Der Wels -Rekordgrößen im Main schon 1991-

Der WELS

Wissenschaftliche Bezeichnung: Silurus glanis

Erkennungsmerkmale: Walzenförmiger, schuppenloser, schleimiger Körper, vorn dick und plump, hinten zusammengedrückt; verhältnismäßig dünner, aber muskulöser Schwanz. Breiter, massiger Kopf mit sehr großem Maul, von fleischigen Lippen eingefasst. Der Unterkiefer steht vor. Zahlreiche kegelförmige Zähne, mit der Spitze nach hinten gerichtet. Oberhalb der Mundwinkel je ein langer, kräftiger, willkürlich beweglicher, heller Bartfaden, am Unterkiefer vier kurze, dünne, rötliche Barteln. Die lange, bandartige Afterflosse vereinigt sich mit der nach außen gerundeten Schwanzflosse. Die Rückenflosse ist sehr klein, die Brustflossen sind kräftig. Die kleinen Augen mit golden umrandeter Iris stehen dicht über und hinter den Mundwinkeln. Der Rücken ist schwärzlich, dunkelgrün oder –braun, die etwas helleren Flanken sind ebenso marmoriert wie der schmutzig-weißliche oder gelbliche Bauch. Die fast waagrecht verlaufende Seitenlinie tritt deutlich hervor.

Lebensraum: Hauptverbreitungsgebiete des Europäischen Wels sind die Seen und Flüsse Ost- und Mitteleuropas, das Stromgebiet der Donau, die er fast in ihrer ganzen Länge bewohnt, viele ihrer Nebenflüsse, so Regen, Vils, Altmühl, Wörnitz, Naab, der Unterlauf der Isar, der Salzach, des Inns und der Drau; ferner viele Seen Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz. Genannt seien: Bodensee, Mindel-, Feder-, Staffel-, Abt-, Chiem- und Starnberger See, Freiburger, Sulzburger, Niedersonthofener und Brienner See; Murten-, Neuenburger, Oissacher-, Faaker- und Simssee. Stark verbreitet in Weichsel und Oder dringt er bis in das ostelbische Flachland vor. Während er in Schleswig fehlt, findet sich ein Welsgebiet in Holstein im Flußgebiet der Trave sowie im Ratzeburger See. Häufig ist der Wels in Mecklenburg, vor allem im Gebiet der Havel, Elde, Warnow, Recknitz, Peene und im Schweriner See.

Standplätze und Lebensweise: Der Wels ist ein Fisch der dämmrigen Tiefe. Er scheut helles Licht und bevorzugt wärmeres (auch mooriges) Wasser. Kalte Bäche und sehr flache Seen meidet er. Tagsüber steht er ruhig, meist bewegungslos, in seinem Versteck in tiefen Kolken über schlammigem Grund, unter ausgehöhlten Ufern, in Felsspalten, zwischen den Wurzeln versunkener Bäume, in Seerosenfeldern, Bacheinmündungen, stillen Uferbuchten, Altwassern, Buhnenkesseln. Besonders gern hält er sich unter versunkenen Booten auf. Als Nachträuber geht er meist gar erst nach Sonnenuntergang auf Nahrungssuche. Manchmal unternimmt er auch am Tage Beutezüge: An schwülen, gewittrigen Sommertagen mit bedecktem Himmel, an warmen Tagen mit stürmischem Wind, nach einem Gewitterregen, wenn das Wasser steigt. Dann verlässt er sein im allgemeinen begrenztes Revier und raubt gelegentlich sogar an der Oberfläche und im flachen Uferwasser. Dabei erweist sich der sonst träge Fisch als gewandter Schwimmer, der seine Beute in rasch zupackendem Schuss ergreift. Der Wels ist kein Augentier; mit den Bartfäden tastet und schmeckt er das Wasser ab und findet so seine Beute.

Nahrung: In der Jugend lebt der Wels von Kleintieren, wie Insektenlarven, Würmern, Egeln, Schnecken und Krebsen. Später frisst er Fische (auch der eigenen Art), Frösche und Molche. Mit zunehmendem Alter wagt er sich auch an warmblütige Beutetiere heran. Mäuse, Maulwürfe, Wasser- und Bisamratten fallen ihm ebenso zum Opfer, wie junge Wasservögel. Manchmal überschätzt er seine eigene Kraft und fällt Tiere an, die er nicht bewältigen kann. So erstickte 1960 im Federsee ein Wels an einer erwachsenen Lachmöwe im ersten Federkleid. Sicher frisst er auch tote Tiere (und Köder); ob er Aas aufnimmt, ist zweifelhaft. Immerhin behaupten Sportfischer, dass sie mit leicht „anrüchigen“ Ködern mehr Erfolg haben, als mit frischen.

Laichzeit: In den Monaten Mai und Juni legt das Weibchen bei einer Wassertemperatur von 18 bis 20°C je nach Größe 50.000 bis 200.000 schwach gelbliche, etwa 3 mm große Eier an flachen, pflanzenbewachsenen Uferstellen ab. Im Donaudelta gehen die Welse mit dem Frühjahrshochwasser auf die überschwemmten Wiesen. Dort hat der rumänische Forscher Antipa beobachtet, dass die Milchner die abgelegten Eier und die Brut bewachen.

Wachstum und Alter: Der schnellwüchsige Wels kann am Ende seines ersten Lebensjahres schon ½ kg, in nahrungsreichen Gewässern ¾ kg erreichen. Am Ende des vierten Jahres wiegt er etwa 3 kg. Er wächst dann sehr rasch weiter. Ein 150 cm langer Wels aus dem Tegeler See wog 20 kg, ein 165 cm langer aus dem Waginger See 30,5 kg, 90 kg schwer war, bei einer Länge von 240 cm, ein Riese aus dem Mindelsee. Den Rekord aus der neueren Zeit hält ein 3 m langer Wels aus der Donau bei Donauwörth, der 150 kg auf die Waage brachte. Diese Fische wurden jedoch nicht „sportlich“ erbeutet.

Biologische Besonderheiten: Der Wels erreicht ein sehr hohes Alter. Der Straßburger Fischer Leonhard Baldner (1612 bis 1694) berichtet von einem Wels, der als Jungfisch in einen Fischweiher eingesetzt wurde und dort 51 Jahre Jahrelang lebte. Nach Dr. Erna Mohr sind die höchst bekannt gewordenen Zahlen: 60 Jahre in der Gefangenschaft, 80 Jahre im Wildwasser. Der Wels hat ein sehr gut entwickeltes Gehör. Das verdankt er den sogenannten Weberschen Knöchelchen, einer nach ihrem Entdecker Ernst H. Weber benannten, erstmals 1820 beschriebenen Reihe von Knöchelchen, die den vorderen Teil der sehr großen Schwimmblase mit dem Labyrinth (dem Gehör- und Gleichgewichtsorgan) verbindet. Der Angler sollte bei seinem Verhalten am Ufer oder im Kahn die Geräuschempfindlichkeit des Welses berücksichtigen.

Fangzeiten: Sobald sich das Wasser im Frühjahr erwärmt hat, beginnt der Wels zu rauben. Er ist dann bis zum Eintritt der kalten Jahreszeit aktiv. Während Welse in der Jugend häufig in kleinen Trupps bis zu vier Stück zusammenhalten (und angeblich sogar gemeinsam jagen), ist der alte Standfisch immer ein Einzelgänger. Hat man das Revier eines Kapitalen ausgemacht, sollte man sich ganz auf seinen Fang konzentrieren und Versuche mit den verschiedensten Ködern machen. Der Wels beißt auch während der Laichzeit; er ist dann mit dem Blinker verhältnismäßig leicht zu überlisten. Der waidgerechte Angler sollte jedoch in dieser Zeit auf billige Erfolge verzichten, auch wenn weder Schonzeit noch Mindestmaß festgesetzt sind. Die eigentliche Fangzeit beginnt nach dem Ablaichen und dauert bis in den späten Herbst hinein.

Fangmethoden, Geräte und Köder: Die meisten Welse werden mit der Grundangel erbeutet. Als Köder haben sich bewährt: große Tauwürmer, tote Fische, große Stücke von Fischen, Hühner- und Taubendärme, Krebse und rohe Leberstücke. In den verschiedenen Gewässern bevorzugt der Wels, je nach dem natürlichen Nahrungsangebot, verschiedene Köder. Bewährt haben sich, vor allem in Flüssen, vier bis fünf große Tauwürmer, die so angeködert werden, dass sie sich frei bewegen. Besonders anziehend wirken Krebse und Muschelfleisch. Alle Köder werden auf dem Grund angeboten. Als Beschwerung (die in stehenden Gewässern sehr leicht sein kann), verwendet man ein durchlochtes Laufblei, das durch ein etwa 50 cm oberhalb des Hakens angeklemmtes Bleischrot gestoppt wird. Zwar ist der Wels nicht so empfindlich wie Karpfen oder Schleie, aber ein leichtes Abziehen des Köders durch den beißenden Wels ist doch wichtig. Der Haken in der Größe 1/0 und 4/0 sollte von bester Qualität, scharf geschliffen und langschenklig sein. Er wird, sofern man kein Stahlvorfach verwendet, unmittelbar an die 0,45 bis 0,85 mm starke Leine angeknüpft. Ein Stahlvorfach (Tragkraft etwa 15 kg) empfiehlt sich, wenn kapitale Welse vorhanden oder wenn Hechte zu erwarten sind, die auch gelegentlich auch auf dem Grund liegende Köder nehmen. Das Vorfach wird mit einem starken Einhängewirbel mit der Schnur verbunden. Drillinge sind wegen der Gefahr des Verangelns grundsätzlich abzulehnen.

Anhieb, Drill und Landung: Der Wels nimmt den Köder nicht gerade heftig, aber doch so zügig und unbekümmert, dass der Anbiss deutlich zu spüren ist. Man warte mit dem kräftigen Anhieb nicht zu lange, denn der Wels würgt den Köder ziemlich rasch hinunter. Der gehakte Fisch strebt oft Hindernissen  auf dem Grund zu, auch versucht er, an der Oberfläche sich wälzend, die Leine mit Schwanzschlägen zu zerreißen. In der Tiefe des freien Wassers verlässt er sich mehr auf seine urwüchsige Kraft. Dann ist es eine Frage der physischen Ausdauer, wer den manchmal stundenlang dauernden Kampf gewinnt. Günstig ist es, einen im Fluss gehakten Wels stromabwärts zu führen. Oft erreicht man mit dieser Technik des Pumpens eine raschere Ermüdung. Erst wenn der Fisch völlig ermattet ist, wird er mit einem sehr großen Kescher oder besser mit dem Gaff gelandet. Für beherzte Angler kommt auch der sog. Wallergriff infrage: Der Daumen wird über den Wulst des Unterkiefers gelegt, gleichzeitig pressen die übrigen Finger von unten her in die fleischige Masse. Mit halb offenem Maul hängt dann der Fisch wie gelähmt an der Hand.

Rekordgrößen: Der Rekordwels wurde 1991 im MAIN gefangen. Er wog 150 Pfd. und 200 g bei einer Länge von 210 cm.

Angaben und Texte stammen u.a. aus dem „Angler-Lexikon“ Süßwasser-FISCHE, Heft Nr. 58, BLINKER     

 

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