserpflanzen fest. Nach der Beschuppung unterscheidet man zwischen Schuppenkarpfen (geschlossenes Schuppenkleid), Spiegelkarpfen (einzelne Schuppenreihen) und Lederkarpfen (ohne Schuppen).
Köder: Halbgar gekocht, abgezogene Kartoffeln in Walnussgröße, mit Ködernadel auf Einzelhaken Größe 4-6 oder Drilling (…) Größe 8-10 gebracht, Teigklumpen oder Brotwürfel, Tauwürmer. Köder auf Grund aufliegen lassen, Brötchenkrusten auch treibend. Anfüttern wichtig.
Beisszeit: Früher Morgen, Spätnachmittag und Abendstunden.
Gerät und Fanghinweise: Kräftige Grundrute mit starker Spitze, stabile Rolle mit Schnurfassung von mind. 100 m „Perlon“, nicht unter 0,35 mm, zuverlässig geknüpftes, gleichstarkes Vorfach. Im fließenden Wasser wird mit leicht absinkendem Floß, im stillen Wasser besser ohne Floß gefischt. Anfüttern nicht zu nahe dem Ufer. Nach Einwurf überschüssige Schnur einrollen. Beim Angeln ohne Floß Schnur zwischen Rutenringen durchhängen lassen, evtl. mit Teigstück Durchhang beschweren, Rute auf Aststütze ablegen. Wenn Biss, vorsichtig hochnehmen, beim nächsten Abziehen Anhieb. In der Nähe von Dickungen stark forcierter Drill. Landung mit weitem Kescher, notfalls mit Gaff (?).
Die Schleie – Tinca tinca – ähnliche Lebensbedingungen wie Karpfen, Gewichte bis zu etwa 3 Kilogramm. Die Schleie wird mit 2 (Männchen) und 3 (Weibchen) Jahren bei einer Länge von 18 bis 30 cm geschlechtsreif. Der Rogner legt zur Laichzeit Mai bis Juli bis zu 300.000 Eier an Wasserpflanzen ab.
Köder: Mittlere bis kleine Regenwürmer, Maden, Teig, Kartoffeln – auf dem Grund angeboten. Anfüttern, auch während des Angelns, zur Festhaltung eines Schwarms (hochsteigende Bläschen!), empfehlenswert.
Beisszeit: Früher Morgen und Abendstunden, bei bedecktem Himmel auch tagsüber.
Gerät undFanghinweise: Grundrute, Rolle mit 0,30 mm Perlon, kleine Haken, die immer gut vom Köder bedeckt sein müssen, leichtes, gut ausbalanciertes Floß. Wichtig ist, dass der Anhieb erst bei zügigem Abgehen gesetzt wird, da eingeschlürfter Köder sonst leicht wieder aus dem Maul gleitet. Landung etwas abseits, um mehrere Fänge aus dem Schwarm zu ermöglichen.
Der Blei (Brachsen, Brassen, Blei) – Abramis brama – lebt in Seen und Flüssen und erreicht Gewichte von maximal etwa 6 Kilogramm. Er ernährt sich in der Jugend von Zuckmückenlarven und kleinen krebsartigen Tieren. Ältere Exemplare bevorzugen Röhrenwürmer und Larven der Büschelmücken. Der Blei wird mit etwa fünf Jahren laichreif und misst zu diesem Zeitpunkt zwischen 20 und 27 cm. Die Laichablage erfolgt Mitte Mai bis Mitte Juli, wobei die Milchner starken Laichausschlag zeigen. Die Eimenge beträgt pro Rogner ca. 200.000 bis 300.000 Stück. Erkennungsmerkmal: Flache hochrückige Form und bleigraue, schleimige Beschuppung. Geschmacklich von manchen in großen Exemplaren den Karpfen gleichgeachtet, ausgezeichneter Räucherfisch. Beim Braten Hauteinschnitte – zur Zerstörung der kleinen Gräten – zu empfehlen.
Köder: Wie bei Schleie, in Grundnähe angeboten, Anfüttern wichtig.
Beisszeit: Ebenso wie bei der Schleie
Gerät und Fanghinweise: Gerät wie für Schleie. Kleine Haken, Nr. 6-8. Anbieten des Köders knapp über dem Grund. Bei Biss legt sich das Floß meist flach, bei dann erfolgendem Abziehen Anhieb. Beim Fischen vom Boot ganz ruhiges Verhalten zur Vermeidung des Vergrämens der sehr vorsichtigen Fische wichtig.
Der Döbel (Aitel, Dickkopf) – Leuciscus cephalus – kommt in jeder Region vor und ist als Allesfresser einer der am meisten – und mit allen Methoden – geangelten Sportfische. Er wird mit vier Jahren bei etwa 25 cm Länge geschlechtsreif. Im April bis Juni legen die Rogner bis zu 100.000 Eier an Steinen und Wasserpflanzen ab (Durchschnitt 1,5 mm). Seitenlinie 44 bis 46 Schuppen. Gewichte bis zu 5 kg. Unterscheidet sich vom Aland deutlich durch rundere Form und weißes Fleisch (Aland gelb!). Döbel aus klarem Gewässer sind bei richtiger Zubereitung (Hauteinschnitt, in Speck gebraten, in Essig eingelegt) recht schmackhaft. Infolge geringen Eigengeschmacks sorgfältiges Würzen wichtig. Döbel sind in Salmonidengewässern wegen Vorliebe für Laich und räuberischer Verfolgung der Brut kurzzuhalten (Abfischen mit Netz bzw. Elektrofischerei).
Köder: Alle Arten von Ködern für Friedfische, Mai- oder Junikäfer, Grashüpfer, Kirschen, aber auch kleine Spinner, bauschige künstliche Fliegen.
Beisszeit: Ziemlich das ganze Jahr und zu jeder Tageszeit. Vorsichtig und leicht von Uferbüschen so gut mit der Tippangel (Grashüpfer) zu fangen wie in der kälteren Jahreszeit im tieferen Wasser mit der Grundangel (Kartoffeln, Rindermark, Blutgerinnsel, Heringsstücke, Brot).
Gerät und Fanghinweise: Grund- bzw. Spinnrute oder Flugangel, Rolle, Perlon 0,25 mm bzw. Flugschnur. Gefischt wird nach allen Methoden. An warmen Sommerabenden bringt häufig Treibangeln mit Mai- oder Junikäfer sowie Grashüpfern leichte Beute an starken Fischen. Diese Gelegenheit sollte sich der Besitzer eines Forellengewässers im Interesse seines Bestandes nicht entgehen lassen. Da der Döbel wenig Widerstand leistet, ist nur in stärker bewachsenen Gewässern kräftigeres Gerät nötig.
Der Aland(Nerfling, Möning, Orfe) – Idus melanotus – ähnelt dem Döbel, ist aber flacher und höher, hat außerdem gelbliches Fleisch. Die Laichreife tritt mit 5 bis 6 Jahren bei ca. 30 cm Länge ein. Im März bis Mai werden bis zu 100.000 Eier abgelegt. Seitenlinie 55 bis 60 Schuppen. Gewichte bei sorgfältiger Zubereitung (s. Döbel) durchaus annehmbar.
Köder: Friedfischköder jeder Art, aber auch größere Käfer (Junikäfer, Grashüpfer, Nachtfalter) und bauschige Kunstfliegen.
Beisszeit: Sommermonate zu jeder Tageszeit, im Tidenbereich am besten eine Stunde vor höchstem Wasserstand beim Revieren auf überschwemmten Uferkanten. Dort zeigen sich oft starke Fische, die ihren Standort durch Wasserwirbel und aus dem Wasser regende Flossen zu verraten pflegen. Gehen auch gut an künstliche Fliegen.
Gerät: Mittleres Grundangel- bzw. Flugangelgerät, da Drill meist ruhig.
Das Rotauge (Plötze) – Leuciscus rutilus -, benannt nach dem auffälligen roten Augenkreis, unterscheidet sich von der ähnlichen Rotfeder durch das Fehlen von deren charakteristischem Schuppenkiel zwischen den Bauchflossen. Das Rotauge wird 4- bis 5jährig bei etwa 12 cm Länge laichreif. Pro Rogner bis zu 100.000 Eier. Kurze Laichwanderungen stromaufwärts. Laichzeit Mitte Mai. Seitenlinie 43 Seitenschuppen. Stehen meist in Schwärmen gleich großer Exemplare zusammen (Schulen), Gewichte bis zu 1 kg. Fang größerer Rotaugen erfordert besondere Erfahrung, wird unter Grundanglern hoch bewertet. Fleisch ziemlich schmackhaft.
Köder: Teig, Maden, kleinere Regenwürmer, gequollene Getreidekörner. Anfüttern an verschiedenen Stellen und Platzwechsel nach einigen Fängen bzw. bei ausbleibendem Erfolg. Man fischt kurz über dem Grund.
Beisszeit: Das ganze Jahr, auch im Winter, am besten am frühen Morgen.
Gerät und Fanghinweise: Leichte Grundrute, Rolle, durch Bleibeschwerung gut ausbalancierter Schwimmer, Perlon 0,20 mm, kleinste, feindrähtige Haken. Schon bei leichtem Biss Fühlung nehmen und bei Wiederholung sogleich Anhieb, Bei feinem Zeig behutsame Führung und Landung.
Die Barbe – Barbus barbus – lebt im strömenden Gewässer (Barbenregion) oberhalb der Bleiregion. Gewichte des spindelförmigen Fisches bis zu 8 kg, sehr guter Schwimmer, daher schwieriger Drill. Die Barbe wird mit 4 Jahren und etwa 35 cm Länge geschlechtsreif. Zur Laichzeit (Mai bis Juni) unternehmen die Barben gemeinsame Wanderungen zu den Laichplätzen, wo die Rogner 3.000 bis 8.000 hirsegroße und klebrige Eier in strömendem Wasser ablegen. Der Barbenlaich ist giftig! Die Milchner zeigen dabei einen weißen Laichausschlag an Scheitel und Rücken.
Fleisch bei richtiger Zubereitung (in Essig legen zur Entlastung der störenden Gräten!) von manchen sehr geschätzt.
Köder: Tauwürmer, geronnenes Blut, Käsestücke, Anfüttern empfehlenswert.
Beisszeit: Sommermonate bis Oktober, früher Morgen und Abendstunden
Gerät und Fanghinweise: Kräftige Grundrute, stabile Rolle mit 100 m Perlon 0,35 mm, Gleitfloß, Bodenblei, Hakengröße 3-4. Der über Grund schleifende Köder wird meist ruckartig genommen, daher Anbiss auch in Strömung gut zu erkennen. Führung des stark kämpfenden Fisches an geeignete Uferstelle zur Kescherlandung.
Der Rapfen (Schied) – Aspius rapax – kommt bei uns vor allem im Donaugebiet sowie im Chiemsee und Ammersee vor (Barbenregion) und ist bei hohen Durchschnittsgewichten (Höchstgewicht bis zu 20 Pfund) und der Vielseitigkeit seiner Nahrungsaufnahme ein sehr geschätzter Sportfisch. Fleisch wenig begehrt. April bis Juni werden an kiesigen Stellen im Fließgewässer pro Rogner bis 100.000 Eier abgelegt. Die Milchner zeigen starken Laichausschlag.
Köder: Spinner, künstliche Fliegen, Köderfische, Tauwürmer.
Beisszeit: Sommermonate
Gerät: Spinnrute mit Übersetzungsrolle und 100 m Perlon zu 0,35 mm, kräftige Flugangel mit bauschigen Fliegen. Landung der sich gut wehrenden Fische mit Kescher.
Die Nase –Chondrostoma nasus – hat den Namen vom überstehenden, scharfkantigen Oberkiefer. Sie hat ein schwarzes Bauchfell. Lebt in Schwärmen in der Barben- und Äschenregion. Wird mit drei Jahren bei etwa 15 bis 25 cm Länge laichreif. Sie unternimmt zur Laichzeit (März bis Mai) gemeinsame Wanderungen zum Laichplatz, wo pro Weibchen bis 100.000 Eier (Durchschnitt 2 mm) abgelegt werden. Gewicht bis zu 1,5 kg. Bodenfisch, der sich bei Nahrungsaufnahme häufig dreht und durch Aufblitzen der helleren Unterseite Standort verrät. Fleisch wenig schmackhaft. Der besondere Reiz des Angelns auf diesen Fisch liegt in der Möglichkeit, aus einem Schwarm in kurzer Zeit eine größere Strecke an Fischen von gutem Durchschnittsgewicht zu erreichen.
Köder: Mittlere Regenwürmer, Maden, Käsestücke und Mistwürmer.
Beisszeit: Sommermonate, zu jeder Tageszeit.
Gerät: Grundrute, Rolle, Perlon 0,25 mm, Bodenblei, leichter Schwimmer, kleine Haken, Anhieb gleich nach Bemerken des Bisses.
Die Rotfeder – Scardinius erythrophtalmus – unterscheidet sich, außer durch Schuppenkleid zwischen Bauchflossen, noch durch steiler abfallende Maulspalte und weiter nach hinten gerückte Rückenflosse vom Rotauge. Laichzeit Ende Mai bis Juli. Es werden vom Rogner bis 100.000 rötliche Eier an Wasserpflanzen abgelegt. Die Milchner zeigen einen körnigen Laichausschlag an Kopf und Rücken. Seitenlinie 40 bis 42 Schuppen. Oberflächenfisch, weniger vorsichtig als das tiefer stehende Rotauge. Fleisch minderwertiger, guter Futter- und Köderfisch für Raubfische, Gewicht bis 1 kg.
Köder: Teig, kleine Regenwürmer, Fruchtkörner, Maden, künstliche Fliegen.
Beisszeit: Sommermonate, zu jeder Tageszeit. Standort vornehmlich in stillen Buchten.
Gerät: Leichte Grundrute mit feiner Floßangel und kleinen Haken, Flugangel mit kleinen Fliegen.
Die Karausche – Carassius carassius – karpfenähnlicher Fisch. Unterscheidet sich vom Schuppenkarpfen durch die fehlenden Barteln sowie durch den auffallenden schwarzen Fleck an der Schwanzwurzel. Die Weibchen legen im Mai/Juni bis zu 300.000 Eier an Wasserpflanzen ab. Gewicht bis zu 1 kg. Vorkommen hauptsächlich in moorigen Gewässern. Fleisch wohlschmeckend, aber grätig, daher entsprechende Zubereitung (Hauteinschnitte, Essig einlegen) zu empfehlen.
Köder: Regenwürmer, Maden, Teig, Kartoffelstücke. Am Grund anbieten.
Beisszeit: Morgen- und Abendstunden im Sommer.
Gerät: Leichte Grundangel, Perlon 0,25 mm, Bleibeschwerung, kleine Haken.
Die Güster – (Pliete, Plattfisch) – Blicca björkna – laicht Mai/Juni, wobei die Männchen leuchtendere Farben und Laichausschlag zeigen. Sie ist sehr verbreitet in der Barbenregion. Gewicht selten über ½ kg, unterscheidet sich vom ähnlichen Blei (Brassen) durch silbriges Schuppenkleid und rötlichen Ansatz der Bauchflossen, sicherer aber durch abweichende Zahl der Schlundzähne. Sie hat 45 bis 50 Schuppen an der Seitenlinie. Der Blei dagegen hat 51 bis 56 Schuppen. Fleisch geringwertig, guter Köderfisch
Köder: Teig, kleine Regenwürmer, Maden. In mittlerer Wassertiefe anbieten.
Beisszeit: Sommermonate zu jeder Tageszeit
Gerät: Leichtes Grundgerät mit Floß und Bleibeschwerung.

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