Die Wollhandkrabbe -Bald auch im Main?-

Von Rainer Appel -mainkarpfen.de-

Nach Aussage von Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes könnte die Wollhandkrabbe bald auch unseren Mainabschnitt bevölkern. Im Rhein ist sie ja schon einige Zeit „einmarschiert“ und in Norddeutschland schon lange eine Plage!

Also, mit welchem unerwünschten Zuwanderer müssen wir uns (demnächst?) auch noch herumärgern?

 Die Wollhandkrabbe

ist eine ursprünglich in China beheimatete Krabben-Art.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie nach Europa eingeschleppt. In der einheimischen Fauna mancher Flüsse hat sich das Tier mittlerweile trotz Bekämpfung durch den Menschen als Neubürger (Neozoon) fest etabliert.

Beschreibung:

Die Krabbe bekam ihren Namen, weil insbesondere die männlichen Tiere einen dichten „Haarpelz“ an den Scheren tragen, der die Art unverwechselbar macht, die Behaarung tritt unauffälliger auch bei Weibchen und Jungtieren auf. Ihr fast quadratischer Rückenpanzer (Carapax) kann bis zu 7,5 Zentimeter lang werden (ausnahmsweise sogar 10 Zentimeter), wobei zwischen den Geschlechtern kaum Größenunterschiede bestehen. Die Gesamtbreite einschließlich der langen Beine kann bis zu 30 Zentimeter betragen, wobei die Beine die doppelte Länge der Carapaxbreite erreichen. Das Gewicht ausgewachsener Tiere liegt zwischen 70 und 200, ausnahmsweise bis 400 Gramm. Das Abdomen ist wie bei allen Krabben nach vorne auf die Bauchseite umgeschlagen. Der Rückenpanzer olivgrün oder braun gefärbt mit dunklerer Fleckung und am Rand fein gesägt. An seinen Vorderecken befinden sich außerdem auf jeder Seite vier scharf zugespitzte Sägezähne. Das vordere Extremitätenpaar ist zu Scherenhänden umgewandelt, die beim Männchen kräftiger ausgeprägt sind als beim Weibchen. Die vier Laufbeinpaare sind lang und abgeflacht und haben an den Kanten Haarsäume.

Wollhandkrabben besiedeln größere Flussläufe. Sie leben dort überwiegend nachtaktiv am Grund und ernähren sich von Wasserpflanzen, Insektenlarven, Muscheln, Schnecken, kleineren Fischen und Aas. Bei neuen Untersuchungen und älteren Erhebungen aus den 1930 Jahren besteht die Nahrung zu etwa drei Vierteln (max. bis 90%) aus pflanzlichem Material und richtet sich vor allem nach dem Angebot. Mollusken werden aber bevorzugt aufgenommen, um mit der Schale den Kalkbedarf für den Carapax zu decken. Fischbrut und gesunde und bewegliche Fische werden nicht gefressen.

In Uferbereiche werden Wohnhöhlen gegraben; aber auch unter Steinen und in weichem Sediment sucht die Art Schutz. Zwischenzeitlich kann sie sich einige Zeit an Land aufhalten. Während des Wachstums häuten sich die Krabben regelmäßig, indem sie ihr altes Panzerkleid abstreifen. Das neue ist bereits angelegt und muss nur noch aushärten.

Die Wollhandkrabbe lebt im Salzwasser, im Brackwasser aber vor allen Dingen im Süßwasser in großen Flussläufen.

Wanderungen

Die Wollhandkrabbe lebt als adultes Tier im Süßwasser, benötigt aber zur Entwicklung salziges Wasser, das über Reproduktionswanderungen flussabwärts (sog. katadrome Wanderungen, wie beim Aal) erreicht wird. Mit Beginn der Paarungszeit im Spätsommer wandern die erwachsenen Tiere flussabwärts zu Meer. Die Migration kann sich bei Tagesleistungen zwischen acht und zwölf Kilometern über mehrere Monate hinziehen. Die zuerst in den tidebeeinflussten Mündungen eintreffenden Männchen passen dort die Weibchen ab. Nach der Paarung wandern die Weibchen bis in den stark salzbeeinflussten Mündungsbereich und laichen dort binnen 24 Stunden ab. Pro Weibchen werden sehr hohe Eizahlen (270.000 bis 920.000) erreicht. Die Tragezeit beträgt etwa vier Monate. Anschließend laufen die Weibchen zurück in die Brackwasserzone der Flussmündung und geben die schlupfreifen Eier ins Wasser ab. Danach sterben die Muttertiere; sie pflanzen sich also nur einmal fort. Auch die Männchen kehren nicht mehr zurück.

Aus dem Ei schlüpft ein frei schwimmendes Larvenstadium, die sog. Zoea. Nach fünf Häutungen wird ein bodenlebendes Larvenstadium, die Megalopa, erreicht, die sich nach einer Häutung zu einer etwa drei Millimeter großen Jungkrabbe umwandelt, die anatomisch den adulten Tieren entspricht. Vor allem die älteren Larvenstadien benötigen höhere Salzgehalte im Wasser und können nicht in reinem Süßwasser überleben, während dies ausgewachsene Krabben ohne Probleme möglich ist. Die Entwicklung findet aber niemals im offenen Meer, sondern immer im Brackwasser der Ästuare und Flussmündungen statt. Die jungen Krabben, die sich aus den Larven entwickeln, wandern im Frühjahr (April/Mai) wieder die Flussläufe hinauf, während sie immer größer werden. Bis zum Erreichen der wanderfähigen Größe vergehen aber immer anderthalb, meist sogar zwei Jahre. Vor dem Aufstieg sammeln sich die Tiere im tieferen Wasser, um dann geschlossen aufwärts zu wandern. Die Aufwanderung gegen die Strömung braucht mehrere Jahre, beispielweise waren am Wehr Calbe (and er Mündung der Saale in die Elbe) die meisten gefangenen Jungtiere drei Jahre alt. Die Wandergeschwindigkeit wurde bei jungen Tieren auf etwa einen Kilometer pro Tag, bei älteren bis drei Kilometer, bestimmt, woraus sich eine Jahresleistung von etwa 200 bis 250 km pro Jahr ergibt. Größere Hindernisse wie z.B. Wehre werden notfalls auf dem Landweg umgangen, wobei selbst senkrechte Betonwände überklettert werden können.

Quelle z.T. Wikipedia

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