Meeresfische im Main anno 1574

„Moenus piscosus“

Aus: „Unsere Heimat am Main“ von Eddi Daus

Sogar die Meeresfische aus der Nordsee drangen bis in den Main vor und waren hier als Leckerbissen geschätzt. Ein Reisender aus Frankreich schrieb 1574 während seines Aufenthaltes in Frankfurt:

„Auch tut der Main als Ernährer Frankfurts trefflich seine Pflicht; denn er spendet der Stadt nicht nur seinen ansehnlichen Fischreichtum, sondern beschenkt sie auch noch mit den Fischen des Rheinstroms, auch solchen, die vom Meer diesen Strom aufwärts wandern“

So berichtet z.B. Lersners Frankfurter Chronik: „ Zuweilen werden auch fremde Gattungen von Fischen allhier gefangen, als 1575, den 14. Mai hat Conrad Rumpel, Fischer, an der neuen Mühl, einen Stör von 16 Schuh lang lebendig gefangen, hatte an Gewicht 74 Pfund; eben auf den Tag fanget er auch einen Karpfen von ohngefähr 16 Pfund schwer. Den 17. Mai wird zu Offenbach ein Stör gefangen, 60 Pfund schwer.“

„1624. Montags nachts, den 14. Juni. Fangen die Sachsenhäuser Fischer bey Schwanheim einen Fisch 7 ½ Schuh lang, hat ein Maul gleich einem Schwein, Rüssel aber ganz unten dran hanget, sein Schnabel ohngefähr vier Zoll lang weit, er hatte große harte Schuppen gleich denen Muscheln, so weit von einander stunden.“

Der größte im Main gefangene Stör soll über zwei Meter lang gewesen sein und um die 170 Pfund gewogen haben. Die letzten Störe fing man 1849 in Frankfurt während des Hochwassers an der Wilhelmsbrücke, und 1856 bei Würzburg.

Auch der Lachs oder Salm und die Forelle drangen – vom Meer kommend – bis in die kleinsten Bäche vor. Sie wurden nicht nur in den Fachen gefangen, sondern auch mit Hilfe von Köderfischchen am Angelhaken. Obwohl der Lachs bis ins 16. Jahrhundert sehr zahlreich erschien, musste laut Fischereiverordnung der größte Teil des Fangs an Herrschaftshöfe abgegeben werden.

Man darf annehmen, dass mancher Fischer schlau genug war und nicht jeden der delikaten Meeresfische ablieferte, wenn auch die kurfürstliche Verwaltung Versäumnisse streng ahndete. Fischdiebstahl wurde hart bestraft, neben Stäuben und Zuchthaus drohte sogar Landesverweis.

Ein Fisch, der in fast allen Gewässern heimisch war, ist der Aal. Um ihn zu fangen, legte man quer durch den Fluss Reisiggeflechte. Diese, als Aalfach bezeichneten Wehren, wurden mit Pfählen oder durch ausgelegte schwere Steine befestigt. Zum Passieren der Schiffe mussten im Flussbett und an den Ufern Durchgänge freigelassen werden.

Sehr häufig fing man den Hecht, den Hauptfisch unserer Flüsse und Ströme. Der Raubfisch fand im Main reiche Beute, besonders junge Karpfen, die er gebietsweise dezimierte. Man zog deshalb Karpfen wie Barsche in Teichen, wo die besonders gewichtigen und schmackhaften Fische ungestört heranwachsen konnten. Die Seligenstädter Fischer unterhielten drei Weiher, die mit Karpfen und Schleien besetzt waren. Der Gänsweid- und der Ochsenkautenweiher lagen am nordwestlichen Stadtrand, wo früher Torf gestochen wurde. Der Ellenseeweiher befand sich auf dem heutigen Sportgelände der Turngesellschaft.

Weitere beliebte Speisefische, die im Main öfters gefangen wurden, waren die Karausche, die Barbe und die Bräse oder Brasse. Letztere kam nur im Frühjahr zum Laichen hier her und wurde bis zu sechs Pfund schwer.

Nicht allzu gewichtig, dafür umso zahlreicher gingen die beliebten Rotaugen und die Weißfische ins Netz. Sie galten als Fische des „kleinen Mannes“, da sie jeder ohne große Mühe im seichten Ufergewässer fangen konnte. Die kleinen Weißfische nannte man „Schneider“, ein Name, der sich bis in unsere Tage erhalten hat.          

 

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