Wie Rapfen rauben

Wie Rapfen rauben
Eigentlich zählt der Rapfen (oder auch Schied genannt) zur Familie der Karpfen, er ist aber ein Raubfisch. Sein Raubverhalten unterscheidet sich wesentlich von anderen Raubfischen, wie Hecht, Waller oder dem Zander. Nur, wird diese Raubzüge genau kennt, wird beim Rapfen-Fang auch Erfolg haben.
Der Rapfen kommt allerdings nicht in allen Gewässern bei uns vor, hauptsächlich lebt er in der Barbenregion von Donau, Elbe, Oder, Rhein und Main. Auch an manchen Seen ist er anzutreffen, dies mittlerweile auch öfter. Der Rapfen ist ein echter Räuber, schnell, mit viel Ausdauer, ausgedehnten Raubzügen in der Gruppe oder – bei älteren Exemplaren – auch als Einzelgänger. Sein Körpergewicht kann beachtlich werden. Gute Fänge liegen bei etwa 5 Pfund, es gibt aber Rekordgewichte über 20 Pfund!
Zahnloser Räuber…
Die Standplätze vom Rapfen braucht man licht lange zu suchen, denn beim Rauben macht er sich deutlich bemerkbar, und an der spritzenden Wasseroberfläche kann man dies selbst auf größere Entfernungen sehen. Er raubt mehrmals am Tage, und somit hat man oft Gelegenheit, ein spannendes „Jagdschauspiel“ beobachten zu können.
Der Begriff „Standplatz“ ist eigentlich nicht zutreffend, denn der Rapfen steht nicht wie andere Arten in einem Unterstand zwischen Wasserpflanzen oder am Gewässergrund. Im Fluss schwimmt er hinter Buhnen, Brücken, Wehren, zwischen der Strömung und an ruhigen Stellen umher. Im See bewegt er sich um Stege, an Zu- und Abläufen, sowie im Freiwasser. Die hochliegenden Augen und das oberständige Maul verraten, dass sein Blickfeld im oberen Bereich liegt. Mit dem verhältnismäßig kleinen, zahnlosen Maul kann er nur kleine Fische aufnehmen; im Schlund sitzen große, spitze Schlundzähne. Meist besteht seine Nahrung aus Ukelei, kleinen Rotaugen oder Rotfedern.
Das Raubverhalten des Rapfens ist an Spannung, Ausdauer und „Spritzigkeit“ gegenüber anderen Raubfischen nicht zu überbieten. Während andere Raubfische gelegentlich auch Fische in der Tiefe verschlingen und so für längere Zeit gesättigt sind, muss der Rapfen durch die kleineren Futterfische wesentlich öfter zuschlagen.
In der Regel raubt er von unten in den Schwarm, und die Kleinfische flüchten auseinander. Schwimmt der Rapfen hoch an, wird der „Fluchtraum“ kleiner, und viele Fische durchbrechen die Wasseroberfläche. Dieses Spritzen und Glitzern der Fischkörper lockt noch weitere Räuber an.
Gerade kleine Rapfen jagen als Gruppe. Eine wilde Treibjagd beginnt! Die Kleinfische finden kaum noch Fluchtmöglichkeiten und werden ständig neu angegriffen. Die Rapfen stürzen immer schneller und heftiger in den aufgeschreckten Schwarm. Durch die vielen Fische irritiert, bleibt so mancher Raubversuch ohne Erfolg. Der erbarmungslose Kampf bringt das Wasser zum Kochen, und es platscht oft an mehreren Stellen gleichzeitig.
Von den kleinen Futterfischen benötigen Rapfen viele, bis sie satt sind. Folglich jagen sie oft bis zu 30 Minuten, an manchen warmen Tagen sogar einige Stunden! Besonders ausgedehnt ist dies, wenn die Lauben im Uferbereich laichen. Die Rapfen jagen dann oft morgens und abends immer wieder in die Schwärme. Dazu kommen noch die großen Einzelgänger mit ca. 6 – 10 Pfund Körpergewicht.
Wenn die Schwärme weiterziehen, schwimmen die Rapfen meist mit. Oder sie suchen sich ein anderes Jagdrevier, und die Wasseroberfläche ist wieder glatt, als ob nichts gewesen wäre. Wer im Sommer ein Rapfen-Gewässer aufsucht, kann mit etwas Glück so eine wilde Jagd erleben. Wer hier seinen Köder dazwischen wirft, ist sicherlich schnell vom Jagdfieber gepackt. Er erlebt entweder eine Sternstunde und fängt einen großen, oder einige gute Rapfen, oder er hat vielleicht keinen einzigen Biss, obwohl es rings um ihn nur so platscht. Aber so ist es nun mal beim Fischen, ein unvergessliches Erlebnis bleibt dieses Raubverhalten der Rapfen auf jeden Fall.
K.-H. Zeitler

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