Herbst – Hechte -1988-

Herbst-Hechte – 1988 –
Wer möchte nicht einmal einen großen Hecht von 10, 15 oder 20 Pfund, vielleicht sogar den Traumfisch fangen? Fangmeldungen und Nachrichten bezeugen jährlich, dass dies kein unerfüllter Wunsch bleiben muss. Die Fangaussichten stehen gut, wenn man sich nur mit dem „Wo“ und „Wie“ beschäftigt und es nicht bei wenigen Versuchen im Jahr belässt. Gerade im Herbst beginnt eine besonders günstige Fangzeit.
Wichtig ist zunächst einmal die Gewässerauswahl. Es ist ratsam, jene Gewässer zu befischen, in denen bereits große Hechte gefangen oder schon gesichtet wurden. Natürlich stehen die großen Räuber oft unvermutet auch in unbekannten oder kleineren Gewässern. Was die Frage betrifft, so ist selbstverständlich nicht jedes Gewässer gleich. Dies kann man deutlich an den „normalen“ Tagesfängen erkennen. Bei den Fangaussichten und Ergebnissen auf große Hechte wirkt es sich wesentlich stärker aus. So gibt es z.B. Gewässer, in denen aus bestimmten Gründen wie Besatz, Überfischung, Nahrungsmangel usw. keine großen Hechte an die Angel gehen oder gar nicht vorkommen.
Gewässer und Rekordhechte
Regional findet man verschiedene Gewässertypen vor. Die Seen in Norddeutschland verlaufen im Uferbereich flacher und sind nicht so tief. Die in Süddeutschland dagegen erreichen oft 100m Tiefe, manche sind sogar über 200m tief. Besonders in Gebirgsnähe haben sie stellenweise ein steiles Ufer. Flüsse wiederum sin durch die geografische Lage im Norden größer als im Süden.
Große Hechte benötigen einen größeren Lebensraum und vielseitige Lebensbedingungen, und die sind meist nur in einem größeren Gewässer vorhanden. Die meisten kapitalen Hechte der 20-, 30- und 40-Pfund-Klasse gehen in Seen an die Angel. Dazu zählen auch die großen Stauseen und Talsperren. Aber auch in großen Flüssen werden kapitale Exemplare gefangen. Bemerkenswert ist, dass man die Rekordhechte in der Bundesrepublik Deutschland in Baggerseen an Land zog. So der 47-Pfund-Hecht von 1971 in Goslar und der 50-Pfund-Rekordhecht bei Bühl.
Vereinzelt wächst in einem Weiher, einem Teich oder einer Kiesgrube ein schwerer Hecht heran und geht dann an den Haken. Hierbei ist wichtig, dass man den Teich nicht alle paar Jahre ablässt und abfischt. In den Kanälen fehlt scheinbar der nötige Unterstand, und in kalten Gewässern und Gebirgsseen ist ein schwerer Hecht ebenfalls eine Ausnahme.
Standplätze der Großen
Es ist sicherlich von Vorteil, dass der Hecht ein typischer Standfisch ist und daher bestimmte Standplätze hat bzw. ein Revier beansprucht. Eine Ausnahme machen hierbei Renkenhechte in großen Seen. Im Gegensatz zu kleinen Hechten, die mehr an der Schilfkante oder im zwei bis drei Meter flachen Uferbereich zwischen Wasserpflanzen lauern, bevorzugt der große Hecht als Einzelgänger tiefe Standplätze oder das Freiwasser mit gutem Futterangebot. So steht er im Fluss in den Außenkurven, wo sich Gumpen und Wirbel bilden, auch in Rinnen, unter den Brücken und tiefen Buhnen der großen Flüsse. Im Stauwasser vor und nach einem Wehr, seitlich unter dem Wasserfall und gelegentlich im Altwasser. Alles Plätze, die man im Fluss am Wasserlauf noch „lesen“ kann.
In Baggerseen und Weihern steht er gern an den tiefen Stellen in einem guten Unterstand. Vom Ausbaggern gibt es vielleicht noch Rinnen oder eine Kante, die er als „Rückendeckung“ aufsucht. Diese sind durch Ausloten zu finden. Viele Futterfische locken den Hecht ebenfalls an. In Seen – auch großen – und Stauseen steht Esox an der Scharkante, um Untiefen herum können sogar mehrere große Exemplare lauern. Diese Stellen erkennt man im nicht zu trüben Wasser bei Sonnenschein durch die unterschiedliche Wasserfärbung. In Stauseen und Talsperren sollte man sich bei wenig Wasser den Uferverlauf sowie Hindernisse merken.
Eine Ausnahme, wie erwähnt, bilden die Renkenhechte, die im Freiwasser der Seen hinter oder unter den Fisch-Schwärmen nachziehen. Diese Hechte leben nicht als Standfische, sondern schwimmen mit dem „Futter“ im tiefen Wasser mit. Tageswanderungen von ein bis zwei Kilometern sind bei normaler Witterung durchaus üblich.
Erfolgreiche Methoden
An einem großen See sollte man nicht die ganze Fläche befischen, sondern nur einen aussichtsreichen Teilbereich, besonders die Scharkante, aufsuchen und sich ins Freiwasser wagen. Das Schleppen bietet für diesen „Großfischfang“ besonders günstige Voraussetzungen. Die tiefen Stellen können oft nur mit einem Ruderboot erreicht werden, und der Drill im freien Wasser vereinfacht sich. Als erfreuliche Überraschung kann dabei auch ein anderer Raubfisch an den Haken gehen, Waller, Zander, Döbel oder Forelle sind dann „Beifang“.
In kleineren Gewässern kann man die Fangstellen gezielter angehen. Jene Stelle, wo ein großer Hecht gefangen wurde, wird nach einiger Zeit wieder von einem großen Esox besetzt. Deshalb diese Stellen immer wieder aufsuchen. Bei einem Hecht, der allgemein bekannt ist und seit Wochen erfolglos befischt wird, kann man sich auch mal eine andere Methode ausdenken, z.B. von den anderen Uferseite fischen. Wenn Fangdaten bekannt sind, sollte man sie erst auswerten, denn dabei zeigen sich bereits wichtige Erkenntnisse wie Fangstellen, Tiefe, Köder, Fangzeit usw. Danach lassen sich zwar keine festen Regeln aufstellen, aber die Fangaussichten erhöhen sich, und die Taktik wird vereinfacht.
Große Köder
Aus Untersuchungen ist bekannt, dass der Hecht Fische mit 10-20 Prozent seines Körpergewichtes frisst (max. 40 %). Desweiteren werden viele große Exemplare mit relativ großem Köder gefangen. Wie Fangmeldungen klar zeigen, beißen die meisten großen Hechte auf Rotaugen oder Rotfedern. Fängig ist auch die Karausche, Blinker, Wobbler und System. Wer fast ständig einen großen Köder ( 9-25cm) einsetzt, ihn möglichst in Grundnähe führt, fängt dabei schöne Mehrpfünder. Die Blinker, Wobbler und Systeme sind dafür selten zu groß.
Fangzeiten und Drill
Wenn im Herbst die Wasserpflanzen absterben und die Futterfische tiefer ziehen, wird die Beute für den Hecht seltener, man kann ihn leichter überlisten. Die Fangzeiten verteilen sich auf den ganzen Tag, ob Regen oder Sonnenschein. Nachts nimmt er kaum Nahrung auf. Der Biss eines großen Hechtes kommt ohne Voranmeldung, meist unverhofft und in ungünstigem Augenblick. Ein gewaltiger Schlag, ein Biss, dann nichts, und ab geht die Post. Oder ein Hänger, der sich bewegt. Beim Drill die Nerven behalten, denn man ist darauf vorbereitet. Die 0,35 – 0,50er Schnur mit Stahlvorfach auf der starken Hechtrute bietet Sicherheit, und die Bremse ist bereits vorher eingestellt. Der übergroße Kescher oder das Gaff liegen griffbereit. Auf Ankerseil, Wasserpflanzen, Schatten, Hindernisse usw. achten und den Landeplatz aussuchen. Kleine Fehler entscheiden oft über Erfolg oder Verlust. Wenn der Fisch nicht gleich in den ersten Sekunden wieder ab ist, bestehen gute Aussichten auf eine glückliche Landung.
Fast jeder, der sich intensiv damit beschäftigt und Durchhaltevermögen zeigt, kann einen großen Hecht fangen. Mit etwas Anglerglück ist der Erfolg nur eine Zeitfrage. Wichtig ist, dass man seinen „Wunschfisch“ gezielt gefangen hat, und somit der Sprung über die Ein-Meter-Grenze überwunden ist.
Autor: K.-H. Zeitler
Quelle: Allgemeine Fischerei-Zeitung „fischwaid“ September 1988

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