Bestandteile eines „guten“ Boilies

Was sind eigentlich die Bestandteile eines „guten“ Boilies?
Eigentlich kennt jeder Karpfenangler ja Boilies. Aber was macht diesen Köder so interessant?
Hier mal einige Hinweise auf DEN Karpfenköder schlechthin.
Einer der größten Vorteile von –harten- Boilies ist, dass sie im Wasser sehr lange seine Lockwirkung hält als weichere Köder. Dies bedeutet, dass die Karpfen mehr Chancen haben, den Köder auch tatsächlich zu finden. Wenn mit weichem Köder gefischt wird, wird es wahrscheinlich passieren, dass der Köder schon zum größten Teil von anderen Weißfischen gefressen wurde, ehe der Karpfen überhaupt eine Chance hat, den Köder zu finden. Sollten sich tatsächlich noch weiche Köder am Gewässergrund befinden, kann der Karpfen von dem Köder probieren, indem er kleine Stückchen „abbeißt“. Bei einem harten Boilie kann er das nicht! Wenn er wissen will, wie ein Boilies schmeckt, muss er ihn dann ganz nehmen müssen. Ein guter Boilie ist, wie schon erwähnte, hart und zäh, bleibt im Wasser länger von konstanter Form, riecht und schmeckt gut und sollte (muss) einen hohen Nährwert für den Karpfen haben.
Zum Ende der sechziger Jahre wurde die Welt der Karpfenangler in England schockiert durch Veröffentlichungen des Engländers Fred Wilton. Wilton hatte nach einem jahrelangen Studium der Ernährungslehre einen Köder mir Milcheiweißen als Basis zusammengestellt. Er entschloss sich, es in der Zeitschrift der Britischen Carp Study Group „The Carp“ zu publizieren. Diese Veröffentlichungen sind auch unter dem Namen „Fred Wilton-Theorie“ bekannt. Viele bekannte Karpfenangler waren nicht mit Wilton einverstanden und verkündeten, seine Theorie sei nur Unsinn. Ob diese Theorie tatsächlich auf Wahrheit beruht, kann keiner beweisen. Aber wir können ohne weiteres sagen, dass Boilies, nach seiner Theorie zusammengestellt, sich des Öfteren bewähren. Fred Wilton war der Meinung, dass Tiere, also auch Karpfen, fähig sind, den Nährwert der Nahrung zu erkennen, nachdem sie verdaut ist. Dies im Gegensatz zum Menschen, der nicht über diese Anlage zu verfügen scheint. Er gründete diese Theorie auf den Umstand, dass jedes Lebewesen eine ausgewogene Nahrung braucht, damit es gesund bleibt und wachsen kann.
Ausgewogen heißt, eine Nahrung mit einem richtigen Verhältnis zwischen Proteinen, Kohlehydraten, Fetten, Vitaminen und Mineralien. Mit diesem Wissen kam Fred auf den Gedanken, dass ein Karpfen ein nach diesem Grundsatz zusammengestelltes Boilie nehmen würde. Außerdem meinte er, dass ein solches Boilie auch der im Wasser vorhandenen natürlichen Nahrung vorgezogen werden musste. Schließlich spart der Fisch eine beträchtliche Menge Energie, wenn er seinen Nahrungsbedarf mit einem Biss zu sich nehmen kann, während er sonst ein großes Gebiet durchstreifen und verschiedene Sorten Nahrung aufnehmen muss, um seinen Bedarf zu decken.
Was muss also in den Boilie rein?
Proteine sind wichtig für das Wachsen des Fisches und den Aufbau des Gewebes. Weiter sind sie für die Regeneration von beschädigtem Körpergewebe wichtig. Besonders nach der Laichzeit, wenn die Fische sich viele Verletzungen zugezogen haben, ist das sehr wichtig. Außerdem werden Proteine teilweise in Energie umgewandelt.
Kohlehydrate sind genau wie beim Menschen die wichtigsten Grundstoffe für die Energieerzeugung.
Fette sind auch für die Energieerzeugung von Bedeutung. Außerdem leisten die Fette einen Beitrag zur Verdauung.
Vitamine und Mineralien sind von wesentlicher Bedeutung für das richtige Funktionieren des Körpers und der einzelnen Organe. Weiter sind Vitamine und Mineralien von Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Infektionen. Manche Mineralien erzeugen Energie. Wichtig ist, dass der Prozentsatz an Fetten im Köder 15 % nicht überschreiten darf. Wird diese Grenze überschritten, ist eine Leberkrankheit, die für den Fisch tödlich enden kann, nicht auszuschließen. Ein HNV-Köder ist zu einem erheblichen Teil aus Proteinen und Eiweißen aufgebaut. Dies können sowohl Milcheiweiße als auch pflanzliche oder tierische Eiweiße sein. Alle drei Sorten sind für Boilies mit einem hohen Nährwert hervorragend geeignet. Nachfolgend nennen wir die geeignet. Nachfolgend nennen wir die geeignetsten Eiweiße.
Milcheiweiß
Kasein ist ein hochwertiges Eiweiß und bildet oft die Basis eines guten HNV-Boilies. Während der Erhitzung härtet es stark aus und löst sich nicht im Wasser auf. Kasein ist außerdem ein guter Geruchs- und Geschmacksträger. Es ist ziemlich schwer, so dass Sie am besten nicht zu viel davon Ihrer Mischung zufügen, wenn Sie Ihre Boilies selbst herstellen. Wenn Sie über weichem Schlammboden fischen, sollte man ebenfalls nicht zu viel Kasein der Mischung hinzugeben. Die Maximaldosis ist ca. 50 %.
Natriumkaseinat ist eine wasserlösliche Form von Kasein, auf Englisch Sodiumkaseinat genannt. Auch das ist ein hochwertiges Produkt. Es ist einfach mit Kasein in einem Boilie zu verarbeiten. Es härtet nicht im Wasser, wie z.B. Kasein, sondern hat eine stark bindende Wirkung. Natriumkaseinat ist ziemlich leicht, was es zu einer gut brauchbaren Zutat für Boilies, mit denen man auf Schlammboden fischen will, macht. Mehr als 50 % dürfen nicht verwendet werden, weil die Boilies sonst treiben würden.
Kalziumkaseinat ist ein Produkt, das Natriumkaseinat sehr ähnlich ist. Es ist eine wasserlösliche Form von Kasein und ist sehr leicht. Aus diesem Grund sollte man bei der Zusammenstellung der Mischung sehr vorsichtig umgehen. Wird zu viel verwendet, so werden auch hier die Boilies treiben. Maximale 40 % dürfen der Mischung zugefügt werden, aber in den meisten Fällen wird das schon zu viel sein. In manchen Fällen ist es günstig, mit treibendem Boilie über Grund zu fischen. Kalziumkaseinat ist für diesen Zweck äußerst geeignet.
Laktalbumin ist ein hochwertiges Eiweiß, das aus Milchresten hergestellt wird, nachdem das Kasein entfernt worden ist. In Kombination mit Kasein erhöht es den Nährwert der Boiliemischung. Auch dieses Produkt ist ziemlich leicht, so dass Sie nicht zu große Mengen davon verwenden dürfen. Es gibt auch Laktalbumin mit einem niedrigeren Eiweißgehalt im Handel. Dieses ist für unsere Zwecke weniger geeignet.
Pflanzliche Eiweiße
Sojaisolat ist das Produkt mit dem höchsten Eiweißgehalt, das aus Sojabohnen gewonnen wird. Es ist wie Laktalbumin in verschiedenen Prozentsätzen käuflich. Der höchste beträgt etwa 90 % und ist zu bevorzugen. Wie anderes pflanzliches Eiweiß lässt es sich leicht mit Milcheiweiß verarbeiten. Weil es so leicht ist, dürfen nur 20 – 30 % verwendet werden.
Sojamehl wird aus Sojabohnen gewonnen. Der Eiweißgehalt beträgt etwa 50 %, was etwas niedriger ist als bei den meisten Eiweißprodukten. Werden also zu große Mengen davon verwendet, so sinkt der Eiweißprozentsatz des Köders. Fettes Sojamehl hat einen angenehmen Geruch und Geschmack. Entfettetes Sojamehl besitzt diese Eigenschaften nicht und ist deswegen weniger geeignet.
Weizengluten wird aus Weizen gewonnen. Der Karpfen verdaut dieses Produkt nur schwer, so dass nur sparsam damit umgegangen werden soll. Wenn Sie weniger als 25 % verwenden, gehen Sie auf Nummer sicher. Weizengluten ist ein hervorragendes Bindemittel. Mit diesem Produkt, kann man aus den lockersten und krümeligsten Zutaten einen festen Teig machen. Schließlich gibt es noch die Weizenkleie, ein Restprodukt aus gemahlenem Weizenmehl. Es ist eine billige Zutat, die sowohl Eiweiße als auch Kohlehydrate und Vitamine enthält. Besonders Vitamin B ist reichlich vorhanden. Weizenkleie bindet schlecht, so dass sie nicht zu viel davon verwenden dürfen. Boilies, in denen Weizenkleie verarbeitet worden ist, haben ein gröbere Struktur. Auch haben sie einen typischen Geruch, den die Karpfen trotz des hinzugefügten Flavours erkennen. Verwenden Sie aber nicht mehr als 20 – 30 % in Ihrer Teigzusammenstellung. So bleiben Sie innerhalb sicherer Grenzen.
Tierische Eiweiße
Fleischmehl wird aus zuerst getrocknetem und dann gemahlenem Fleisch hergestellt. Der Proteingehalt beträgt etwa 50%.
Fleischknochenmehl hingegen ist eine Kombination aus getrockneten, gemahlenen Knochen, Fleisch und Blut. Der Eiweißprozentsatz ist etwas höher als beim Fleischmehl, nämlich 55 %. Weil es sowohl aus Knochen als auch Fleisch und Blut zusammengestellt ist, ist es ausgewogener und es sind mehr Mineralien und Vitamine enthalten, die für den Karpfen wichtig sind. Fleischknochenmehl eignet sich deswegen besser für die Bereitung von Boilies mit einem höheren Nährwert.
Weißes Fischmehl ist Mehl aus völlig getrockneten Fischen. Es hat einen Eiweißprozentsatz von etwa 65 % und einen hohen Nährwert. Deswegen ist die Herstellung eines HNV-Boilies auf der Basis tierischer Eiweiße sehr geeignet. Mit anderen Sorten Fischmehl ist es sehr gut anzuwenden.
Sardinenmehl wird aus getrockneten, ganzen Sardinen gemahlen und hat einen äußerst penetranten Geruch. Der Eiweißprozentsatz liegt bei etwa 60 %. Genau wie weißes Fischmehl ist auch Sardinenmehl mit anderen Fischmehlsorten ausgezeichnet zu verwenden. Nur der Raum, in dem die Boilies gekocht werden, sollte gut gelüftet werden.
Heringsmehl hat außer einem hohen Eiweißgehalt (50%) auch einen hohen Fettgehalt, so dass Sie behutsam damit umgehen sollten. Der Teig ist schwer zu verarbeiten und die Boilies fallen auseinander. Mehr als 20 % Heringsmehl erbringt schlechte Resultate.
Garnelenmehl (50%) hat wie Heringsmehl seine Beschränkungen. Es hat nämlich eine grobe Struktur und ist sehr leicht, so dass Sie die Menge auf 30% beschränken sollten. Wird sie überschritten, so wird die Struktur der Boilies lockerer und sie werden leicht treiben.
Ei – Albumin ist ein Produkt, das aus dem Weißen eines Eies hergestellt wird (ist nicht das Gleiche wie Eiweiß!). Es ist ziemlich leicht und mehr als 20% man nicht verwenden, weil es bestimmte Mineralien, die in anderen Zutaten vorkommen und für den Karpfen wichtig sind, abbaut. Ein Vorteil von Ei-Albumin ist, dass Ihre Boilies stark härten.

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